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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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rot werde. Hab ich nicht selber diese Art von Doppelmoral? Ich sage Paula, dass Ben Wasser trinken soll, keinen Saft, und dann am Wochenende, wenn er mich um Apfelsaft bittet, gebe ich viel zu schnell nach, um mir ein bisschen Ruhe und Frieden zu erkaufen. Ich verlange, dass mein Kindermädchen eine bessere Mutter ist, als ich je sein könnte: ich erwarte von ihr, dass sie meine Kinder liebt wie ihre eigenen, und dann, wenn ich nach Hause komme und sehe, dass sie sie liebt wie ihre eigenen, dann sind es plötzlich Meine Kinder, die von keinem anderen als mir geliebt werden dürfen.
    Als ich die Geschirrspülmaschine ausräume und all die Teller, die nicht richtig sauber geworden sind, von Hand abwasche, sehe ich, dass Paula mich vom anderen Ende der Küche her ansieht. Sie bürstet Emily die Haare, sieht aber mich an. Ich wünschte, ich wüsste, was sie denkt. Sie hat mal zu mir gesagt, dass sie nie ein Kindermädchen einstellen würde, wenn sie Kinder hätte. Sie wüsste nur allzu gut, wie das so liefe – die Mädchen machten sich bei den Müttern Liebkind, und sobald sie aus der Tür seien, hingen sie am Handy.
    Emily schreit, als die Bürste auf Widerstand stößt. «Still jetzt», schilt Paula, «Prinzessinnen müssen ihr Haar jeden Tag mit hundert Strichen bürsten lassen. Stimmt’s, Mama?» Sie guckt zu mir her, ich soll ihr zeigen, dass wir uns wieder vertragen und uns einig sind.
    Nein. Ich will es nicht wissen. Wenn ich wüsste, was sie wirklich denkt, würde mich das wahrscheinlich umbringen. Trotzdem, ein Teil von mir wünschte, ich wüsste es.

Vierter Teil

29
    Der Einkauf im Supermarkt
    Für mich markiert Emilys Geburtstag immer den Anfang vom Sommer. Vor sechs Jahren, als es losging und ich im Taxi zum Krankenhaus fuhr, saßen Leute draußen an Cafétischen und strömten auf die Straße, und es fühlte sich an, als würde die ganze Stadt zur Ankunft meines Kindes Karneval feiern.
    Am Tag vor ihrer Geburtstagsfeier mache ich mit Ben den Einkauf im Supermarkt. Der Einkauf im Supermarkt. Unvorstellbar, dass so ein kleiner Ausdruck so viel Schmerz beinhalten kann, eine Orestie des Leidens. Zunächst einmal versuchte ich einen extrabreiten Einkaufswagen zu befreien, der vor dem Laden mit einem anderen kopuliert. Ich ziehe und schiebe mit der einen Hand, während ich ein widerspenstiges Kleinkind mit der anderen festhalte.
    Der extrabreite Einkaufswagen ist ein Flugzeugträger auf Rädern und in etwa so manövrierbar wie die Isle of Wight. Ich versuche Ben dazu zu überreden, sich in den Babysitz zu setzen. Er lehnt das ab und zieht es vor, im Laderaum mitzufahren, wo er alle Einkäufe rauswerfen kann, die ihm missfallen. Verzweifelt breche ich eine Schachtel Mini Milks an und gebe ihm zwei. Während er beide Hände voll hat, lasse ich ihn auf den Sitz gleiten und die Verschlüsse zuschnappen. (Schlimme, schlimme bestechende Mutter.) Nun muss ich nur noch die siebenunddreißig Posten auf meinem Zettel ausfindig machen. Nachdem ich heute Morgen mit dem Radio nach ihm geworfen hatte, sagte Richard, dass dieser ganze Geburtstagsaufstand mich möglicherweise ein wenig zu sehr stresse. Ich solle doch mal eine Pause machen und den Einkauf im Supermarkt ihm überlassen. Unmöglich, sagte ich, er würde nur das Falsche kaufen.
    «Aber es gibt einen Zettel», führte er mit seiner Mann-im-weißen-Kittel-Stimme an, «wie kann ich denn da irgendwas falsch machen?»
    Was jede Frau weiß und was kein Mann je begreift ist, dass er, selbst wenn er alles von ihrer Liste mit nach Hause bringt, immer noch nicht die richtigen Sachen geholt hat. Denn die Frau ist wahrhaft davon überzeugt, dass sie, wäre sie in den Supermarkt gegangen, die bessere Wahl getroffen hätte: ein wohlgenährteres Hühnchen von üppigeren französischen Wiesen, einen leckereren Joghurt, genau den Salatkopf, nach dem es sie gelüstete und dessen Name ihr entfallen war, bis sie der Bewusstseinssturm vor der Frisch & Fit-Auslage überkam. Männer schreiben Listen, um die Welt zu ordnen, um sie festzulegen, für Frauen sind Listen der Anfang von etwas, die Koordinaten, die uns den Weg in die Freiheit weisen. (Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich behaupte nicht, dass das fair ist. Wenn eine Frau etwas kauft, das nicht auf dem Zettel steht und sich als ungenießbar erweist, dann war das «ein Experiment». Wenn ein Mann dasselbe macht, ist es «Geldverschwendung».)
     
    15.31: Stelle mich in die Schlange vor der Kasse. Bin sicher, dass ich etwas

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