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Word-OleSte-DerTou

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Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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längliche Pfütze.
    Die Frau hatte sich wieder ein wenig beruhigt, schnappte aber noch immer nach Luft. Sie wirkte erschöpft. Als er ihre Hand ergriff, drückte sie sie mit unerwarteter Kraft. Ihr Bauch hob und senkte sich. Sein Blick fiel auf das tote Mädchen hinter ihr. Weit entfernt tauchte jetzt Angela als winzige Gestalt auf, die zusammengesunken dahin torkelte wie eine Betrunkene.
    »Wer sind Sie eigentlich?«, stieß die Schwangere hervor. »Was?«
    Sie biss die Zähne zusammen, um ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. »Sie haben eine Waffe.«
    Die Walther lag noch immer in seiner anderen Hand. Er ließ los, und sie fiel klappernd zu Boden. Roter Nebel waberte vor seinen Augen.
    »Wer ... « Sie atmete durch gespitzte Lippen aus und blies dreimal. »Wer sind Sie, verdammt?«
    Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er wartete und klammerte sich fester an ihre Hand. Dann probierte er es nochmal. »Ich bin Tourist.« Doch schon während er das Bewusstsein verlor, war ihm klar, dass das nicht mehr zutraf.
    Teil 1
    Touristen in der Krise
    Mittwoch, 4. Juli
    bis Donnerstag, 19. Juli 2007
    1
    Der Tiger. Es war die Art von Beiname, die in Südostasien oder Indien gut funktionierte, und aus diesem Grund ging die CIA lange davon aus, dass der Profikiller ein Asiate war. Erst nach 2003, als einige wenige Fotos von ihm eintrudelten und verifiziert wurden, stellte sich heraus, dass der Mann europäischer Herkunft war. Was natürlich die Frage aufwarf: weshalb »der Tiger«?
    Es überraschte niemanden, dass die Company-Psychologen unterschiedlicher Auffassung waren. Der letzte verbliebene Freudianer sprach von einer sexuellen Dysfunktion, die der Killer überspielen wollte. Ein anderer vermutete einen Bezug zur chinesischen Legende »Tiger Boys«, die sich um Jungen rankte, die sich beim Betreten des Waldes in Tiger verwandelten. Und eine Analytikerin aus New Mexico stellte die Theorie auf, dass der Name vom Tigersymbol der amerikanischen Ureinwohner herrührte, das Selbstvertrauen, Spontaneität und Stärke signalisierte. Der Freudianer reagierte darauf mit de r knappen Notiz: »Seit wann gehö rt der Tiger zur nordamerikanischen Fauna?«
    Milo Weaver war das egal. Der Tiger, der zurzeit unter dem Namen Samuel Roth unterwegs war (israelischer Pass Nr. 6173882, geb.19.6.66), war von Mexico City aus in die USA eingereist und in Dallas gelandet. Seit drei Nächten war Milo ihm auf der Spur und kampierte in einem Chevy; den er am Dallas International Airport gemietet hatte. Kleine Hinweise, fast unmerkliche Nuancen, hatten ihn dazu veranlasst, in östlicher und dann südlicher Richtung bis zu den Randbezirken von New Orleans zu fahren, um dann einen Bogen nach Norden durch Mississippi zu schlagen, bis ihn gestern spätabends in der Nähe von Fayette ein Anruf von Tom Grainger aus New York erreichte. »Hab gerade eine Nachricht reingekriegt. In Blackdale, Tennessee, haben sie einen Samuel Roth verhaftet, wegen Misshandlung einer Frau.«
    »Misshandlung einer Frau? Das kann er nicht sein.« »Die Beschreibung passt.«
    »Okay.« Milo suchte die im warmen Abendwind flatternde, colafleckige Landkarte ab. Schließlich fand er Blackdale, ein winziges Kaff. »Sag ihnen, ich komme. Sie sollen ihn in eine Einzelzelle stecken. Wenn sie so was überhaupt haben.«
    Als er am Morgen des Unabhängigkeitstages in Blackdale anrollte, waren seine Reisebegleiter der Dreitagesverbrauch von McDonald's-Bechern und -Tüten, Highway-Mautquittungen, Bonbonpapiere und zwei leere Flaschen Smirno ff. Allerdings keine Zigaretten kippen - zumindest dieses Versprechen an seine Frau hatte er gehalten. In seiner überfüllten Brieftasche hatte er weitere Belege gesammelt, die seinen Weg nachzeichneten: Abendessen in einem Fuddruckers in der Gegend von Dallas, ein Grillrestaurant in Louisiana, Motels in Sulphur, Louisiana, und in Brookhaven, Mississippi, und ein Stapel Benzinrechnungen, die er mit seiner Company-Karte bezahlt hatte.
    Eigentlich hätte ihm Blackdale gar nicht gefallen dürfen.
    Normalerweise fühlte er sich nur in Großstädten des frühen 21. Jahrhunderts zu Hause. Irgendwo vergraben in der Kudzuwüste von Hardeman County, zwischen dem ElvisMythos Memphis und dem grenzüberschreitenden Verlauf des Tennessee River im Dreiländereck zwischen Mississippi, Alabama und Tennessee, wirkte Blackdale alles andere als einladend. Schlimmer noch: Als er in den Ort fuhr, wurde ihm klar, dass er es nicht mehr zum Auftritt seiner Tochter bei der Fourth

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