Working Mum
ich war immer auf seiner Seite, sogar als die braunen Augen meiner Mutter in großen Waschbärenringen verschwanden und sie anfing, diese angerauten Pfoten-weg-Nylonnachthemden von Littlewoods zu tragen und an den falschen Stellen zu lachen. Eines Tages beim Kaufmann stieß ein Mann die ganze Pyramide von kleinen Kondensmilchdosen um, die kleinen blau-weißen Dosen kullerten in alle Richtungen, und Mum hat gelacht und gelacht, sodass Linda, die Verkäuferin, ihr von hinten ein Glas Wasser holen musste. Aber Töchter wollen die Hinweise auf das Unglück ihrer Mutter nicht wahrnehmen, denn das könnte ja bedeuten, dass ihre Väter nicht perfekt sind.
Noch Jahre, nachdem mir klar geworden war, dass Joseph Aloysius Reddy eine völlig unpassende erste Liebe war, konnte ich ihn trotzdem nicht fallen lassen. Wie viele Beweise brauchte ich denn noch? Da war dieser Tag, an dem er die Bettwäsche von dem Bett, das er mit seiner neuen Freundin teilte, mit nach Hause brachte, damit meine Mutter sie wusch. Und die Nacht, in der er mich schlaftrunken nach unten trug, damit ich dem Polizisten, der im Wohnzimmer stand, schwören konnte, dass er, Joseph Reddy, an einem bestimmten Tag zu Hause gewesen sei. Und ich habe geschworen.
«Unsere Kathy hat dieses fotografische Gedächtnis, wissen Sie», sagte Dad zu dem Polizisten. «Stimmt’s, Liebling? Na, kannst du denn gar nicht mehr lächeln?»
Ein Vater ist die Schablone eines Mannes, die die Natur einem Mädchen mitgibt, und wenn diese Schablone kaputtgeht oder ihre Form verliert, na, was dann?
Ich gehe durch den Haupteingang von Edwin Morgan Forster und bin dankbar für die kühlen, hallenden Räume, für das Klick-klack des Marmors unter den Sohlen, dafür, dass mich der Lift ohne Protest in sein verspiegeltes Inneres aufnimmt. Die Frau, die sich hier spiegelt, sehe ich mir lieber nicht an: Ich will nicht, dass sie mich so sieht. Als die Tür sich im dreizehnten Stock öffnet, hab ich die Entschuldigungen parat, aber Robin Cooper-Clark steht vor mir.
«Ausgezeichnete Präsentation, Kate», sagt er und legt mir die Hand unbeholfen auf die Schulter. «Absolut erstklassig. Sind nur noch ein paar lose Enden zu verknüpfen. Keine Eile. Nimm dir Zeit. Ich hoffe, es gibt keine ernsthaften Probleme mit der Familie.»
Kaum vorzustellen, wie der Director of Investment reagieren würde, wenn ich ihm die Wahrheit sagte. Die Cooper-Clarks sind unsere Freunde geworden, seit Jill und ich auf einer Taubenjagd der Firma im Horror zueinander gefunden haben. Richard und ich haben sie mehrmals in ihrem Haus in Sussex besucht, aber ich habe Robin nie ein Wort von meinem Vater erzählt. Ich will seine Achtung, nicht sein Mitleid. «Nein, alles ist bestens.»
«Großartig. Wir unterhalten uns später.»
Der Monitor sagt mir, dass der Financial Times Index in den letzten Stunden um 50 Punkte gestiegen ist, der Dow um 100 Punkte gesunken und der Dollar um 1 Prozent, und ganz bewusst nehme ich die Berechnungen vor, die ich machen muss, um meine Fonds auf Kurs zu halten.
Ich wusste, dass ich nie wieder zurückgehen würde zu den windigen Geschäften, den Ausflüchten, dem Atemanhalten im dunklen Flur.
13
Shopping
Jetlag hat sein eigenes Mikroklima, grau, klebrig, singaporeanisch. Bin gerade von einem Blitztrip nach Boston zurück und bewege mich mit beinahe tropischer Lethargie durch den peitschenden Februarregen. Setze den Fuß auf die Long Acre, einem Fahrradkurier genau in den Weg. Durch das Visier kann ich seine hasserfüllten Augen sehen.
«Blöde Kuh, ey, Scheiße, kanns nich guckn, wo du hinlatschst.»
Ich habe noch vierzehn Minuten, bevor Rod und ich in Covent Garden eine Besprechung mit Consultants haben. Zeit genug für den LK-Bennet-50 %-Rabatt-Schuhausverkauf.
Ich glaube, ich habe vergessen, wie man zum Vergnügen einkauft. Für mich gibt es kein ausgedehntes Vorspiel, keinen harmlosen Flirt mit Chenille und Seide, ehe ich mich mit kühlem Leinen oder himmlisch weicher Alpaka davonmache. Dieser Tage kaufe ich ein wie eine Heuschrecke: ausgehungert, alles vernichtend und an mich raffend, was ich brauche, sowie Dinge, die ich definitiv nicht brauche, aber dennoch verdiene, weil ich nie Zeit habe, einkaufen zu gehen. Ich schnappe mir ein Paar caramelfarbene Stilettos – gut, um Guy damit auf die Füße zu treten – und wadenlange, weiche Stiefel. Als Nachgedanken gewissermaßen nehme ich die schwarzen Sandaletten auf, in die so viele Löcher eingestanzt sind, dass es
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