World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
abzeichnen“, erklärte sie. Und während sie dann durch das Lager schritten, drückte sie seine Hand.
Muln blickte den beiden Orcs entgegen und seufzte. „Ich weiß schon, was Ihr sagen wollt“, meinte er. „Aber nein, ich weiß nicht, warum sich unsere Fortschritte in Luft aufzulösen scheinen. Die Elemente sind schon zu lange so angespannt, dass es schwer ist, ihre Stimme noch klar zu hören.“
Thrall sagte: „Vielleicht sollten wir …“
Da jagten ganz plötzlich Schmerzen durch seinen Körper, und er brach auf die Knie zusammen, die Hände an seinen Schädel gepresst. Aggra bückte sich neben ihn und griff nach seinen Schultern. „Go’el, was ist?“, schrie sie.
Seine Lippen bewegten sich, doch er brachte keine Worte hervor. Das Gesicht seiner Frau verblasste vor seinen Augen, und einen Moment lang sah er überhaupt nichts. Danach aber sah er plötzlich zu viel.
Wasser, blaugrün, kalt und wütend, brandete über ihn hinweg. Er keuchte, würgte, versuchte zu atmen. Da hob ihn auch schon die nächste Woge empor, doch nur, um ihn wieder nach unten zu schleudern. Die Fluten schlugen über ihm zusammen. Er wurde im Innern einer gewaltigen Welle umhergewirbelt, dennoch sah er hier und da kleine, wütende Augen, dann den Umriss eines Armes, einen Kopf, das Glitzern von Fesseln. Dies war mehr als nur eine gewöhnliche Meereswoge – er war der Spielball der versklavten Elemente.
Doch war er nicht allein. Da gab es Dutzende, Hunderte von Orcs, die ebenfalls in dieser Welle gefangen waren und ums Überleben kämpften. Zudem entdeckte Thrall nun auch Trümmer, die in der Woge dahinwirbelten und eine weitere tödliche Gefahr darstellten. Einen Moment später packte ihn eine Hand aus Wasser und drückte ihn nach unten. Dort, in der Tiefe, sah er …
Die Dächer von Orgrimmar! Wie konnte das sein? Doch es gab keinen Zweifel; da war das Tor, und dort trieben die Trümmer eines der Eisengerüste in die Höhe, die Garrosh errichtet hatte, wie Thrall wusste.
Hilf uns! , flüsterten Stimmen.
Er konnte nicht atmen, fühlte, wie das Wasser in seine Lungen drang.
Hilf uns! Wir wollen das nicht!
Die Wasserhand, die ihn hielt, begann zu zittern, und zwar so, als würde auch sie gegen etwas ankämpfen. Dann ließ sie ihn abrupt los. Thrall schoss hoch an die Oberfläche und saugte keuchend und hustend die saubere Luft ein.
Du musst es beenden, andernfalls werden deine Leute sterben. Wir werden sie töten müssen, und wir werden um sie trauern, während wir in ewiger Sklaverei leiden.
Thrall sammelte seine Gedanken, und nach einem weiteren Husten fragte er: „Wo?“
Diesmal hörte er zwar keine Stimme, stattdessen sah er aber ein Bild in seinem Kopf: ein Fleckchen Land vor der Küste des Nördlichen Brachlandes, weit von Orgrimmar entfernt. Doch was kümmerten das Meer Entfernungen, wo es doch alle Küsten berührte?
„Go’el“, rief eine geliebte Stimme, die ihn zurück in die Gegenwart holte. „Go’el!“
Das grausige Bild der ertrunkenen Leichen und der zerstörten Stadt verschwand wieder, und Thrall atmete erleichtert auf, als er nach einem Blinzeln erneut Aggras Gesicht über sich sah und nicht länger die Vision – denn das musste es gewesen sein: eine Vision. Sie lächelte und streichelte seine Wange.
„Was habt Ihr gesehen, mein Freund?“, fragte Muln. Auch andere hatten sich inzwischen um den Orc versammelt. Thrall versuchte sich in die Höhe zu stemmen, aber Muln drückte ihn auf den Boden zurück. „Erhol dich erst und erzähl – dann steh auf und stärke dich!“
Thrall nickte. „Ihr habt natürlich recht, Muln“, meinte er. „Die Elemente gewährten mir eine Vision. Es könnte die Erklärung dafür sein, dass sie plötzlich so aufgebracht sind.“ Rasch und mit prägnanten Worten, doch ohne auch nur eine wichtige Einzelheit auszulassen, berichtete er, was er gesehen hatte.
„Kennt Ihr diese Insel?“, wollte Nobundo wissen.
„In der Tat“, nickte Thrall. „Es war das Prügeleiland, südlich von Durotar.“
Die Schamanen wechselten mehrere Blicke. „Falls die Elemente so klar um Hilfe rufen, müssen wir darauf reagieren“, erklärte Muln.
Doch Nobundo schüttelte den Kopf. „Nein“, widersprach er. „Falls sie unsere Hilfe wollten, hätten sie uns allen diese Vision gezeigt. Sie wissen, dass wir nicht von hier fortkönnen. Und doch … haben sie um Unterstützung gebeten.“
Thrall nickte bedächtig. Aggra wirkte gequält, aber schicksalsergeben. „Sie haben sich
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