Word-OleSte-DerTou
das blutverschmierte Resopal gerutscht war. »Und das war eine Überraschung, oder?«
»Was?«
»Sam Roth, al-Abari - dieser Kerl eben. Dass er früher Tourist war.«
Milo legte eine besudelte Hand auf den Tisch und legte das Kinn darauf. »Natürlich war das eine Überraschung.«
»Hab ich das jetzt richtig verstanden? Der Tiger - ein professioneller Killer mit einem bescheuerten Beinamen - reist in die USA ein, nur um mit Ihnen zu plaudern und dann Schluss zu machen.«
Milo nickte auf seinem Handrücken.
»Aber meine eigentliche Frage ist: Wie kommt Ihre Akte Ihre Touristenakte, die zu den bestgehüteten Geheimnissen dieses Hauses gehört - in die Hände dieses Mannes?« »Grainger hat sie ihm gegeben.«
»Was!« Fitzhugh stieß sich demonstrativ mit seinem Stuhl zurück. »Ich hab mich wohl verhört! Wollen Sie damit behaupten, dass Tom mit dem Tiger zusammengearbeitet hat? Das ist eine ziemlich massive Anschuldigung.«
»Ja, leider.«
»Und dieser Samuel Roth - Sie haben zugelassen, dass er sich vor Ihren Augen das Leben nimmt, obwohl Sie wussten, dass der Mann über unschätzbare Informationen verfügt.«
»Ich hatte keine Chance, ihn zu retten. Er war zu schnell.«
»Vielleicht wollten Sie diese Chance gar nicht. Vielleicht war es Ihnen lieber, dass er stirbt. Oder - und jetzt wird's interess ant - Sie haben von seiner Zahn füllung gewusst und ihm mit den bloßen Händen in den Mund gegriffen, um sie aufzubrechen. Schließlich war er schon sehr schwach, und Ihre Fingerabdrücke waren überall in seinem Gesicht. Für einen starken Kerl wie Sie wäre das eine Kleinigkeit gewesen. Wer weiß, vielleicht haben Sie es sogar auf Graingers Befehl hin getan. Warum nicht? Schließlich geben Sie dem armen Mann auch sonst an allem die Schuld.«
Milo blieb stumm.
Als sie zu der Besprechung mit Grainger am Morgen vor seinem Flug nach Paris kamen, wo er Angela Yates auf die Probe stellen sollte, fiel ihm Fitzhugh wieder ins Wort.
»Da haben Sie ihn also nach dem Tiger gefragt.«
»Aber er hat mich vertröstet«, erwiderte Milo. »Warum war es bloß so schwer, mir die Akte zu zeigen? Das hab ich nicht kapiert. Zumindest nicht zu dem Zeitpunkt. Es hat wirklich lang gedauert, bis ich so weit war. Zu lang. «
»Bis was so weit war?« Als keine Antwort folgte, lehnte sich Fitzhugh zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich weiß, dass er Ihnen die Akte gezeigt hat, Milo. Nach Ihrer Rückkehr aus Paris. Sie wollen doch nicht etwa andeuten, dass ich irgendwas mit der Sache zu tun habe, nur weil ich Benjamin Michael Harris zur CIA geholt habe? Pech bei der Anwerbung ist kein Verbrechen in diesem Land.«
Milo starrte ihn an und überlegte, ob der nächste Teil eine Lüge oder eine Auslassung war. Manchmal fiel ihm die Unterscheidung schwer. »Nein. Ihre Beteiligung war kein ausreichender Grund für die Geheimhaltung. Tom war nicht mit Ihnen verbündet.«
»Eben. Er war mit dem Tiger verbündet.«
»Deswegen hab ich ja so lange gebraucht, um es rauszufinden«, erklärte Milo. »Grainger hat mir die Akte überlassen, um mich von der Fährte abzubringen; er wollte, dass ich in Ihrer Richtung suche.«
Fitzhugh schien befriedigt.
So ging es weiter. Immer wieder verlangte Fitzhugh eine Klarstellung oder spielte den Verwirrten. Nachdem Milo bekannt hatte, dass er aufgrund eines unbestimmten Verdachts in Paris geblieben war, unterbrach ihn Fitzhugh. »Aber Sie hatten doch Einne rs Beweise gesehen. Die Aufnah men.«
»Ja, aber was haben die schon bewiesen? Hat sie Herbert Williams Informationen zukommen lassen, oder war es umgekehrt? Wurde sie ohne ihr Wissen in ein abgekartetes Spiel reingezogen? Hat ihr Williams nachspioniert, um etwas über die Fortschritte ihrer Ermittlungen rauszufinden? Oder war sie wirklich schuldig, und der Mann mit dem roten Bart hat sowohl den Tiger geführt als auch Angela zum Verrat von Informationen an die Chinesen bewegt? Wenn ja, wer war sein Auftraggeber? Das war sicher nicht die Operation eines Einzelgängers. Vielleicht standen die Chinesen auch hinter Herbert Williams.«
»Ein einziges chinesisches Rätsel.« »Allerdings. «
Fitzhughs Telefon läutete. Er nickte und knurrte ein paarmal, ehe er abschaltete. »Also, es war ein langer Tag. Das Gespräch war sehr ergiebig. Dieser Verschwörungsgeschichte können wir morgen weiter nachgehen, okay?« Er klopfte auf den Tisch - auf seiner, der sauberen Seite. »Wir sind schon weit gekommen.«
»Dann kriege ich jetzt vielleicht was
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