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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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und das Resultat sogar genießt. Peter spielt eine wichtige Rolle in Cheryls Leben: als Das Kreuz, das mir auferlegt wurde. Jede Märtyrerin braucht einen Peter, der im Laufe der Zeit darauf trainiert werden kann, seine eigenen Unterhosen nicht wieder zu erkennen.
    Dinge, die ich in London für selbstverständlich halte, werden hier als außer Rand und Band geratene Gleichmacherei betrachtet. «Somme», sagt Richard verbissen triumphierend, als er mit einer vollen Windel durch die Küche geht, deren Aprikosenparfümierung auf aussichtslosem Posten gegen den Gestank darinnen ankämpft. (Rich hat ein Bewertungssystem für Bens Windeln entwickelt: ein kleineres Geschäft ist ein Tant Pis, eine durchschnittliche Ladung ist ein Croque Manure, während eine einen Kleiderwechsel nebst sieben Öltüchern fordernde Sache eine Somme ist. Einmal, wirklich nur einmal, ist ein Krakatau aufgetreten. Schon in Ordnung, nur nicht auf einem griechischen Flughafen.)
    «Zu unserer Zeit haben die Väter natürlich keinen Finger gerührt», sagt Barbara zurückweichend. «Donald wäre einer Windel nicht zu nahe gekommen. Hätte einen riesigen Bogen darum gemacht.»
    «Richard ist phantastisch», sage ich vorsichtig. «Ohne ihn würde ich es nicht schaffen.»
    Barbara nimmt eine rote Zwiebel und viertelt sie energisch. «Männer, man muss schon ein bisschen auf sie Acht geben. Sind zarte Pflänzchen», sinniert sie und drückt das Messerblatt auf die Zwiebel, bis diese leise vor sich hin weint. «Kannst du diese Soße mal umrühren, Katharine?» Cheryl kommt rein und fängt an, Käsestangen und Pastetenhüllen für den Umtrunk morgen aufzutauen.
    Ich fühle mich so allein, wenn Barbara und Cheryl in der Küche miteinander zwitschern, obwohl ich zwischen ihnen stehe. Ich nehme an, so ist es jahrhundertelang gewesen. Frauen tun, was zu tun ist, und tauschen konspirative Blicke und gönnerhafte Seufzer aus, wenn es um Männer geht. Aber ich bin der Muffia nie beigetreten, ich kenne den Code nicht, die Passwörter, den besonderen Händedruck. Ich erwarte von einem Mann, von meinem Mann, dass er Frauenarbeit macht, denn wenn er sie nicht macht, kann ich keine Männerarbeit machen. Und hier oben in Yorkshire zerfällt der Stolz darüber, dass ich es tatsächlich hinkriege, dass ich es schaffe, unser Leben in der Spur zu halten, wenn auch nur so gerade eben, und wird zu Unbehagen. Plötzlich wird mir klar, dass eine Familie sehr viel Fürsorge braucht, den Schmierstoff, der alles butterweich laufen lässt, wohingegen meine kleine Familie gerade so vor sich hin rumpelt – mit kreischenden Bremsen.
    Richard kommt wieder in die Küche, ohne Windel, legt mir den Arm um die Taille, setzt mich auf das Chromgeländer vor dem Herd. Er legt seinen Kopf in die Kuhle an meinem Hals und fängt an, mein Haar zu zwirbeln. Genau wie Ben.
    «Glücklich, Liebling?»
    Klingt wie eine Frage, ist aber in Wirklichkeit eine Antwort. Rich ist hier glücklich, das merke ich, mit den geschäftigen Frauen und dem Dunst vom Backen, und weil ich nicht alle fünf Minuten am Telefon hänge. «Zu Hause fühlt er sich am wohlsten, unser Richard», sagt Barbara stolz.
    Ich sage Richard, und das ist nur halb scherzhaft gemeint, dass er es viel besser hätte, wenn er eine nette höhere Tochter mit einem Händchen für Mince Pies geheiratet hätte.
    «Ebendas habe ich nicht getan, weil ich vor Langeweile gestorben wäre. Außerdem», sagt er, streichelt mir über die Wange und steckt mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr, «falls wir Mince Pies brauchen, kenne ich da eine unglaubliche Frau, die welche fälscht.»
     
    Nach dem Weihnachtsessen mit den Shattocks möchte ich mich einfach nur mit Leonardo DiCaprio in Titanic vor den Fernseher kuscheln, aber stattdessen muss ich Ben wie ein Schatten durchs Wohnzimmer folgen, wo er sich auf kleine Tischchen mit spindeldünnen Beinen wirft, an Lampenkabeln kaut oder sich Fäuste voll silberner Mandeln grapscht. Ich wäge ab, was gefährlicher ist, ihm die silbernen Mandeln zu verweigern und damit einen peinlichen Wutanfall auszulösen (Kann sie denn nicht mal ihr eigenes Kind unter Kontrolle behalten?), oder ihn gewähren zu lassen und dabei sein Leben und den Teppich von Barbara und Donald zu riskieren, weil er sie in den falschen Hals kriegen könnte.
    Ich kann entkommen, als Ben seinen Mittagsschlaf macht. Mit dem Laptop auf dem Bett liegend, komponiere ich eine E-Mail für eine andere Welt.
     
Von: Kate Reddy, Wrothly,

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