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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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Yorkshire
An: Debra Richardson
Liebste Debs, wie war’s bei dir?
Alles, was zu einem englischen Weihnachten gehört, befindet sich hier: Würstchen im Schlafrock, Weihnachtslieder, subtile Anklagen. Schwiegermutter hat alle Hände voll zu tun, Notfallrationen für den von der Cityschlampe (das bin ich) schnöde vernachlässigten Sohn zusammenzustellen.
Du weißt ja, ich sage immer, dass ich bei meinen Kindern sein möchte. Ich möchte wirklich bei meinen Kindern sein. Manchmal, wenn ich abends zu spät nach Hause komme, um Emily ins Bett zu bringen, gehe ich an den Wäschekorb und ICH RIECHE AN IHREN KLEIDERN. So fehlen sie mir. Das habe ich noch nie jemandem erzählt. Und wenn ich mit ihnen zusammen bin, so wie jetzt, dann brauchen sie mich einfach zu sehr. Es ist, als wollte man eine ganze Liebesaffäre in ein langes Wochenende pressen – Leidenschaft, Küsse, bittere Tränen, ich liebe dich, verlass mich nicht, hol mir was zu trinken, du liebst ihn mehr als mich, bring mich ins Bett, du hast so schönes Haar, schmus mit mir, ich hasse dich.
Erledigt & irre & muss so schnell wie möglich wieder zur Arbeit, um mich auszuruhen. Was ist das nur für eine Mutter, die Angst vor ihren eigenen Kindern hat.
Deine K8 xxxxx
     
    Ich will Senden anklicken, klicke aber Löschen. Es gibt Dinge, die kann man nicht gestehen, nicht mal der besten Freundin. Nicht mal sich selbst. 

5
    Der erste Weihnachtsfeiertag
    Also, wir haben die Zeit der Nächstenliebe und des Wohlgefallens ganz gut überstanden. Abgesehen von dem Mittagessen am ersten Weihnachtsfeiertag. Ich hab vergessen, was genau eigentlich die Geschichte des Boxing Day ist, wie man ihn in England nennt. Kann es wohl sein, dass der Name irgendwie auf das Gefühl anspielt, geliebte Menschen ins Freie bitten zu wollen, um ihnen per Faustschlag die Nase platt zu hauen?
    Wie auch immer, es war alles meine Schuld, sagt Richard, und er hat nicht ganz Unrecht, ich rechtfertige mich aber damit, dass ich enorm provoziert worden bin. Immer wenn ich bei meinen Schwiegereltern bin, kommt es mir vor, als hätten sich meine Kinder in Handgranaten verwandelt. Jeden Augenblick kann sich die Sicherung lösen, und sie explodieren quer über die Chaiselongue oder sie räumen eine ganze Vitrine Worcester-Eierbecher aus. Rich und ich huschen hinter ihnen her und stürzen uns auf fallende Nippes wie Torwarte in einem verfluchten Weltmeisterschaftsspiel.
     
    12.03: Barbara hat mich zum Nussdienst eingeteilt: Cashews, Pistazien, Erdnüsse für die älteren Kinder. Als ich die Glasschalen fülle, fällt mir auf, wie dankbar ich bin, mich nützlich machen zu können, während mir ein komplizierteres Gefühl Schmerzen in der Brust macht. Wie Sodbrennen, nur habe ich noch nicht gegessen. Weihnachten und die Shattocks sind für mich schwer zu ertragen: Hier liege ich am Busen einer relativ funktionalen Familie, und jedes grausige Weihnachtsfest meiner Kindheit hallt in meinen Knochen wider. Ich muss nur Harry Belafonte «Mary’s Boy Child» im Radio singen hören, und ich bin wieder zu Hause, mit Dad, der sich in die Küche schleicht, als er aus dem Pub zurückkommt, und irgendeine Friedensgabe für meine Mutter in den Händen hält: ein Spitzennachthemd aus Polyester in der falschen Größe, eine goldene Uhr, die er von einem Kumpel auf dem Markt gekriegt hat. Mein Vater hat seinen Auftritt immer inszeniert wie ein Star und alle verfügbare Luft im Raum für sich beansprucht. Julie und ich konnten nur flach atmend hinter der Couch hocken und darum beten, dass sie ihm wieder einmal vergeben würde, dass sie ihn zurücknehmen würde, damit wir Weihnachten so feiern konnten, wie es sich für eine Familie gehört, so wie Richards Familie es feiert.
    Ich bringe Nüsse in das große L-förmige Wohnzimmer mit den Flügeltüren zum Garten. Heute findet der alljährliche Umtrunk bei den Shattocks statt. Ein strahlender Donald nimmt meinen Arm und stellt mich einem seiner Golfgenossen vor. Der Mann ist irgendwo in den Sechzigern und trägt ein Sportjackett und ein rotes Hemd mit einem Schlips, auf dem nur unwesentlich weniger los ist als auf dem Testbild.
    «Jerry, darf ich dir meine Schwiegertochter Katharine vorstellen. Katharine ist eine Karrierefrau, musst du wissen. Hat ihren eigenen Namen behalten. Sehr modern.»
    Jerry lebt auf. «Gehen Sie oft auf Geschäftsreisen, Katharine?»
    «Ja, ich fliege oft in die Staaten und …»
    «Und wer kümmert sich dann um Richard, wenn Sie weg

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