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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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geworden, dem man alles anlastete, von fehlenden Hennen bis zum Beinbruch irgendeiner huisvrouw –, deshalb dachte Joost zunächst nicht weiter darüber nach.
    »Oh, ja, ja«, sagte Ten Haer und nickte bekräftigend. »Der kam aus dem Sumpf gleich bei diesem Schildkrötenteich, wo sein Hof damals stand, schwarz wie der Teufel, keinen Fetzen Stoff am Leib und von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, und er hatte diese fürchterliche große Axt in der Hand, die Schneide ganz verkrustet mit Blut ...«
    Joost stellte sich diesen Nysen, das Monster, gerade vor, als er seine Tochter im Innern des dunklen Ladens deutlich kichern hörte. Er reckte den Hals, um hinter der düsteren Türöffnung etwas zu erkennen, aber er sah nichts als einen Stapel von zerfledderten Pelzen und die grauen Schnurrhaare der Schnauze von Jan Pieterses Jagdhund, der es sich darauf bequem gemacht hatte. »Ist noch jemand da drin?« fragte er den Händler.
    »Sie hat grade Pilze gesammelt da draußen, meine Maria, als er auf einmal ohne Warnung auf sie los ist, und geheult hat er wie ein wildes Tier –«
    »Ach, und einen Pferdefuß hat er vermutlich auch gehabt, und nach Pech und Schwefel hat er wohl gerochen«, lachte Jan, dann beugte er sich zu Joost hinüber und senkte die Stimme: »Oh, ja der Holzfuß, weißt schon, der junge Van Brunt.«
    Die Erinnerung überfiel ihn siedendheiß – jene Nacht auf dem Hof der van der Meulens, der Ausdruck von unstillbarem Haß in der Miene des Jungen, seine eigene Scham und Unsicherheit –, und seine erste Reaktion war Angst um seine Tochter. Er hatte sich sogar schon von den beiden Männern abgewandt und wollte mit gestrafften Schultern einschreiten, als er sich bremste. Es war doch nur ein kleiner Junge, ein Waisenknabe, ein Pechvogel sondergleichen – auf jeden Fall kein Unhold. An jenem Abend damals war er einfach überreizt gewesen.
    »Das ist die Wahrheit, Gott sei mein Zeuge«, erklärte Ten Haer und kreuzte die Arme vor der Brust.
    In diesem Moment erschien Neeltje in der Tür, ein hübsches Mädchen mit Petticoat und eng tailliertem Rock, sie lächelte noch wie bei einem Scherz, den nur Eingeweihte verstehen. Hinter ihr, viel größer als sie, stand ein Mann von mindestens einszweiundachtzig, mit so breiten Schultern, daß sie die Nähte seiner Unterjacke gesprengt hatten. Er geleitete sie über die Schwelle und trat dann selbst ins Sonnenlicht hinaus, wobei das Holzbein auf den Dielen klopfte wie eine Faust an einer verschlossenen Tür. Joost sah denselben unnachgiebigen Ausdruck, dieselbe Arroganz, die ihm der Junge damals entgegengebracht hatte. Falls Jeremias ihn erkannte, so ließ er es sich nicht anmerken.
    »Nun, younker «, sagte Jan Pieterse, indem er die Pfeife aus dem Mund nahm, »habt Ihr Euch für etwas entschieden?«
    Jeremias nickte und sagte, jawohl, Sir, das habe er. Er streckte eine breite, von der Arbeit schwielige Hand aus, in der fünf Angelhaken und zwei eckige, glänzende Bonbons lagen, und zahlte mit einer Münze, die aussah, als wäre sie schon sechsmal vergraben und wieder ausgebuddelt worden. Und dann, immer noch ohne von Joost Notiz zu nehmen, drückte er einen der Bonbons Neeltje in die Hand, als wäre es ein Juwel aus Afrika, steckte sich den anderen in den Mund und stakste davon, wobei das Holzbein sich bei jedem Schritt wuchtig in die Erde bohrte.
    Sie sahen ihm schweigend nach – Joost, Neeltje, der Bauer Ten Haer und Jan Pieterse –, wie er über das Grundstück wankte, unbeholfen und zugleich graziös. Sein rechter Arm wippte wie ein Taktstock, die Schultern hielt er nach hinten gedrückt, und die langen Strähnen seines dunklen Haars bedeckten den Hemdkragen. Sie beobachteten, wie er einem verrotteten Baumstumpf auswich und zwischen zwei flechtenüberzogenen Felsen hindurchging, beobachteten, wie er in die Schatten am Waldrand eintrat und sich umdrehte, um zu winken.
    Joost hatte die Hände in den Taschen. Ten Haer und Jan Pieterse hoben matt den Arm, als wollten sie den Bann nicht brechen. Neeltje aber – nur Neeltje – winkte zurück.

DER LETZTE
DER KITCHAWANKEN
    Als die Börsenkurse im Herbst 1929 ins Bodenlose fielen, stürzte sich Rombout Van Wart, Zeuger von Depeyster, Gatte von Catherine Depeyster und elfter Erbe des Landguts der Van Warts, deswegen nicht vom Dach der Börse oder erhängte sich im hohen Giebel des oberen Gutshauses. Dennoch mußte er Schläge einstecken – im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Metaphorisch gesehen, verlor er ein

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