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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Taxis am Flughafen und verstopften praktisch die Zufahrt zum Gelände. Busse mußten hier durch, Busse aus New York, und Camperwagen und weitere Busse aus den Erholungsgebieten in Rockland County und den Catskill Mountains. Ganz zu schweigen von Hunderten von Privatautos. Was war hier los? Warum waren die nicht auf den Parkplatz gefahren?
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    Niemand hatte sie beachtet, bis sie den Spießrutenlauf zwischen den geparkten Autos begannen; sobald sie in die schmale Gasse, die zum Konzertgelände führte, einbogen, wendeten sich die ersten Köpfe. Ein Mann mit der Schiffchenmütze der Armeeveteranen brüllte ein Schimpfwort, und dann knallte etwas gegen den Wagen. Diese Leute waren nicht gekommen, um sich das Konzert anzuhören – sie waren gekommen, um es zu verhindern.
    Sasha Freeman und Morton Blum hatten nicht geglaubt, daß es Ausschreitungen geben würde – obwohl die Zeitung von Peterskill seit einem Monat Schmähungen gegen Kommunisten, Juden und Schwarze verbreitet hatte, obwohl die Ortsgruppe der Veterans of Foreign Wars mit der Abhaltung eines »Loyalitätstreffens« zum Protest gegen das Konzert gedroht hatte, obwohl auf jeder Veranda der Gemeinde Fahnen aggressiv flatterten und in den Schaufenstern Plakate aufgetaucht waren, die Robeson verunglimpften –, aber jetzt gab es sie doch. Vor dem Konzertgelände sah sich Hesh einer größeren, dichteren Menge gegenüber – zweihundert oder mehr –, die in Johlen und Beschimpfungen ausbrach, als deutlich wurde, daß er und seine Mitfahrer Konzertbesucher und keine verwandten Seelen waren. Sie kurbelten die Fenster hoch, obwohl es draußen dreißig Grad hatte, und Hesh schaltete herunter, als er sich dem Ende des schmalen Fahrwegs näherte, der auf Peletiahs Land führte.
    »Niggerfreunde!« schrie jemand.
    »Judenpack!«
    »Ihr roten Judensäue!«
    Ein Jugendlicher mit pomadisiertem Haar und vor Haß puterrotem Gesicht lief aus der Menge, um auf die Windschutzscheibe zu spucken; Hesh hatte genug und trat aufs Gas. Der Plymouth machte einen Satz nach vorn, und die Menge teilte sich unter Geschrei, man hörte das Dum-dum-dum von wütenden Fäusten und Fußtritten gegen Kotflügel und Türen, dann waren sie durch, und die Menschenmenge wurde im Rückspiegel langsam kleiner.
    Benommen fuhr Hesh auf die Weide und parkte neben einem gemieteten Bus. Drei weitere Busse, ein Laster mit der Aufschrift »Camp Wahwahtaysee« und etwa zwölf bis fünfzehn Personenwagen standen bereits da. Christinas Gesicht war kreidebleich. Truman und Piet sagten nichts. »Ärger«, knurrte Hesh, »verdammter Mist. Jetzt kriegen wir Ärger.«
    Es wurde sieben, und nichts passierte. Kein Robeson, kein Freeman, kein Blum. Draußen auf der Straße rührte sich nichts. Die Zufahrtswege waren entweder blockiert oder mit den Autos und Bussen verhinderter Konzertbesucher verstopft, und niemand kam hinein oder hinaus. Mit Ausnahme der Patrioten allerdings, die mit Schlagringen und Brechstangen spielten, Zaunpfähle ausrissen und deren Gewicht prüften, auf der Asphaltstraße herumschlenderten, als gehörte sie ihnen. Und sie gehörte ihnen auch, jedenfalls für ungefähr vier Stunden an diesem Abend. Die paar Pechvögel, die es doch bis zur Van Wart Road schafften und sich darauf freuten, auf einer Decke im Gras zu sitzen, eine Coca oder ein Bier zu schlürfen und dabei Musik zu hören, wurden an dem abgesperrten Konzertgelände vorbeidirigiert, aus ihren Autos gezerrt und verprügelt. Zwischen Peterskill und der Kitchawank Colony wurde kein einziger Polizist gesichtet.
    Etwa einhundertfünfzig Menschen waren vor der Bühne versammelt, als Hesh und die anderen eintrafen. Größtenteils Frauen und Kinder, die schon früher gekommen waren, um in den schattigen Wäldern von Westchester County den Abend zu genießen. Außer Hesh, Truman und Piet waren noch etwa vierzig Männer da; weiter hinten, jenseits der Baumreihe, die die Grenze von Peletiahs Besitz markierte, stürmten fünfhundert Patrioten die Straße auf und ab, auf der Suche nach Kommunisten.
    Hesh übernahm das Kommando. Er schickte fünf Teenager – drei Jungen und zwei Mädchen, die von Staten Island hergekommen waren, um als Ordner mitzuhelfen – ans Tor, um die Menge dort im Auge zu behalten. »Wenn sie einen Fuß auf das Grundstück setzen, sagt Bescheid«, wies er sie an. »Und zwar sofort. Klar?« Er bat Truman und Piet, sechs Männer zu suchen, sich mit allem, was dazu taugte, zu

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