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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Feuer. Irgendwie entfernte es sich aus den sicheren, gemütlichen Grenzen des Grills und gelangte in den Heuboden der Scheune, etwa sechzig Meter weit entfernt. Unter den gegebenen Witterungsbedingungen und angesichts der vorgerückten Stunde war die so entstandene Feuersbrunst, die im Krachen der einstürzenden Dachsparren gipfelte, natürlich recht spektakulär. Rombout blieb vor allem die lange kalte Nacht im Gedächtnis haften, in der er bitterböse und mit Kopfschmerzen im Keller des fensterlosen, in Schneegestöber getauchten Hauses seine Familie um sich scharte, während die Klagerufe versengter Huftiere in seinen pochenden Ohren dröhnten.
    Am Mittag des folgenden Tages kam Stephanus nach Van Wartville, begleitet von seinem schout , dem streitlustigen Zwerg und einer Landsturmtruppe, die aus acht pfeifeschmauchenden, wettergegerbten Bauern in zerbeulten Hosen aus Croton zusammengewürfelt war. Alle acht ritten plumpe, schwerfällige Ackergäule und waren mit Sensen und Mistgabeln bewaffnet, als ginge es zur Heuernte statt auf die Jagd nach einer Horde gefährlicher, verderbter Aufwiegler und Scheunenbrandschatzer. In Anbetracht der Jahreszeit triefte den meisten von ihnen die Nase, und alle trugen riesengroße Hüte mit schlappen Krempen, die ihre Gesichter verbargen und ihnen wie Sonnenschirme über die Schultern hingen.
    Stephanus setzte für die Gefangennahme eines jeden der Übeltäter eine Belohnung von einhundert Pfund Sterling aus und beauftragte seinen Zimmermann mit der Errichtung eines Galgens auf der Anhöhe hinter dem Gutshaus, dem Ort, der seit jenen Tagen als Galgenhügel bekannt ist. Innerhalb einer Stunde hatte er Tommy Sturdivant, John Robideau und Staats Van Brunt vor sich antreten lassen, die ihre Unschuld beteuerten. Jedem gab er fünf Minuten, sich zu verteidigen, dann verhängte er, kraft des ehrwürdigen Privilegs eines Patrimonial- und Lehnsrichters, mit dem ihn Seine Königliche Majestät Wilhelm III. ausgestattet hatte, die in seinen Augen gerechte Strafe. Alle drei mußten das Hemd ausziehen, zwanzig Peitschenhiebe über sich ergehen lassen und sich danach trotz des üblen Wetters drei Tage lang an den Pranger stellen. Den Galgen sparte er sich für die Rädelsführer auf: für Crane, Mohonk und Wouter Van Brunt.
    Leider war das schändliche Trio nirgends zu finden. Obwohl er die Höfe sowohl des älteren wie des jüngeren Crane durchsuchte, obwohl er persönlich die Baracke des Halbbluts auf Nysen’s Roost niederriß und die Vertreibung von Neeltje und ihren Töchtern beaufsichtigte, obwohl er in den jämmerlichen, stinkenden Hütten der Weckquaesgeeks am Suycker Broodt und in denen der Kitchawanken bei Indian Point herumstöberte, entdeckte Stephanus keine Spur von ihnen. Nachdem er seine Truppen drei Tage lang im oberen Gutshaus beköstigt hatte (gute Esser, vierschrötige Holländer und Yankees von echtem Schrot und Korn, für die ein halbes Reh kaum mehr war als ein Horsd’œuvre), fuhr der erste Lord des Freiguts wieder nach Croton, ließ aber van den Post und den Zwerg zurück, die die Suche fortsetzen und die Vollendung des Galgens sowie den Bau einer neuen Scheune überwachen sollten. Die Belohnung wurde auf zweihundertfünfzig Pfund erhöht, eine Summe, für die jeder zweite Bauer im Tal die eigene Mutter ausgeliefert hätte.
    Die Flüchtlinge schafften es beinahe sechs Wochen. Sobald die Scheune in Flammen stand, hatten sie trotz ihres Rausches begriffen, daß die Angelegenheit außer Kontrolle geraten war und daß Van Wart und der Quallenfresser sie bis ans Ende der Welt jagen würden. Staats, John Robideau und Tommy Sturdivant war nichts weiter vorzuwerfen, als daß sie mit den Füßen gestampft und ein wenig herumgebrüllt hatten, doch die anderen – Wouter, Jeremy und Cadwallader – saßen tief in der Tinte. Wouter hatte den Krawall angefangen, Cadwallader hatte vor aller Augen Scheiben eingeworfen, und Jeremy war auf den ältesten Sohn des Gutsherrn losgegangen. Und dann stand noch die wesentlich ernstere Frage des Feuers im Raum. Nicht Jeremy, nicht Cadwallader und auch keiner der drei unbedeutenden Missetäter hatte das lodernde Scheit in die Scheune getragen: es war Wouter gewesen. Plötzlich hatte ihn der Zorn seines Vaters übermannt, er hatte die Fackel gepackt und war über den Hof gesprintet wie ein Olympionike, um sie in hohem Bogen in den Dachstuhl zu schleudern. Als das Feuer ausbrach und die Scheune in Flammen aufging, als Wouter den Wahnsinn in

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