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Rucksack in Ihrem Bad vergessen.«
Verblüfft setzte der Mann zu einer Erwiderung an, überlegte es sich aber anders und verschwand. Nach dreißig Sekunden öffnete sich die Tür, und er reichte ihm den Rucksack. »Wie sind Sie denn rausgekommen?«
»Eigentlich hätte ich mich natürlich bei Ihnen bedanken müssen, aber ich wollte Sie nicht stören bei Ihrem Rennen. Und ich hoffe, es stinkt nicht zu sehr im Bad - ich hab extra das Fenster zum Lüften aufgemacht.«
Stirnrunzelnd musterte der Mann Milos verschmutztes Unterhemd. »Was ist denn passiert?«
Milo sah an sich hinunter und deutete auf die offene Tür von Nummer sieben. »Marie ist gekommen, und ... echt, Mann, das kann ich gar nicht erzählen.«
Er hatte gerade erst im Wohnzimmer einen kleinen Schreibtisch geleert und eine umfangreiche Sammlung von Angelas DVDs durchstöbert - Misfits - nicht gesellschaftsfähig, Der unsichtbare Dritte, Chinatown, Manche mögen's heiß -, als es an der Tür klingelte. Ohne Schuhe tapste er zur Tür und bedauerte bereits, die Pistole nicht eingesteckt zu haben, doch es war nur Einner, der ihm sein Telefon hinhielt. »Für dich.«
Milo nahm es mit ins Wohnzimmer. Grainger meldete sich ohne Vorrede. »Bist du allein?«
Einner war in die Küche geschlendert, und er hörte, wie sich die Kühlschranktür öffnete. »Ja.«
»Sie haben mich rausgeschmissen, Milo.« »Was?«
»Fitzhugh nennt es Urlaub, aber das ist nur ein Vorwand. Er ist wütend, weil ich dich vor den Leuten vom Heimatschutz gewarnt habe, und dass ich dir die Akte von Benjamin Harris gezeigt habe, begeistert ihn auch nicht unbedingt.«
»Wie hat er das spitzgekriegt?«
»Wahrscheinlich hat es ihm eine Sekretärin gesagt, aber das spielt keine Rolle mehr. Ich fahr jetzt eine Woche nach New Jersey. Von der Stadt hab ich die Schnauze erst mal voll.«
Schuldgefühle waberten in ihm hoch. Die Company war das Einzige, was der alte Witwer noch im Leben hatte, und das hatte er jetzt wegen Milo verloren.
»Was hast du rausgefunden?«, fragte Grainger. »Einner sagt, du hast mit der DGSE gesprochen.«
»Hör zu, Tom. Ich bin mir nicht mal sicher, dass es richtig war, wegzulaufen. Vielleicht stelle ich mich einfach.«
»Lass das lieber«, erklärte Grainger. »Ich hab dir doch erzählt, dass sich die Simmons mit Fitzhugh treffen will. Sie weiß, dass du in Paris warst, und hat den Bericht über Angela verlangt. Ich hab ihn ihr nicht gezeigt, aber Fitzhugh hat wohl Schiss gekriegt, jedenfalls hat er am Dienstag klein beigegeben.« Er zögerte kurz. »Das ist alles wegen dieser Lücke in der Überwachung, Milo. Du hättest von Einner nicht verlangen sollen, dass er die Kameras abschaltet.«
»Du hast es doch genehmigt.«
»Ja, damit muss ich wohlleben. Aber jetzt erzähl mir, was du in Erfahrung gebracht hast.«
Milo gab ihm die wichtigsten Fakten durch. Vor allem dass die ganze Untersuchung gegen Angela Yates auf einer Fehlinformation beruhte. »Yi Lien hat sein Notebook nie aus der Botschaft mitgenommen. Diane Morel kann das bezeugen. Also hat dich jemand angelogen. Vielleicht dein Kontaktmann beim MI6. Da solltest du mal nachhaken.«
»Geht nicht. Fitzhugh hat unsere britischen Freunde vom Ende meiner Amtszeit unterrichtet. Die werden sich hüten, noch irgendwelche Informationen an mich weiterzureichen.«
»Na schön. Ich bin in einem sicheren Haus von Angela. Ich hoffe, dass sie hier ein paar Aufzeichnungen versteckt hat.«
»Egal was du erfährst, du brauchst auf jeden Fall handfeste Beweise. Denk daran. Was passiert, wenn du dort nichts findest?«
»Bin mir noch nicht sicher.«
»Wenn du eine Niete ziehst, ruf mich in New Jersey an. Vielleicht fällt mir was ein. Meine Nummer hast du?« »Nein, nicht im Kopf.«
Milo schnappte sich Stift und Papier und schrieb sich den Anschluss von Graingers Haus am See auf.
»Noch was«, fuhr Grainger fort. »Nach meinem Abschied hat Fitzhugh jetzt offiziell die Leitung des Tourismus übernommen. Er hat keine Ahnung, wo du dich aufhältst, aber wenn er erfährt, dass du mit Einner zusammen bist, dann kannst du dir ja ausmalen, was passiert.«
An einem Snickers-Riegel aus dem Kühlschrank kauend, erschien Einner in der Tür und bemerkte die Aktzeichnungen in Tusche, mit denen Angela das Zimmer dekoriert hatte. »Ich schätze schon.«
Grainger wollte sich offenbar nicht auf Milos Vorstellungskraft verlassen. »Er wird Einner anrufen - den Code hat er und ihm befehlen, dich einzukassieren. Lebendig oder tot. Also
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