Working Mum
durch meine Träume.
Montag, 9.38: Ich bin von meiner eigenen Putzfrau gefeuert worden. Wie tief kann man sinken in den Annalen häuslicher Demütigungen? Als ich an diesem Morgen nach unten kam, fand ich Barbara und Juanita in anklagender Eintracht beieinander. Meine Schwiegermutter gab Geräusche der Missbilligung von sich, als meine Putzfrau nachstellte, wie eine Ratte über die Arbeitsfläche lief, und auf Teile der Küche zeigte, die von Zeitungsstapeln und Spielzeug unpassierbar gemacht würden. «Es ist kein Wunder», sagte Barbara. Obwohl meine Schwiegermutter des Spanischen nicht mächtig ist, vermochte sie sich mit Juanita in der internationalen weiblichen Sprache der Missbilligung zu verständigen.
«Der Rattenmann ist unterwegs», verkündete ich laut, um sie auf meine Anwesenheit aufmerksam zu machen und zu verhindern, dass weitere Beispiele meiner Schlampigkeit angeführt wurden.
Als ich den Namen des Schädlings aussprach, ließ Juanita eine Salve von Klagelauten los.
«Wenn du Essen herumstehen lässt, zieht das Ungeziefer an», warf Barbara hilfreich ein.
«Ich lasse kein Essen herumstehen», sagte ich, aber sie war schon draußen auf dem Flur, wo Donald das Gepäck zusammengestellt hatte. Er winkte mir wehmütig zu.
Als sie weg waren, sagte Juanita mir, es tue ihr Leid, aber sie könne es nicht mehr aushalten. All das wurde durch Armbewegungen und Schluchzer ausgedrückt. Und hier ergab sich endlich die Gelegenheit klarzustellen, dass das Haus nur deswegen in einem solchen Zustand war, weil meine Putzfrau es in den letzten zwei Jahren nicht sauber gemacht hatte – wegen einer Reihe von Leiden, auf die ich stets mit enormem Mitgefühl reagiert hatte, wahrscheinlich, weil da, wo ich herkomme, niemand hinter einem herputzt und es eine Schande ist, wenn man als Frau sein Haus nicht sauber halten kann. («Kate ist ja vielleicht ein Genie, wenn es um Zahlen geht, hat meine Schwägerin mal gesagt, aber man muss sich mal ansehen, in welchem Zustand ihre Scheuerleisten sind!»)
Na, hab ich wohl Juanita an Ort und Stelle meine Meinung gesagt? Nicht ganz. Ich habe ihr das gesamte Bargeld gegeben, das ich im Portemonnaie hatte, und versprochen, mehr mit der Post zu schicken, und gesagt, ich würde sie Freunden in Highgate empfehlen, die eine Putzfrau suchten.
Nicht vergessen
Hinter dem RATTENMANN her sein. Neue Putzfrau einstellen. Ersatz-Roo. DRINGEND! Einigung über Stimmrechtsübertragung mit Klienten. Quartalsfragebogen zur Wertentwicklung ausfüllen. Sitzungsprotokoll selbst schreiben (Sekretärin Lorraine noch immer krankgeschrieben). Die Aussichten auf das Final, für das Momo und ich uns gerade ins Zeug gelegt haben, sind wegen der beschissenen Wertentwicklung im Juni vergeigt. Prüfen, wie Konkurrenz abgeschnitten hat – vielleicht ist es bei denen noch schlimmer? Konferenzschaltung mit dem japanischen Büro, zwecks Diskussion der Anlagen. Sandalen für Emily, sonst hat mich der Kinderschutzbund beim Wickel wegen Fußgrausamkeit. Honigpops, Panadol. Wellnesstag absagen.
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Kindermädchenkrise
6.27: Es ist noch sehr früh, aber hier draußen im Garten merke ich schon, dass es ein heißer Tag werden wird. Die Luft ist glasig und verspricht Hitze. Während ich in den Staaten war, hat sich niemand um meine Blumen gekümmert, also haben die Schnecken meine Kornblumen abgefressen, und die Pflanzen in den Terracottatöpfen sind vertrocknet. Wenn man sie berührt, zerfallen sie zu lila Asche. Diese Sorte hatte ich gepflanzt, weil ich ihren Namen so gern hatte: Herztrost heißt sie.
Eines Tages, wenn ich Zeit habe, wird der Garten wunderschön werden. Ich werde Lobelien pflanzen und Kamelien und einen Lorbeer und süß duftenden Jasmin, und in steinernen Trögen wird der Herztrost üppig blühen.
Ein Winseln entflieht durch ein Fenster ganz oben im Haus. Auch die Kinder können in diesen warmen Nächten nicht richtig schlafen. Ben ist um fünf schreiend aufgewacht, als ich mitten in einem schrecklichen Traum war. Man träumt sogar anders im Sommer: Fieberträume, die Gedanken ausschwitzen, die lieber hätten verborgen bleiben sollen. Als ich in sein Zimmer kam, war er glitschig vor Schweiß, der arme Kleine, rutschte mir durch die Arme wie ein junger Seehund. Ich hab ihn im Badezimmer mit dem Waschlappen abgerieben – aus irgendwelchen Gründen hat er plötzlich vor seinem Ferkel-Waschlappen Angst – und ihm eine frische Windel angezogen. Als ich ihm einen Becher Wasser angeboten habe,
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