Working Mum
armes Häschen», sagt eine und zeigt auf meinen brüllenden Sohn. «Wirst wohl nass, was? Nicht so schlimm. Gleich macht Mami alles wieder gut.»
Meine Finger sind starr vor Kälte. Ich kann die blöde Klammer nicht halten und schon gar nicht aufkriegen. Unter dem falschen Stück Plastik sitzt ein wütender Ben mit einer Gesichtsfarbe wie rote Bete. Ich wende mich an die Frauen. «Neue Karre», sage ich laut. Und sie nicken alle und lächeln und sind ganz versessen darauf, zu Komplizinnen gegen die hoffnungslosen von Männern gemachten Apparate zu werden.
«Die machen die Sachen jetzt immer so steif, finden Sie nicht auch?», sagt eine Frau in karierten Hosen, die mir die Regenhaube abnimmt, sie geschickt über den Buggy wirft und mit geübtem Griff festklammert. «Meine Tochter hat auch so einen», sagt sie und legt mir kurz die Hand auf die Schulter. «Sie ist jetzt Ärztin in Bridgend. Zwei kleine Jungs. Ist eine Menge Arbeit. Aber Sie haben auch nie Ferien, was?»
Ich schüttele den Kopf und versuche zu lächeln, aber meine Lippen sind steif vor Kälte. Die Hände der Frau sind rot und knochig. Die Hände einer Mutter – einer, die dreimal am Tag den Abwasch gemacht hat, das Gemüse geputzt und die Mullwindeln im schäumenden Kessel gekocht hat. Hände wie diese werden in einer Generation ausgestorben sein, wie der Hüfthalter und der Sonntagsbraten.
Sich gegen den Regen stemmend, schiebt Richard den Buggy die kleine Straße entlang zur Kathedrale. Emily ist so triefnass, dass sie den Übergang vom Kind zum Wassergeist schon vollzogen hat.
«Mummy?»
«Was ist denn, Emily?»
«Das Jesuskind hat aber eine Menge Häuser, was? Kommt er hierher, wenn er Ferien hat?»
«Weiß ich nicht, Süße. Frag Daddy.»
KATHEDRALEN SIND GEBAUT worden, um Ehrfurcht zu erwecken. Heilige Festungen, die immer so aussehen, als seien sie direkt vom Himmel auf einen Hügel herabgesenkt worden. St. David’s ist anders. Sie liegt am Rand einer kleinen walisischen Stadt – die nur dem Namen nach eine Stadt ist – und versteckt ihre Schönheit in einem Tal, das so perfekt ist, dass es mir vorkommt wie ein alter Kupferstich. Vieh grast fast bis an ihre Mauern.
Ich liebe diesen Ort. Die Kälte aus alten Zeiten, die einem die Lungen füllt, wenn man die Tür aufstößt – der gefangene Atem von Heiligen, denke ich immer. Ich muss sieben oder acht gewesen sein, als ich das erste Mal herkam, mit Zuckerwatte von Tenby auf den Lippen. Ich kann die spinnwebartige Süße noch immer spüren. Seither habe ich großartigere Kathedralen gesehen, Notre-Dame, Sevilla, St. Paul’s. Aber die Größe von dieser liegt darin, dass sie klein ist: kaum größer als eine Scheune. Man wäre nicht erstaunt, einen Ochsen und einen Esel am Taufbecken vorzufinden.
St. David’s ist einer der wenigen Orte, die mich zum Innehalten zwingen. Und hier im Kirchenschiff wird mir klar, dass Innehalten für mich in diesen Tagen etwas Ungewohntes, ja Unbehagliches hat. Die Kathedrale ist zeitlos, und mein Leben … besteht aus nichts als Zeit. Rich hat Emily und Ben mitgenommen, um den Souvenirladen zu erkunden. Ich bin allein und merke, dass mein Mund Worte bildet, die niemand hören kann: «Hilf mir.»
Ich bitte einen Gott, von dem ich nicht sicher bin, dass ich an ihn glaube, mich aus einem Schlamassel zu retten, den ich nicht verstehe. Oh, gut, Kate, sehr gut.
An der Wand gegenüber ist ein schieferner Gedenkstein für eine lokale Größe. Dingenskirchen Thomas und sein relict Angharad. Relict. Wie Relikt? Werde Rich fragen müssen, der ist gut in Latein. Hat eine ordentliche Schulbildung genossen, nicht so ein Gesamtschulkuddelmuddel wie ich.
Draußen verbindet eine Schwindel erregende schnörkelige Treppe die Kathedrale mit der winzigen Stadt auf dem Hügel. Ich hieve den Buggy rückwärts die Stufen hoch und spüre jede Erschütterung in den Lendenwirbeln. Rich trägt eine weinerliche Em auf den Schultern. Sie und Ben brauchen ihr Abendessen. Schlechte Mutter. Ich vergesse immer, dass Kinder wie Autos sind. Wenn nicht regelmäßig Treibstoff nachgefüllt wird, fangen sie an zu stottern und bleiben stehen.
Wir gehen eine Straße entlang, in der ein Café neben dem anderen liegt, und gucken durch die Fenster, um sie auf ihre Kinderfreundlichkeit zu prüfen. Ist Platz genug für den Buggy? Sind ältere Leute da, die ihre getoasteten Teekuchen lieber nicht mit einem sabbernden Ben teilen würden? Großbritannien ist immer noch kein Land für
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