Working Mum
Flanken und weist auf meine Vorzüge hin.
«Meine Mama ist so hübsch und so groß, nicht?»
Ich hatte gehofft, meinen Beitrag zum Ethno-Fest unbemerkt abstellen zu können, aber da steht ein Tisch mitten in der Aula, der sich unter den ethnischen Gaben biegt. Eine Mutter scheint eine ganze Ziege in Curry mitgebracht zu haben. Kirsties Mutter hat Haggis in einem echten Magen gemacht. Himmel. Ich verstecke meine Erdbeermarmelade schnell hinter einem Wall aus Vollkornbrot.
«Kate, hallo! Bist du inzwischen auf Teilzeit?», dröhnt Alexandra Law.
«Nein. Ich fürchte, da, wo ich arbeite, gibt es so was nicht. Da gilt es schon als Schwänzen, wenn man ganztags arbeitet.»
Die anderen Mütter lachen alle, mit Ausnahme von Claire Dalton, Teilhaberin bei Sheridan & Farquhar. Ich bemerke, wie Claire versucht, eine kleine Schale Wackelpudding auf den World-Feast-Altar zu schmuggeln. Sie bewegt sich sehr vorsichtig, damit niemandem auffällt, dass der Pudding noch nicht fest ist.
12.46: Candy behält das Baby. Sie weigert sich, darüber zu reden, aber ihr Bauch macht ihre Absichten klar. Die Stratton-Garderobe, seit jeher eher auf der knappen Seite, muss sich mittlerweile arg dehnen, um ihn zu umhüllen. Deshalb hab ich ihr heute eine Tüte voll Schwangerschaftskleider mitgebracht: ein, zwei schöne Stücke, die sie zur Arbeit tragen kann, und ein paar nützliche Säcke für später. Ich übergebe ihr die Tüte kommentarlos beim Lunch im Pizza Navona. Sie zieht ein beiges Kleid mit Bindegürtel raus und hält es hoch.
«Hey, ein Packpapierpaket, das mit Bindfaden zusammengehalten wird. Dafür hab ich was übrig.»
«Ich dachte, du könntest es gebrauchen. Das ist alles.»
«Wozu?»
«Für deine Schwangerschaft.»
«Himmel, was ist das?» Candy nimmt ein weißes Spitzennachthemd und wedelt damit zur Belustigung der Typen am Nebentisch herum. «Ich ergebe mich! Ich ergebe mich», verkündet sie.
«Schau her, man kann es aufmachen zum Füttern.»
«Warum sollte ich im Nachthemd irgendwas essen – o Gott, du meinst, wenn ich jemanden füttere? Nein, wie ekelhaft!»
«Ja, aber das ist schon seit den letzten hundertundfünfzigtausend Jahren so üblich.»
«Nicht in New Jersey, da nicht. Kate?»
«Ja.»
«Das Baby. Es wird doch nicht so furchtbar hilflos sein, oder?»
Ich studiere Candys Gesicht. Das war kein Witz. «Nein, es wird nicht so furchtbar hilflos sein. Das garantiere ich dir.» Nach den ersten achtzehn Jahren jedenfalls nicht mehr, sollte ich eigentlich hinzufügen, aber um den Seelenfrieden meiner Freundin willen halte ich den Mund. Sie ist noch nicht so weit.
15.19: Ein Notfall. Roo wird vermisst. Paula ruft an und sagt, sie sei ganz sicher, dass er im Buggy war, als sie Ben heute Morgen in die Little-Stars-Musikgruppe gebracht hat, und sie ist ziemlich sicher, dass Roo auch wieder mit zurückgekommen ist. Aber dann, als sie Ben zum Mittagsschlaf hinlegen wollte, konnten sie ihn nicht finden. Ben ist am Boden zerstört. Hat geschrien und geschrien, während Paula das Haus durchsucht hat. Von oben bis unten, aber da war kein Känguru. Im Hintergrund kann ich hören, wie Ben vor Kummer hickst.
Was hat sie sich dabei gedacht, Roo mit aus dem Haus zu nehmen? Ich kann gar nicht fassen, dass Paula so dumm sein kann, wo sie doch wusste, wie furchtbar es wäre, wenn er verloren ginge. Ich spreche diesen Gedanken aus, und statt zurückzublaffen, klingt sie einfach nur schuldbewusst und traurig.
«Glaubst du, wir können ein anderes finden, Kate?»
«Keine Ahnung, wie es auf dem Gebrauchtkängurumarkt aussieht, Paula.»
15.29: Rufe bei Woolworth an, wo Roo ursprünglich herkam. Die Verkäuferin sagt, sie bedaure, aber sie glaube, Kängurus seien ausverkauft. Ob ich den Geschäftsführer sprechen möchte. Ja.
Geschäftsführer sagt, der Verkauf von Kängurus sei eingestellt worden. «Der Trend führt weg von den weicheren Tieren und hin zu Novelty Creatures, Mrs. Reddy. Wären Sie eventuell interessiert an einem Action Man?»
Nein, die Exemplare an meinem Arbeitsplatz reichen mir völlig.
15.51: Probiere es bei Harrods. Die müssen doch ein Roo haben. Die haben doch alles, oder? Eine Frau in der Spielzeugabteilung sagt, sie könnte da etwas haben, sie müsse nur eben in einem anderen Raum nachsehen, ich möge mich einen Moment gedulden. Als sie zurückkommt, beschreibt sie etwas, aber das scheint gar nicht das Richtige zu sein.
«Nein, ein Baby kann ich überhaupt nicht gebrauchen. Es
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