Working Mum
als ich vorhin mit ihm sprach. Ich sollte natürlich überhaupt nichts dazu sagen, aber wenn man die Dinge in einer gewissen Abteilung schleifen lässt, na, dann kann man bald den ganzen Laden dicht machen.»
«Ja, Barbara, aber wir haben Emilys Geburtstag gefeiert und …»
«Wie auch immer, Richards Vater und ich kommen am Samstag in die Stadt, um uns diese hinreißende Vorstellung in der Royal Academy anzusehen.»
Mir wird klar, dass die anschließende Pause bedeutet, dass ich was sagen soll. «O wie schön, Barbara, wo werdet ihr wohnen?»
«Mach dir nicht zu viel Arbeit, hörst du. Du kennst ja Donald und mich, heißes Wasser und ein sauberes Bett, und für uns ist die Welt in Ordnung.»
21.40: Wir sind oben, Emily ist noch wach, schielt nach ihrem großen Tag aber vor Müdigkeit. So heiß, sie hat die Bettdecke und das Nachthemd abgeworfen und liegt auf dem Laken, ihr Körper wirft einen Perlmuttschimmer in den verdunkelten Raum. Im Laufe des letzten Jahres – sind wirklich schon zwölf Monate vergangen, seit sie fünf geworden ist? – ist ihr runder, vorstehender Babybauch verschwunden, jetzt hat sich an dieser Stelle eine kleine Kuhle gebildet, sie streckt sich zu den Konturen der Frau, die sie werden wird. Sie ist umso schöner, weil sie nicht weiß, dass sie schön ist. Ich will sie lieben und beschützen und ihr niemals wehtun. Ich lege den stummen Schwur ab, eine bessere Mutter zu werden.
«Mummy?»
«Ja, Em.»
«Beim nächsten Geburtstag bin ich sieben. Dann bin ich acht, neun, zehn, ölf, zwölf, vierzehn, zwanzig!»
«Stimmt, aber so schnell willst du doch nicht groß werden, Schatz.»
«Will ich doch.» Sie streckt ihr Kinn vor. «Wenn man erwachsen ist, kann man nach Morantik.»
«Was ist Morantik?»
Sie verdreht ungläubig die Augen, meine weltüberdrüssige Sechsjährige: «Du weißt schon, Morantik. Das ist ein Land, wo Erwachsene in Restaurants gehen und sich küssen.»
«Ach, Romantik.»
Sie nickt und ist zufrieden, dass ich davon gehört habe: «Ja, Morantik!»
«Wer hat dir denn von Morantik erzählt?»
«Hannah. Und außerdem muss man mit Jungs dahin, nur manchmal sind die zu frech.»
Ich stehe da in der drückend heißen Dunkelheit und denke an all die Gespräche zu diesem Thema, die wir in den kommenden Jahren führen werden, und an die, die wir nicht führen werden, weil sie Geheimnisse brauchen wird, damit sie sich von mir entfernen kann, und ich werde Geheimnisse brauchen, damit sie mir nahe bleiben kann. Als ich mich bücke und sie küsse, sage ich: «Morantik ist ein tolles Land.»
Vielleicht weil sie etwas Sorgenvolles in meinem Gesicht sieht, streckt meine Tochter ihre kleine Hand aus und nimmt meine, eine Erinnerung flackert kurz auf, mehr nicht, daran, wie ich die Hand meiner eigenen Mutter halte, wie kühl sie war, wie die Knochen aneinander drückten.
«Du kannst auch mit nach Morantik, Mummy», sagt sie. «Es ist nicht so weit.»
«Nein, Liebes», sage ich und mache die Aschenputtellampe aus. «Ich bin zu alt.»
Von: Jack Abelhammer
An: Kate Reddy
Liebste Katharine,
Verstehe vollkommen, dass du Vorbehalte hinsichtlich eines weiteren Zusammentreffens in diesem Leben hast und weiß deinen Vorschlag zu schätzen, dem werten Kollegen Brian Dingsda das Handling meiner Geschäfte zu übertragen. Seltsamerweise stelle ich fest, dass ich nicht auf dich verzichten möchte, Kate.
Es gibt dennoch gute Nachrichten. Habe großartiges Restaurant in einem Paralleluniversum gefunden. Kein Kalbfleisch, und sie können uns einen Ecktisch geben. Wann passt es dir?
Alles Liebe Jack
Von: Kate Reddy
An: Jack Abelhammer
Am 12. April 3003 passt es gut. Können wir am Fenster sitzen?
K xxxx
Draußen im Garten, durch eine Nacht so dicht und weich wie Samt, kann ich hören, wie Jack nach mir ruft. Als ich jung war, habe ich Männer so zurückgelassen wie meine Kleider, in Haufen auf dem Boden. Das schien mir das Beste zu sein. Ich hatte rausgekriegt, dass man nur schwer verlassen werden konnte, wenn man bereits weg war. Emotional gesehen war mein Koffer immer gepackt. Ein Therapeut, sollte ich je die Zeit haben, einen aufzusuchen, wird wahrscheinlich sagen, das habe damit zu tun, dass mein Vater uns verlassen hat. Abgesehen davon hielt ich mich an den Ausspruch von Groucho Marx: Warum sollte ich eine Beziehung mit jemandem wollen, der so dumm war, eine Beziehung mit mir zu wollen? Da musste erst Richard kommen und mir zeigen, dass Liebe eine Investition sein kann,
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