Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
Vom Netzwerk:
Unterstützung. Und so wurde am 9. September 1664, nach fünfundfünfzig Jahren holländischer Herrschaft, aus Nieuw Amsterdam New York – benannt nach James, dem Herzog von York und Bruder von Charles II. –, und aus dem großen, grünen, schäumenden, breiten Nord-Fluß wurde der Hudson, nach dem waschechten Engländer, der ihn entdeckt hatte.
    Ja, die Veränderungen waren dramatisch – plötzlich galt es, in einer neuen Währung zu rechnen, eine neue Sprache zu lernen, und Yankees aus Connecticut fielen auf einmal wie Schnaken über das Tal her –, doch keine dieser Veränderungen wirkte sich weiter auf das Leben in Van Wartwyck aus. War es Oloffe Stephanus unter den Holländern gut ergangen, so ging es ihm unter den Engländern noch besser: stetig mehrte er Familie und Vermögen. Die neuen Herren, nicht eben als eine zu radikalen Änderungen neigende Nation bekannt, beließen den Status quo – das heißt den Gutsherren oben und die Pachtbauern unten. Oloffes Reichtum und politischer Einfluß wuchsen. Stephanus, sein ältester Sohn und Erbe, der bei Stuyvesants Kapitulation einundzwanzig war, sollte erleben, wie das ursprüngliche holländische Patent über vierzig Quadratkilometer um das mehr als Achtfache vergrößert wurde, als William und Mary von Oranien den Besitz der Van Warts am Ende des Jahrhunderts als Freigut anerkannten.
    Was Joost Cats anging, so tat er seine Pflicht wie ehedem; verantwortlich nur dem alten Van Wart, der weiterhin als Feudalherr über seine Ländereien herrschte. Der schout bewirtschaftete eine kleine Farm am Croton River, die in Rufweite des unteren Gutshauses lag, brachte im Herbst die Ernte ein, ging je nach Jahreszeit jagen, angeln und Krebse fangen, erzog seine drei Töchter, die Gesetze Gottes und der Menschen zu achten, und stellte seinen Arbeitgeber immer wieder durch die Promptheit und Tüchtigkeit zufrieden, mit der er Streitigkeiten zwischen Pächtern beilegte, Missetäter aufstöberte und ausstehende Mieten eintrieb. Die Zeit nach der Machtübernahme durch die Engländer verlief eigentlich ziemlich ruhig. Ein paar Yankees bauten ihre Hütten rund um Jan Pieterses Laden, wo später der Ort Peterskill gegründet werden sollte, und Reinier Oothouse brannte im Suff seine eigene Scheune nieder, aber ansonsten ereignete sich nichts Weltbewegendes. Eingelullt von der Geruhsamkeit jener Jahre hatte Joost Jeremias beinahe vergessen, als er eines Nachmittags, in Begleitung seiner Ältesten, der kleinen Neeltje, am Blue Rock mit ihm zusammentraf.
    Es war Ende Mai, die Felder waren bestellt und die Morgenstunden mild wie ein Kuß auf die Wange. Bei Tagesanbruch war Joost vom unteren Gutshaus aufgebrochen, um einen Sack voller Sachen für Gertruyd Van Wart, die Gattin des patroon , zum oberen Gutshaus zu bringen, die sich dort eine religiöse Klausur auferlegte; außerdem hatte ihn der patroon instruiert, einen Disput zwischen Hackaliah Crane, dem neuen Yankee-Pächter, und Reinier Oothouse zu schlichten. Neeltje, die im vorigen Monat fünfzehn geworden war, hatte gebettelt, mitkommen zu dürfen, angeblich um ihrem Vater Gesellschaft zu leisten, in Wirklichkeit aber wollte sie sich in Pieterses Laden von den Stübern, die sie beim Ziehen von Opferkerzen für Vrouw Van Wart verdient hatte, ein Stück Schleifenband oder Zuckerwerk kaufen.
    Das Wetter war klar und schön, die Sonne hatte die Sümpfe und Moraste getrocknet, die den Weg vor einem Monat praktisch unbefahrbar gemacht hatten. Sie legten die acht Meilen von Croton zum oberen Gutshaus recht rasch zurück und konnten noch vor Mittag sowohl Crane wie Oothouse aufsuchen. (Reinier, wie üblich betrunken, behauptete, der langnasige Yankee habe ihn einen »alten Hund« geschimpft, nachdem er, Reinier, dem jüngsten Sohn des Yankees, einem gewissen Cadwallader, für das Aufscheuchen seiner Legehennen aus ihren Nestern ein paar hinter die Ohren gegeben habe. Reiniers Erwiderung auf diese Beleidigung war, »dem Yankee die Segelohren langzuziehen und [ihm] mit der flachen Hand eins über seine Besenstielnase zu versetzen«, worauf der Yankee ihn unverzüglich »hinterrücks zu Boden geworfen und in eine empfindsame Stelle getreten« habe. Crane, ein gebildeter Sproß der Familie Crane aus Connecticut, die der Colony noch lange Zeit einen unerschöpflichen Nachschub an fahrenden Krämern, Kesselflickern und Quacksalbern bescheren sollte, stritt alles ab. Der schout stellte Reiniers Trunkenheit in Rechnung und war möglicherweise ein

Weitere Kostenlose Bücher