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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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waren alle gute Freunde. Lola und Christina waren miteinander zur Schule gegangen, erst in die Freie Schule der Colony, später auf die Peterskill High-School. Nach dem Krieg, als Christina mit Walters Vater aufgetaucht war, hatten ihn sofort alle gemocht. (Er war fast ein Einheimischer, nicht ganz allerdings; er war in Verplanck aufgewachsen und in Hendrick Hudson zur Schule gegangen. Hesh hatte früher in Football-Turnieren gegen ihn gespielt, und auch Lola erkannte ihn sofort als den Bezwinger der Besten von Peterskill, als dreifache Bedrohung, die oftmals ihre Hoffnungen zunichte gemacht hatte, wenn er einen Baseball unwiederbringlich wegdrosch, in seinen glänzenden Shorts behende über das Basketball-Feld dribbelte oder beim Football die Linie der Verteidiger durchbrach und vorwärts stürmte, mit verdreckten Waden und den zornigen schwarzen Schminkstreifen, die seine Augen verbargen.) Er arbeitete in der alten Eisenschmelze der Van Warts, die während der Wirtschaftskrise geschlossen und später von einem einarmigen Kriegsveteranen aus Brooklyn wiederaufgebaut und modernisiert worden war, und er ging auf die Abendschule im City College, um einen Abschluß in amerikanischer Geschichte zu erwerben. »Ja, Geschichte«, sagte Lola und zog die Silben in die Länge, »das war seine Leidenschaft.«
    »Der Vater deiner Mutter – er war Vorsitzender der Colony Association und Parteimitglied – gab Truman Bücher zum Lesen und diskutierte mit ihm über die Würde des Arbeiters, über den Mehrwert und den Konsumfetischismus – wir alle haben mit ihm diskutiert –, und es dauerte nicht lange, da wurde er Mitglied. Natürlich hat ihn im Grunde deine Mutter überzeugt, aber das ist eine andere Geschichte. In jenem Herbst heirateten sie und zogen in dieses kleine Zweizimmerhaus hinter den Rosenbergs – an das erinnerst du dich noch, oder?«
    Lola hielt inne, um die Zigarette auszudrücken. »In diesem Sommer, Walter, im Sommer sechsundvierzig, bist du geboren worden.«
    Walter wußte, wann er geboren war. Er hatte das Datum mit drei oder vier gelernt, und falls es ihm je entfallen sollte, konnte er jederzeit in seinem Führerschein nachsehen. Er erinnerte sich auch undeutlich an das Zweizimmerhaus, sein Zuhause während der ersten Lebensjahre, ebenso wie er wußte, was jetzt kam. Trotzdem beugte er sich neugierig vor.
    Truman trat also der Partei bei. Truman heiratete. Truman verbrachte zwei Abende pro Woche am City College in New York mit dem Studium der Amerikanischen Revolution zu, die restlichen fünf mit Kartenspielen im Wohnzimmer von Hesh und Lola. Manchmal kochte Christina gefüllten Kohl oder einen hutspot , den sie von ihrer Mutter gelernt hatte, oder knusprige Kartoffelpuffer; manchmal machte Lola einen Nudel-Käse-Auflauf. So war es. Lola konnte keine Kinder bekommen. Aber als Walter geboren wurde, kam Truman zu ihr und fragte sie, ob sie und Hesh nicht die Pateneltern des Jungen sein wollten, und die Abende verliefen weiterhin so wie vorher, nur daß jetzt Walters Wiege in der Ecke stand.
    Und dann kam das Jahr 1949. Der August. Und die Partei wollte in Peterskill ein Konzert mit Paul Robeson veranstalten, und Sasha Freeman und Morton Blum wandten sich an Hesh und Truman. Wegen der Sicherheit. Es würde keinen Ärger geben. Nein, das glaubten sie nicht. Es würde ein friedliches Ereignis werden, Neger und Weiße gemeinsam, Werktätige, Frauen und Kinder und alte Leute, die zusammen ein Konzert und vielleicht ein paar politische Reden anhörten, einfach ihr Recht ausübten, sich zu versammeln und unpopuläre Ansichten zu äußern. Trotzdem wandten sich Sasha Freeman und Morton Blum an Hesh und Truman. Für alle Fälle.
    Hesh bog von einem Schotterweg auf die Van Wart Road ein, es war noch eine knappe Meile bis zum Konzertgelände, und das erste, was ihm auffiel, waren die vielen Leute, die entlang der Straße standen. Manche bewegten sich gemächlich auf das Crane-Grundstück zu, in vereinzelten Gruppen von vier oder fünf, Bierflaschen in der Hand; andere standen einfach am Straßenrand und warteten, wie bei einer Parade. Gleich darauf sah er die Autos. Massenhaft Autos parkten am Straßenrand, verstellten auf beiden Seiten die Böschung, so daß zwischen ihnen nur eine schmale Einbahngasse offenblieb. Es war erst halb sieben.
    Für Hesh war es ein Rätsel. Peletiah hatte extra eine Viehweide von der Größe dreier Football-Felder zum Parken freigegeben, und hier standen sie auf der Straße aufgereiht wie

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