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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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sie ihn jetzt bloß nicht sah – da redete er mit ... saß neben ... ja, schlimm genug, daß er dieselbe Luft im selben Zelt mit ...
    »Hey, bist du jetzt okay oder was? T. C.? Ich bin’s, Mardi, alles klar?« Sie wedelte mit ihren Handschuhen vor seinem Gesicht herum. Sie trug eine Art Pelzmütze, tief in die Stirn gezogen, und einen Waschbärfellmantel über einem fleischfarbenen Bodystocking. Und Stiefel. Hochhackige Cowgirl-Stiefel mit rot-blaugelb-orangen Glitterfransen. »Jemand zu Hause?« Sie klopfte ihm zum Scherz an die Stirn.
    »Äh –« er versuchte Zeit zu gewinnen, einen Plan zu schmieden. Zwischen Lust und Panik hin- und hergerissen, mußte er sich schwer beherrschen, nicht aus dem Zelt davonzurasen wie ein Handtaschenräuber. »Mmh«, machte er überflüssigerweise, »äh, ich war grade in Gedanken. Willst du kurz mit rauskommen und ein erstklassiges Gras mit mir und unserem Bootsmann Fred durchziehen?«
    Sie stützte die Hand in die Hüften und grinste aus den Mundwinkeln. »Hab ich so was schon jemals abgeschlagen?«
    Und dann war er draußen, die kalte Luft belebte ihn, der Schnee fuhr ihm mit eisigem Wispern ins Gesicht. Mardi stapfte neben ihm her, der offene Mantel schleifte über den Boden, ihre Brüste saßen straff im Stretch. »Ein totaler Trip ist das!« sagte sie, drehte sich im Kreis und warf die Hände in die Höhe. In ihren Haaren funkelte Schnee. Jenseits des Flusses, im Norden, sah man schwach und verschwommen die Lichter von West Point, so fern wie auf die Erde gestürzte Sterne.
    »Echt«, sagte er, warf den Kopf zurück und breitete die Arme aus; es fiel ihm ein, wie er als Kind einmal aufgewacht war und voller Freude in die im Schnee erlöste Welt hinausgeblickt hatte, er erinnerte sich an die große Radiotruhe im Wohnzimmer des Großvaters und an die ruhige, gemessene Stimme des Ansagers, der die Liste der geschlossenen Schulen vorlas. »Echt ein irrer Trip.« Und plötzlich war seine Starre wie weggeblasen – Verdauungsstörungen, das war es wohl gewesen, nichts weiter –, und er wirbelte mit ihr herum, schlug Räder, drehte sie an den Armen im Kreis wie ein gummigelenkiger Schweinefarmer aus Arkansas beim Square Dance. Dann rutschte er aus. Dann rutschte sie auch aus. Und dann landeten sie beide im Schnee, erstickten fast vor Lachen.
    »Psssst«, machte jemand im Schutz der Schatten. »Tom?«
    Es war Fred. Der Bootsmann. Er zelebrierte gerade einen Joint mit Bernard, dem Ersten Maat, und Rick, dem Maschinisten. Sie verhielten sich äußerst diskret dabei.
    Leider war Diskretion nicht eben eine von Mardis guten Eigenschaften.
    Das erste, was sie sagte – oder vielmehr brüllte –, als sie das nervöse Grüppchen erreichten, das sich da über dem glühenden Joint zusammenkauerte, war: »Hey, spielt ihr Typen da etwa Versteck? Glaubt ihr, Kiffen ist verboten, oder was?«
    Sie wurde von eisigen Blicken und dem verstohlenen Scharren nervöser Füße empfangen. Es gab genug Leute, denen die Arcadia ein Dorn im Auge war – die gleichen fahnenschwingenden, stiernackiger, antikommunistischen Kriegstreiber vom Veteranenverband, die damals vor zwanzig Jahren in Peterskill alles kurz und klein geschlagen hatten –, und eine Drogenrazzia wäre für die ein Geschenk des Himmels. Tom konnte sich die Schlagzeile in den Daily News vorstellen, in riesigen Lettern, die sie noch von Pearl Harbor übrig hatten: DROGENSCHIFF VERSENKT – GOUVERNEUR LEGT RAUSCHGIFTSCHIFF STILL. Mehr hätte es nicht gebraucht. Die Leute mißtrauten ihnen sowieso, wegen der Verbindung zu Will Connell und weil die Besatzung sich ausschließlich aus Langhaarigen in T-Shirts mit »Grateful Dead«-Emblemen zusammensetzte, die mit Buttons wie FREE HUEY! und MAKE LOVE NOT WAR geschmückt waren. Als sie das erste Mal in Peterskill angedockt hatten, waren sie von einem Haufen Idioten empfangen worden, die Schilder mit der Aufschrift WACH AUF, AMERIKA! PETERSKILL IST SCHON WACH! schwenkten, und in Cold Spring hatte sie eine Truppe muskulöser Frauen im Hafen erwartet, die wie Krankenschwestern uniformiert waren und mit Fahnen rumfuchtelten, als hätten sie ein Patent darauf.
    »Das ist ein Sakrament«, sagte Mardi. »Eine religiöse Zeremonie.« Sie versuchte, einen Witz zu reißen, wollte gut drauf und ausgelassen wirken, als hätte sie schon mehr geraucht, als sie tatsächlich intus hatte. »Es ist, es ist –«
    »Wenn Barr Aiken uns damit erwischt, können wir einpacken«, bemerkte Bernard trocken. Im

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