Working Mum
aussieht wie Braille für Fußfetischisten. Komisch, mit zwei Paar Schuhen fühlt man sich extravagant, aber drei sind ein Schnäppchen.
Auf der anderen Seite des Ladens erspähe ich eine Hochglanz-Brünette, Botox’ Triumph über die Schwerkraft, die in taubengraues Kashmir gehüllt ist. Sie mustert jeden Schuh wie der Preisrichter einer Blumenschau. Man merkt, dass sie sowohl Zeit als auch Geld zur Verfügung hat. Ein ganzer Tag des Bummelns und Begutachtens erstreckt sich vor ihr, ein weites Feld von Möglichkeiten, gesprenkelt mit fettarmen Lattes und einem köstlichen leichten Lunch. Ich bemerke, dass ihr Blick an einem Paar Zebra-Pantoletten auf dem Größe-6-Regal hängen bleibt. Der Frau muss Einhalt geboten werden. Pirouettiere wendig und bin gerade rechtzeitig zur Stelle.
«Entschuldigen Sie bitte, die wollte ich gerade nehmen.» Ihre Stimme ist verdrießlich – schon viel für jemanden, der so gelassen ist wie sie.
«Tut mir Leid, ich war zuerst da», sage ich und ramme den Fuß in die Zebrastreifen.
«Kein Grund, aggressiv zu werden», lächelt sie und schwimmt ab. Im Kielwasser hinterlässt sie einen Hauch von Jo Malone Tuberose. Ist sie nicht wohlriechend? Natürlich. Möchte man ihr nicht ihren ungeheuerlich faltenfreien Hals umdrehen? Auf alle Fälle.
An der Kasse hält die Verkäuferin inne, als sie zu den Zebra-Pantoletten kommt, und dreht sie um. «Das ist nicht Ihre Größe, Madam.»
«Ich weiß. Ich nehme sie trotzdem.»
Der Kreditkartenapparat surrt emsig, und dann würgt er.
«Tut mir Leid, Madam, Ihre Karte ist nicht angenommen worden. Ich werde anrufen müssen.»
«Darauf kann ich jetzt nicht warten.»
Die Verkäuferin grinst spöttisch. «Sollen wir es mit einer anderen Karte versuchen?»
10.36: Sechs Minuten und fünfunddreißig Sekunden zu spät. Betrete Raum voller Anzugträger und versuche die glänzende Tragetasche hinter den Knien zu verbergen. Rod Task schaut mit einem Haifischgrinsen von seinen Unterlagen auf. «Ah, wenn harte Zeiten drohen, gehen die Damen einkaufen. Nett von dir, dass du zu uns stößt, Katie.»
12.19: Noch vier Tage bis zu Emilys Halbjahresferien, hatte aber viel zu viel zu tun, um kleine Erholungsreise zu buchen. Und Paula fährt für eine Woche nach Marokko. Als ich vorsichtig nachgefragt habe, ob es eine Chance dafür gäbe, dass ihr Urlaub irgendwann mal mit unserem zusammenfällt, hat sie mir einen von diesen Johanna-von-Orleans-leg-die-Streichhölzer-weg-Blicken zugeschossen. Da habe ich ihr angeboten, den Flug zu bezahlen. Schwach, Kate, sehr schwach.
Tue so, als ginge ich die Fondsevaluationen durch, während ich das Reisebüro anrufe. Wie wär’s mit Florida?
Hyänengelächter am anderen Ende der Leitung. «Total ausgebucht seit Oktober, tut mir Leid.»
«Disneyland Paris?»
Non. Der Eurostar ächzt offensichtlich unter der Last der lästigen Frühbucher. Es wäre klug, jetzt für Ostern zu buchen, sagt der Mann vom Reisebüro: Für Ostern hat er noch ein paar Plätze frei.
«Haben Sie mal an Centerparcs gedacht, Mrs. Shattock?» Ja, ich habe an Centerparcs gedacht, etwa so gern wie an eine Höllenfahrt in einer Tupperschüssel.
Ich versuch’s mit Cornwall, den Cotswolds und den Kanaren. Alles voll. Schließlich gerate ich an eine Firma namens Cymru Cottages. Valda sagt, es sei ein Wunder, aber sie habe eine Stornierung in der Nähe von St. David’s. «Ziemlich gemütlich, muss ich dazu sagen, aber mit einem offenen Feuer kann man ja nichts falsch machen, oder?»
Ich will gerade los in die Mittagspause, als der Junge von der Poststelle mit Schafsgesicht an meinem Schreibtisch auftaucht: Er trägt zwei Valentinssträuße. Der eine, Gardenien, Lilien, weiße Rosen von Handtellergröße, sieht aus wie Grace Kellys Hochzeitsstrauß; der andere besteht aus Tulpen aus dem Tankstellenvorgarten, aufgefüllt mit Farn vom Bestatter. Schlage die Karten auf. Die Tulpen sind von meinem Mann.
Von: Debra Richardson
An: Kate Reddy
Wollte ich dir noch sagen, flipp nicht aus wegen der Läuse. Läuse sind heutzutage trendy unter Besserverdienenden. In Felix’ Schule haben sie gerade einen Läusetag begangen, «um Läusen das Stigma zu nehmen».
Wie war Hammer-Mann in New York?
Das einzig Gute an unserer Situation ist, dass wir viel zu fertig dazu sind, Ehebruch zu begehen.
Lunch am Donnerstag? Okay?
Debxxxx
Von: Kate Reddy
An: Debra Richardson
Bin beruhigt, dass Läuse zu einer Minderheit mit eigenen EU-Zuschüssen gemacht worden
Weitere Kostenlose Bücher