World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
„Ich nehme deine … Bedenken zur Kenntnis, wenn sie auch unbegründet sind. Ich weiß, was ich tue. Ich weiß, wozu meine Schamanen imstande sind. Das sind meine Methoden, Häuptling. Und mein nächster Schritt wird der Marsch auf Theramore sein. Dort werde ich die Versorgungsader der Allianz auf Kalimdor durchtrennen und die Prachtmeer vernichten, diese Hündin, die Diplomatie mit Einmischung verwechselt. Auch für die Mondfederfeste, Teldrassil, die Mondlichtung und Lor’danel habe ich schon Pläne – sie werden alle fallen. Dann wirst auch du es sehen. Dann wirst du erkennen, wie die Dinge wirklich stehen.“
Er lachte. „Und dann werde ich deine Entschuldigung gerne entgegennehmen. Bis dahin aber“ – Garrosh wurde wieder ernst – „will ich aber kein Wort mehr hören über … deine Bedenken . Verstehen wir uns?“
Baine legte die Ohren an den Kopf an. Seine Nüstern zuckten. „Ja, mein Kriegshäuptling. Ihr habt Euch mehr als klar ausgedrückt.“
Malkorok blickte ihm nach, als er davonstapfte.
Baine fühlte sich, als hätte der Zorn auch sein Innerstes geschmolzen. Es hatte ihn die größte Mühe gekostet, nicht vor Wut zu explodieren, als Malkorok seine Herausforderung ausgesprochen hatte. Er hatte keine Angst, dass ihn der Orc besiegen könnte – bevor Matathas Gift ihn dahingerafft hatte, hatte Cairne in seinem Duell mit Garrosh klar die Oberhand gehabt. Nein, er hatte nur abgelehnt, weil es für ihn keine Möglichkeit gab, wirklich zu gewinnen. Es würde ohne jeden Zweifel wieder Gift verwendet werden, wenn diesmal vermutlich auch besser getarnt. Doch selbst wenn er Malkorok niederstreckte, würde man ihm in den Schatten einen Hinterhalt bereiten. Was sollte dann aus seinem Volk werden? Es gab noch keinen klaren Nachfolger für das Amt des Häuptlings, und Garrosh würde gewiss dafür sorgen, dass ein Taure gewählt wurde, der mehr nach seinem Geschmack war – oder sich leicht beeinflussen ließ.
Nein. Seine Leute brauchten ihn jetzt lebend. Also würde Baine weiterleben und tun, was man ihm befohlen hatte. Genau das, nur das, und nichts anderes. Wenn dann der Tag kam, an dem sein glorreicher Plan Garrosh das tätowierte Genick brach, würden er, Vol’jin und die anderen besonneneren Führer bereit sein, die Scherben einzusammeln und die Horde zu beschützen – oder was Garrosh dann noch von ihr übrig gelassen hatte.
Doch Baine Bluthuf war nicht hilflos. Der Gedanke, der sich während des Marsches in Richtung Nordwacht in seinem Kopf herauskristallisiert hatte, war inzwischen noch konkreter geworden, und jetzt, da er gesehen hatte, wie Garrosh gedankenlos, ohne Achtung und Respekt die Elemente missbraucht hatte, war auch sein Kopf von der Richtigkeit dieser Idee überzeugt, die seinem Herzen entsprungen war. Er blieb nicht, um den Siegesfeierlichkeiten beizuwohnen, und überließ seine Truppen Kadors fähigen Händen.
Stattdessen zog er sich zu seinem Reisetipi zurück, um diesen Plan auszuführen. Bevor er die Zeltklappe anhob, blickte er sich noch einmal sorgfältig um, konnte aber keine Spur lauschender Ohren ausmachen. Anschließend wandte er sich dem jungen Krieger zu, der vor dem Tipi Wache stand. „Schick Perith Sturmhuf her. Ich habe eine wichtige Aufgabe für ihn.“
9. KAPITEL
„Wir sollten doch eigentlich in der Lage sein, dieser Sache auf den Grund zu gehen“, sagte Jaina, während sich Zorn – eine Emotion, die sie nur höchst selten empfand – in ihre Stimme stahl. „Wir haben einen blauen Drachen, zwei äußerst talentierte Magier und eine scharfsinnige Schülerin. Und sogar auf die Hilfe der Kirin Tor können wir bauen.“ Sie fuhr sich mit der Hand durch das blonde Haar und zwang die Emotion zurück, bevor sie ihre Gedanken trübte. Wut und Verzweiflung waren ein Luxus, den sie sich im Augenblick nicht leisten konnte. Sie musste logisch nachdenken.
„Lady, es gibt nirgendwo Aufzeichnungen über einen Zauber, der ein magisches Objekt vor den Sinnen eines überlegenen Magiers verbergen könnte“, entgegnete Kinndy. „Und wir können ja wohl davon ausgehen, dass Kalecgos hier jedem Magier der kurzlebigeren Rassen von Azeroth überlegen ist. Verzeiht mir außerdem, wenn ich sage, dass es nicht einfach ist, hier ruhig sitzen zu bleiben, nachzudenken, zu grübeln und Däumchen zu drehen, während die Nordwacht womöglich jetzt gerade der Horde in die Hände fällt!“
„Es liegt mir fern, Eure Bedenken auf die leichte Schulter zu nehmen, Kinndy“, warf
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