Working Mum
es eine Landkarte – wir denken immer an die Abzweigungen und die Umgehungsstraßen und daran, umzukehren, während sie einfach nur die Überholspur entlangpflügen. Gelegentlich haben sie mal die brillante Idee, eine Abkürzung zu nehmen, aber meistens ist die dann länger und tückischer als der eigentliche Weg.
Können Männer deshalb so viel besser im Augenblick leben als wir? Die Vorwelt ist voll von Männern, die den Kelch des Tages zur Neige geleert haben, während ihre Frauen die nächsten vierzehn Tage planten.
Dieser Tage geht es beim Streit zwischen Richard und mir so oft ums Erinnern und Vergessen. Wie da am Strand in Pembrokeshire am ersten Nachmittag unserer Ferien, als sich herausstellte, dass Richard die Gummistiefel nicht eingepackt hatte. Ich weiß nicht, warum ich so ausrastete. Ja, die Füße der Kinder waren nass, aber sie haben so viel Spaß gehabt.
IN DREI LAGEN Kleidung eingepackt, spielen Ben und Emily zufrieden an dem milchschokoladenfarbenen Kanal, der am Strand von Whitesands Bay aus den Hügeln kommt und über Steine hinunter ins Meer schäumt. Sie hat eine Burg gebaut, mit Wassergärten und einem Springbrunnen, während er einen Stein aufhebt, ihn zum Wasser bringt und hineinfallen lässt, ehe er zurückgeht und den nächsten holt. Sie sind so glücklich und so bei der Sache, wie ich sie noch nie gesehen habe. Aber das Wetter ist schlechter geworden. Natürlich ist das Wetter schlechter geworden. Wir machen Ferien in Wales, warum habe ich daran nicht gedacht? Das nasse Wales. Vorhin ist die Sonne mal durchgekommen, gerade lange genug, um die Sommersprossen auf Emiliys Gesicht sprießen zu sehen, aber jetzt ist der Himmel schwarz vor Regenwolken. Wir beschließen, es gut sein zu lassen und die Kinder in das Cottage zurückzubringen, das ich ein paar Meilen landeinwärts gemietet habe. Sie aus dem Wasser ins Auto zu kriegen dauert ungefähr fünfzig Minuten: Bitten weichen Drohungen, und als das nichts nützt, greifen wir auf Bestechung zurück.
Ich verspreche Emily, dass ich es endlich schaffen werde, ihr Little Miss Busy vorzulesen. Und deshalb setze ich mich, nachdem ich den Kindern die nassen Sachen ausgezogen, ihnen ihr Abendbrot gegeben, sie in dem winzigen, eiskalten Badezimmer gewaschen und Ben dazu überredet habe, sich in sein Reisebett zu legen, mit meiner Tochter ans Kaminfeuer – zwei widerwillig qualmende Scheite.
«Die kleine Miss Busy mochte nichts lieber als arbeiten und fleißig sein. Sie musste immer etwas zu tun haben. Jeden Tag stand sie morgens um drei Uhr auf. Dann las die kleine Miss Busy ein Kapitel aus ihrem Lieblingsbuch. Das hieß: ‹Arbeit macht Spaß›.»
«Können wir nicht was Lustigeres lesen, Em?»
«Nein, ich will das.»
«Oh, na gut. Wo waren wir? ‹Miss Busy war nur richtig glücklich, wenn sie fleißig arbeiten konnte.›»
«Mummy, du bist zu Bens Geburtstagsfeier gekommen.»
«Ja, stimmt.» Ich kann sie nachdenken sehen. Die Gedanken von Fünfjährigen sind völlig nackt; sie haben noch nicht gelernt, sie zu verschleiern. Dieser macht Emily Wellen auf die Stirn wie der Wind auf der Düne.
«Hat der Lehrer gesagt, dass du früher gehen darfst?», fragt sie schließlich.
«Nein, meine Süße, ich habe keinen Lehrer. Ich habe einen Chef, das ist der Mann, der alles bestimmt. Und den muss ich fragen, ob ich gehen kann.»
«Kannst du den Mann nicht mal fragen, ob du auch an anderen Tagen früher nach Hause kannst?»
«Nein. Na ja, doch, aber das darf ich nicht zu oft machen.»
«Warum?»
«Weil ich im Büro sein muss … sonst sind die Leute böse mit mir. Lass uns die Geschichte zu Ende lesen, Em. ‹Die kleine Miss Busy …›»
«Könntest du nicht donnerstags früher kommen und mich zum Ballett bringen? Bitte, Mama?»
«Paula bringt dich zum Ballett, Schatz, und sie sagt, du machst das richtig gut. Und ich verspreche dir, ich versuche, diesmal zu deiner Vorführung am Ende des Schuljahres zu kommen.»
«Aber das ist unfair. Ellas Mama bringt Ella zum Ballett.»
«Emily, ich habe wirklich keine Zeit, mich jetzt mit dir zu streiten. Wir lesen jetzt die Geschichte zu Ende, okay?
‹Und die kleine Miss Busy gönnte sich den ganzen Tag lang keine Ruhe, nicht mal für eine Minute, nicht mal für eine Sekunde.›»
Als die beiden oben eingeschlafen waren, warf Richard mir vor, dass ich nicht entspannt sei, und ich regte mich furchtbar darüber auf. Ich hatte doch im Auto drei volle Stunden Lionel Bart’s Oliver gegeben
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