Working Mum
kränklich und schwach vor im Vergleich. Als ich das erste Mal in die City kam, habe ich diesen Geruch gerochen und ihn sofort erkannt: das war Macht.
Die Wahrheit ist, es macht mir nichts aus. Sollen sie doch Sprüche über meine Beine machen, wenn denn diese Beine mir und meinen Kindern zu Schuhen verhelfen. Dadurch, dass man eine Frau ist, kriegt man bei Edwin Morgan Forster nicht, was man will. Aber es hilft der Firma dabei, draußen das zu kriegen, was sie will: Aufträge, den Ruf, für Chancengleichheit einzutreten – und dafür schulden sie einem was. Das ist das älteste Geschäft der Welt, und für mich ist es gut genug. Manchmal macht es mir wegen anderer Frauen was aus. Wegen der älteren, die wegen ihrer grauen Haare zu den Verschollenen der Firma abgeschoben worden sind, und wegen der jungen wie Momo, die glauben, weil sie einen akademischen Abschluss haben, gucken die Typen ihnen nicht unter den Rock.
Hier gibt es nur drei Arten von Frauen. Chris Bunce hat mir das mal zu Zeiten, als er noch hoffte, mich flachlegen zu können, bei einem Drink drüben bei Corney and Barrow so erklärt: «Entweder ist man ein Babe, eine Mutti oder eine Omi.» Damals lief ich noch unter Babe.
Und die Gesetze zur Chancengleichheit? Machen es auch nicht besser, treiben die Missgunst in den Untergrund, in die triefenden Höhlen des Internet. Wir machen im Internet unsere Witze über Männer, ungeschickte, hilflose, wütende Witze, aber die Sachen, die einige dieser Kerle verschicken: also, ein Gynäkologe bräuchte erstmal einen Schnaps. Lass sie so viele Gesetze verabschieden, wie sie wollen. Kann denn per Gesetz der Hahn am Krähen gehindert werden?
Ich sehe das so: Frauen in der City sind wie Einwanderer der ersten Generation. Man kommt vom Schiff, hält den Blick gesenkt, arbeitet, so schwer man kann, und tut sein Möglichstes, um die Hänseleien der ignoranten Eingeborenen zu ignorieren, die einen hassen, nur weil man anders aussieht und anders riecht und weil man eines Tages ihren Job kriegen könnte. Und man hofft. Man weiß, dass man es wahrscheinlich selbst nicht mehr erlebt, dass die Dinge sich ändern, aber es genügt schon, dass man einen Platz besetzt und dass sie einen Tampon-Spender auf der Toilette installieren mussten. All das wird es leichter machen für die Frauen, die nach einem kommen. Vor Jahren, als ich noch zur Schule ging, habe ich dieses Buch über eine Kathedrale gelesen, von William Golding. Es hat mehrere Generationen gedauert, eine mittelalterliche Kathedrale zu bauen, und die Männer, die die Pläne gezeichnet haben, wussten, dass nicht mal ihre Söhne, sondern frühestens ihre Enkel oder Urenkel es miterleben würden, wie die Spitze auf den Turm gesetzt werden würde, den sie erträumt hatten. Für die Frauen in der City ist es genauso, glaube ich: Wir sind die Grundsteine, und die Frauen, die nach uns kommen, werden kaum einen Gedanken an uns verschwenden, aber sie werden auf unseren Knochen gehen.
Letztes Jahr, bei den Aufnahmen für die EMF-Firmenbroschüre, mussten sie sich Hilfskräfte aus der Cafeteria im Erdgeschoss ausborgen, um die leeren Plätze zu füllen, auf denen die Frauen und die ethnischen Minderheiten sitzen sollten. In einer gestellten Konferenz saß ich einer kolumbianischen Kellnerin gegenüber, die die rote Jaeger-Jacke von Celia Harmsworth trug. Sie war angewiesen worden, einen Fondsbericht zu lesen. Der Fotograf musste ihn richtig herum drehen.
Später bin ich dann nach unten gegangen, um mir einen Bagel zu holen. Ich habe versucht, den Blick der Kellnerin hinter dem Tresen einzufangen, um ein wenig mädchenhafte Komplizenschaft mit ihr zu teilen: Männer! Was kann man machen? Aber sie hat nicht mal hochgeschaut von ihrem Bottich Frischkäse.
16.53: Muss mit der Arbeit an dem Ethischen Fonds anfangen, aber Jacks Valentinsstrauß lenkt mich ab, und dann ist da noch Emilys Geburtstag. Noch dreieinhalb Monate, und meine Tochter zählt schon die Sekunden. (Wenn man fünf ist, ist der Wunsch, Geburtstag zu haben, ebenso brennend wie der Wunsch, einen zu überspringen, wenn man fünfunddreißig ist.) Ich fühle mich ausnahmsweise mal wie eine ordentlich organisierte Mutter, als ich Roger Rainbow anrufe, einen Clown, der in der Muffia einen ausgezeichneten Ruf genießt. Rogers Anrufbeantworter informiert mich darüber, dass er an den Wochenenden aus allen Nähten platzt, aber er hat noch ein paar Lücken an Halloween. Scheiße, es wäre leichter, die Drei Tenöre zu
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