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würde ich vorschlagen, du schüttelst Mr Einner bei nächster Gelegenheit ab.«
»Verstanden. Und, Tom?«
Einner ließ von den Nackten ab und lächelte Milo zu. »Ja?«
»Wenn sich Tina meldet, richte ihr doch bitte aus, dass es mir gut geht. Und dass ich sobald wie möglich wieder bei ihr bin.« »Klar. Aber du kennst sie besser als ich. Sie glaubt mir kein Wort.«
Milo schaltete ab und gab Einner das Telefon zurück. Dann bat er ihn, das Schlafzimmer zu durchsuchen.
»Ich dachte, ich soll die Straße im Auge behalten.«
»Das ist wichtiger.« In Wirklichkeit wollte er Einner in Hörweite haben, für den Fall, dass sich Fitzhugh bei ihm meldete.
Letztlich brauchten sie nur zwanzig Minuten. Da sie das Apartment in der Rue David d' Angers für sicher hielt, hatte Angela ihr Material über den Tiger einfach in eine Mappe gesteckt und diese an der Unterseite des IKEA-Sofas gegenüber dem Fernseher befestigt. Ein Stapel von vielleicht zweihundert Dokumenten, Fotos und Blättern mit handschriftlichen Notizen. Sie hatte bunte Büroklammern als Farbcode benutzt, so dass sie die Informationen über beispielsweise Rahman Garang in einen Abschnitt mit seinem Foto und seinen wesentlichen Daten einsortieren konnte. Milo war beeindruckt, mit welcher Mühe sie Telefonaufzeichnungen und selbst geschossene Fotos zusammengetragen hatte.
Er nahm die Mappe mit hinüber ins Schlafzimmer, wo Einner gerade vor dem offenen Kleiderschrank stand und auf der Suche nach Hohlräumen die Absätze von Angelas Schuhen abbrach. »Komm, wir verschwinden.«
In einer Brasserie am Montmartre machten sie sich bei gegrilltem Lammkarree an eine erste Auswertung der Unterlagen. »Meinst du wirklich, dass sie das alles allein auf die Beine gestellt hat?«, fragte Einner. »Ja, das meine ich.«
»Dann hatte sie mehr drauf, als ich dachte.« »Als wir alle dachten.«
Ausgehend von dem Stand, über den sie Milo bereits informiert hatte, hatte sich Angela auf die Bankkontakte von Rolf Vinterberg in Zürich konzentriert. Mit Hilfe ihrer Verbindungen hatte sie sich Zugang zu den Daten dreier anderer Banken in der Stadt verschafft und war zweimal fündig geworden: Rolf Vinterberg hatte ein Konto eröffnet, das kurz darauf von Samuel Roth aufgelöst wurde. Auf einen Zettel hatte sie geschrieben:
RV: Wohnhaft in Zürich. Allein? Nein.Welches Unternehmen?
Diese Notiz haftete an einer zwanzigseitigen, einzeiligen Liste Züricher Unternehmen, die nach Branchen eingeteilt waren. Milo hatte keine Ahnung, warum sie sich gerade für diese Firmen interessiert und nach welchen Kriterien sie sie ausgesucht hatte. Auf der vierten Seite hatte sie die Ugritech SA mit schwarzem Filzstift umkringelt. Wie sie im Heuhaufen der Möglichkeiten ausgerechnet auf diese Aktiengesellschaft gestoßen war, war unklar, doch Milo vermutete, dass Angela ihre Gründe gehabt hatte. Vielleicht gingen sie irgendwo aus den anderen Papieren hervor, von denen Einner eine Hälfte studierte.
Irgendwie sagte ihm der Name etwas, aber er kam nicht darauf. Das nächste Blatt war ein Ausdruck der Firmenwebsite, aus dem zu erschließen war, dass sich Ugritech auf die Verbreitung von Technologie in Afrika spezialisiert hatte. Dann sah er das Foto. Ein attraktiver Mann mit welligem Haar und einem charmanten Lä cheln: »Direktor: Roman Ugrimow. «
Milo atmete hörbar aus, und Einner unterbrach seine Lektüre: »Was gefunden?«
»Hast du irgendwas über Ugritech gelesen? Das ist ein Unternehmen. «
Einner schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seinen Seiten zu. Milo schloss die Augen und erinnerte sich an den 11. September 2001, 10.27 Uhr. Der Moment, in dem die dreizehnjährige Ingrid Kohl auf dem harten venezianischen Kopfsteinpflaster aufschlug. Dazu Roman Ugrimows Ruf: » Und sie liebe ich, du Scheißkerl!«
Es gab nicht viele Menschen, die Milo hasste. Hass hält sich nicht lange in der Company, da man Zugang zu so vielen Informationen hat, dass man sich nur allzu leicht in andere hineinversetzen kann, die grausige Taten begehen. Doch obwohl Milo einiges über die damaligen Geschehnisse wusste, hatte er sich den Mord an Ingrid Kohl nie so recht erklären können.
Am 13. September, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die schwangere Frau, Tina Crowe, außer Gefahr war, hatte er sich aus dem Krankenhaus geschlichen und war in Ugrimows Palazzo marschiert. Der Besuch war eine nutzlose Geste, die er wegen der Löcher in seiner Brust nicht einmal durch Aggressivität unterstreichen
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