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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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Land von vernetzten Systemen abhängt, die aus dem Cyberkrieg gesteuert werden. In einem Netzkrieg, in dem beide Seiten Angriffe vortragen, hat dies große Bedeutung. Als ich im Jahr 2001 um die Erstellung eines Plans für elektronische Attacken auf Afghanistan bat, stellte ich fest, dass es manchmal keine Ziele für die Netzkrieger gibt. Damit hat ein Land wie Afghanistan in einer solchen Auseinandersetzung einen Vorteil. Hätte dieses Land irgendwelche Offensivkapazitäten gehabt (die es nicht hatte), so hätte sich das Kräfteverhältnis erheblich verschoben. Sodann müssen wir die Frage stellen, ob sich ein Land gegen virtuelle Attacken verteidigen kann. Es liegt auf der Hand, dass Afghanistan einfach dadurch unangreifbar war, dass es keine vernetzten Systeme besaß, aber theoretisch besteht die Möglichkeit, dass ein Land solche Systeme betreibt und anders als die USA in der Lage ist, seine Netze zu schützen. Daher spielt auch die Fähigkeit zur Verteidigung des virtuellen Raums eine Rolle: Kann ein Land seine über das Internet hergestellten Verbindungen zur übrigenWelt kappen oder von seinem eigenen Territorium ausgehende elektronische Angriffe erkennen und abwehren?
    Die Vereinigten Staaten besitzen höchstwahrscheinlich die fortschrittlichsten Offensivwaffen für einen Netzkrieg, aber diese Offensivkraft kann ihre defensiven Schwächen nicht ausgleichen. Wie Admiral Mike McConnell, der frühere Director of National Intelligence, festgestellt hat: »Da wir die technologisch Fortschrittlichsten sind – wir verfügen über die größte Bandbreite und hängen besonders von dieser Bandbreite ab –, sind wir auch die Verwundbarsten.« Wir haben einen größeren Teil unserer Volkswirtschaft mit dem Internet verbunden als jedes andere Land. Das Funktionieren der 18 zivilen Infrastrukturen, die vom Heimatschutzministerium als unverzichtbar eingestuft werden, hängt mittlerweile vom Internet ab, und allesamt sind sie anfällig für virtuelle Attacken anderer Staaten. Ganz anders sieht die Situation in China aus, das nicht nur offensive Netzkriegskapazitäten aufgebaut, sondern auch Verteidigungsmechanismen entwickelt hat. Die chinesischen Cyberkrieger haben im virtuellen Raum sowohl offensive als auch defensive Aufgaben, und anders als in den Vereinigten Staaten ist die Landesverteidigung in China nicht auf die militärischen Netze beschränkt. Ich bin nicht der Meinung, dass der Schutz der zivilen Systeme in den USA in die Hand des Pentagons gelegt werden sollte, aber keine andere staatliche Einrichtung hat diese Aufgabe auf sich genommen. Aufgrund der Regulierungsunlust, die schon in der Regierung Clinton zu beobachten war und auch die Tätigkeit der Nachfolgeregierungen Bush und Obama geprägt hat, hat sich der Privatsektor bisher nicht darum bemüht, die Sicherheit zu verbessern. Und auch der Staat ist nicht in die Bresche gesprungen, um diese Aufgabe zu erfüllen. In China werden sämtliche Netze, die Bestandteil der Internetinfrastruktur sind, vom Staat kontrolliert, der entweder ihr Eigentümer ist oder eng mit dem Privatsektor zusammenarbeitet. Es gibt keine Diskussion über die Kosten, wenn die chinesischen Behörden neue Sicherheitsmaßnahmen verlangen. Die Computernetze von staatlichen Einrichtungen, Lehr- und Forschungsstätten und Unternehmen sind weitgehend voneinander getrennt. Die chinesische Regierung hat sowohl die Macht als auch die Mittel, um die Verbindungen zwischen dem chinesischen Bereich des Internets und der übrigen Welt zu kappen, eine Maßnahme, die im Fall eines Konflikts mit den USA durchaus wahrscheinlich wäre. Die amerikanische Regierung ist zu solchen Maßnahmen weder befugt noch imstande. In den Vereinigten Staaten ist die Kommunikationsbehörde FCC (Federal Communications Commission) rechtlich für die Regulierung des Internets zuständig, verzichtet jedoch weitgehend darauf. In China kann die Regierung Normen festlegen und durchsetzen, und sie geht noch sehr viel weiter.
    Das chinesische »Internet« kann eher mit einem Intranet verglichen werden, mit einem internen Firmennetzwerk. Der Staat ist als Dienstanbieter auch für die Verteidigung des Netzes verantwortlich. In China wird das Netz aktiv vom Staat verteidigt. In den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Ländern geschieht das nicht. Dort kann der Staat nicht direkt eingreifen. Wie im zweiten Kapitel bereits kurz erwähnt, verschafft die vieldiskutierte chinesische Internetzensur einschließlich der »großen

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