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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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– oder etwa nicht?
    Und nach Oliver haben wir zwanzig Strophen von «Die Räder vom Bus» gesungen, und das habe ich absolut fröhlich getan, obwohl dieses Lied mich zum Wahnsinn treibt. Dann, als Ben sich vor Swansea im Auto übergeben hatte, habe ich ihn auf der Tankstelle im Waschbecken gewaschen, ihn irgendwie mit dem einzigen vorhandenen Papierhandtuch abgetrocknet und ihm die Windeln gewechselt, bevor ich die Grundnahrungsmittel fürs Cottage gekauft habe, Teebeutel, Milch, Toastbrot. Ich habe meine Rolle als Mutter im Urlaub doch überzeugend gespielt, oder etwa nicht?
    Aber Rich hatte Recht. Die Gedanken an das bevorstehende Final, das Rod mir angehängt hatte, hielten mich nachts wach. Ich hatte Momo während meiner Abwesenheit die Recherche auf dem ethisch pharmazeutischen Sektor übertragen, aber sie hatte einfach nicht die Erfahrung, um sich in so kurzer Zeit durch das Material zu wühlen. Zweimal täglich rief ich sie von einer Telefonzelle in einem von hohen Hecken gesäumten Feldweg aus an oder vom knirschenden Kiesstrand, an dem der Empfang meines Handys kam und ging wie die Gezeiten. Natürlich hatte ich Momo gesagt, auf welche Warnsignale sie achten sollte, wie man Bewertungskriterien miteinander verglich, aber das war so, als verlangte man von einem Skateboardfahrer, an eine Raumstation anzudocken. Ich hatte Guy auch ausdrücklich angewiesen, ihr zu helfen, aber sobald ich weg war, beschäftigte er sich mit anderen Dingen, damit, seinen knochigen, machiavellistischen Arsch für meinen Stuhl maßnehmen zu lassen. Auf gar keinen Fall würde Guy irgendwas machen, das ein gutes Licht auf mich werfen könnte.
    Dazu kam, dass der Telefonanschluss im Cottage praktisch per Dampfantrieb funktionierte und ich nicht an meine E-Mails herankam. Dass ich vier Tage lang keinen Kontakt zu Abelhammer hatte, machte mir deutlich, wie sehr ich von ihm als Sicherheitsventil abhängig war. Ohne seine beruhigenden Aufmerksamkeiten stand ich kurz vor der Explosion.
     
    DONNERSTAG, ein Parkplatz, St. David’s Cathedral
    15.47: Ich hole Bens Buggy aus dem Kofferraum, als es anfängt zu gießen, ein absurder Regen, ein absolut unsinniger Regen. Versuche das Baby in die Gurte zu ringen, und während ich immer ungeduldiger werde, macht er sich immer steifer. Ich fühle mich wie ein Anstaltswärter, der einem Verrückten die Zwangsjacke anzieht. Richard hat das Regenverdeck geholt und gibt es mir, es ist eine tückische Kombination aus Frischhaltefolie und Klettergerüst.
    Stülpe den großen Ring kühn über Bens Kopf und versuche die Schnallen festzumachen, aber ich kann sie nicht um die Griffe kriegen, deshalb mache ich sie am Stoff fest. Scheint zu funktionieren, aber ich habe noch zwei elastische Schlingen übrig. Wozu sind die, verdammt nochmal? Breite den Rest des Regenschutzes über Bens Füße, aber der Regen fährt unter ihn und weht ihn mir ins Gesicht. Scheiße. Nochmal das Ganze.
    «Mach schon, Kate», sagt Richard, «wir weichen hier auf. Du weißt doch sicher, wie man diese Regenhaube aufspannt.»
    Das weiß ich ganz sicher nicht. Woher auch. Mein einziger bisheriger Kontakt mit dem verfluchten Ding fand vor dreizehn Monaten bei John Lewis statt. Und als die Verkäuferin versuchte, mir die Regenhaube vorzuführen, blaffte ich sie nur an: «Ich nehme das so mit, danke.» (Kann wohl kaum Paula in Marokko anrufen und fragen, wie das Zubehör des eigenen Kindes zu benutzen ist.)
    Ben brüllt jetzt. Auf seinen Lippen vereinen sich Regentropfen mit Rotz zu einem Wasserfall des Elends. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass bei aller Art Kinderzubehör mit dem Versprechen geworben wird, es wäre kinderleicht zusammenzubauen? Das ist die Abkürzung der Industrie für: Wenn Sie kein NASA-Training absolviert haben, brauchen Sie es gar nicht erst zu versuchen.
    «Himmel, Kate», faucht Richard, der alles erträgt, nur keine Blamagen in der Öffentlichkeit.
    «Ich versuch’s ja. Ich versuch’s. Emily, geh nicht so dicht an die Autos. EMILY, KOMM SOFORT HIERHER!»
    Ein Bus hat neben uns gehalten und spuckt eine Reisegesellschaft von Mittsiebzigern aus. Damen mit frisch gebackenen Dauerwellen in kurzen, gesteppten Mänteln, in denen ihre stämmigen Gestalten wirken wie gut isolierte Boiler. Wie ein Mann tauchen sie in ihre Handtaschen ab und holen diese rutschigen Päckchen heraus, die sich im Handumdrehen zu durchsichtigen Südwestern verwandeln. Und da stehen sie und beobachten gesellig zwitschernd meinen Kampf.
    «Oooch,

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