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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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ist nicht ihre größte Stärke, aber sie wirkt sehr interessiert. Mag Kinder.
    Das ist ja schon mal ein Anfang. Ich zermartere mir das Hirn, auf welcher Seite Kroatien bei den Massakern auf dem Balkan stand. Ich glaube, im Zweiten Weltkrieg haben sie zu den Nazis gehalten, und jetzt sind sie die Guten – oder war das vielleicht andersrum? Ich sage, okay, ich rede heute Abend mit ihr. Wie heißt sie?
    «Ratka.»
    Natürlich. Muss unbedingt daran denken, den Rattenmann anzurufen. Warum ist er nicht gekommen? Emily klopft mir dringlich aufs Bein. Sie war bis eben tief ins Gespräch mit unserem Fahrer vertieft.
    «Mummy, Winston sagt, das Schöne im Himmel ist, man kann immer, wenn man hungrig ist, ein Stück von einer Wolke abbeißen. Das ist wie Zuckerwatte. Die Engel machen das.» Mit dieser Erklärung wirkt sie bei weitem glücklicher als mit jeder, die ich zustande gebracht hätte.
    Alice wohnt am Queen’s Park: Sie hat sich in dieser Gegend eingekauft, ehe ein Haus mit vier Zimmern mehr kostete als ganz Colorado. Sowie wir zur Tür hereinkommen, geht meine Tochter glücklich mit Nat und Jake spielen, aber Ben wirft nur einen Blick auf die unbekannte Brio-Bahn und klammert sich an mein Bein. Ich muss schnell hier raus, aber ich muss noch ein paar Minuten darauf verwenden, mich bei Jo, dem Kindermädchen, Liebkind zu machen. Ich sehe, wie sie das hysterische Kleinkind beäugt und sich fragt, worauf sie sich nur eingelassen hat. Am Ende muss ich ihn abschütteln und mit seinen Schreien im Rücken aus der Tür rennen.
    Auf dem Rücksitz von Pegasus versuche ich die FT zu lesen, um mich für die Sitzung in Schwung zu bringen, aber ich kann mich nicht konzentrieren. Ich schüttele meinen Kopf heftig, um die Erinnerung an Bens Tränen loszuwerden. Winston mustert mich im Rückspiegel. Wir sind am Kreisverkehr an der Old Street, ehe er etwas sagt:
    «Wie viel zahlen die Ihnen, Lady?»
    «Geht Sie gar nichts an.»
    «Fünfzig? Hundert?»
    «Kommt auf meinen Bonus an. Aber dieses Jahr wird es keinen Bonus geben. Nach der Wertentwicklung im Juni kann ich von Glück sagen, wenn ich meinen Job behalte.»
    Winston schlägt mit beiden Händen auf das in Schaffell gehüllte Lenkrad. «Sie machen wohl Witze. Die haben Sie jede Minute vom Tag. Sie sind eine Sklavin, beste Frau.»
    «Kann ich nicht viel dran ändern, Winston. Technisch bin ich das, was man unter Ernährer der Familie versteht.»
    «Whoaa.» Er steigt wegen einer Nonne auf dem Zebrastreifen auf die Bremse. «Wie findet Ihr Mann das? Typen kommen sich in solchen Fällen immer irgendwie zu klein geraten vor.»
    «Wollen Sie ernsthaft behaupten, dass die Höhe meines Gehaltes den Penis meines Mannes schrumpfen lässt?»
    «Na, das wär doch ’ne Erklärung dafür, dass niemand da draußen es mehr schafft, Babys zu machen, was? Mit der Fruchtbarkeit war alles bestens, bis die Frauen anfingen, arbeiten zu gehen.»
    «Ich glaube, das liegt am Östrogen im Trinkwasser.»
    «Ich glaube, das liegt am Östrogen im Büro.»
    Sogar von hinten kann ich sehen, wie er breit grinst, seine Mundwinkel sind so weit auseinander gezogen, dass die Haut unter seinen Ohren Falten schlägt.
    «Himmel, Winston, wir befinden uns am Ende des 20. Jahrhunderts.»
    Er schüttelt den Kopf, und Goldstaub driftet durch das Taxi. Wie eine Fee, sagte Emily, als sie es sah. «Das Jahrhundert spielt keine Rolle», grummelt er. «Männeruhren ticken immer nach derselben Zeit. Muschi-Zeit.»
    «Ich dachte, wir seien inzwischen alle erwachsen geworden und hätten diesen Höhlenmenschenquatsch hinter uns gelassen.»
    «Und da sind Leute wie Sie völlig falsch gewickelt, Lady. Die Frauen sind da rausgewachsen, die Typen haben nur so getan, damit sie weiterhin an die Frauen rankommen konnten. Ein Typ, der fragt nur, welches Lied will sie jetzt von mir hören, und dann spielt er es. Hier, nehmen Sie eine.»
    Winston wirft mir eine Dose zu. Ich erkenne die runde messingfarbene Schachtel wieder: Drops. Julie und ich mochten am liebsten die geeisten Birnen, aber wir kriegten immer diese hier: Malzbonbons. Mum schwor darauf, dass Malzbonbons Reisekrankheit im Zaum hielten. Deshalb haben sie für mich den Geschmack von Übelkeit.
    Wir sind jetzt wirklich in der City, fegen durch gläserne Schluchten, in denen der lila Dunst der Hitze hängt. Ich mache die Bonbondose auf. Drin liegen sechs ordentlich gerollte Joints. Ich räuspere mich und sage im Ton des Nachrichtensprechers von Radio 4: «Die Richtlinien der

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