Worldshaker
sich an Shiv. »Habt ihr denen auf dem Orlopdeck Bescheid gegeben? Weiß jeder, dass er hochkommen und sich ein Gewehr holen soll?«
»Noch nicht.« Shiv senkte sein Gewehr.
»Und du?« Sie fuhr zu Dunga herum.
Dunga schüttelte den Kopf. Ihr schien unbehaglich zumute zu sein.
»Dann verplempern wir unsere Zeit.« Riff hatte wieder alles fest im Griff. Sie gab einer Dreckigen Anweisungen, die die Offiziere bewacht hatte. Das Mädchen nickte und eilte mit den neuen Instruktionen zum untersten Deck.
Aber Col war noch nicht am Ende. »Ihr müsst allen Menschen auf den Oberdecks die Chance geben, sich zu ergeben. Ansonsten werden sie bis zum bitteren Ende kämpfen. Sie werden alle sterben, ihr werdet auch Tote und Verletzte haben. Wie viele Fossies wollt ihr noch?«
»Was ist mit Fossie?« Die Frage kam von einem zweiten Mädchen, das die Offiziere bewachte.
»Sie ist tot«, antwortete Col.
»Trella auch«, sagte Riff. Sie wandte sich zu Col. »Und wie geben wir ihnen eine Chance, sich zu ergeben?«
Col überlegte. »Vielleicht über die Königin direkt. Ich glaube, sie hat das Recht dazu, wenn ich sie dazu bewegen kann, davon Gebrauch zu machen. Ich werde mit ihr im Namen der Dreckigen verhandeln.«
»Keine Verhandlungen!«, brüllten Shiv und Dunga.
»Nein, wir verhandeln nicht«, stimmte Riff ihnen zu. »Sie legen die Waffen nieder und übergeben uns den Juggernaut. Im Gegenzug gibt es keine Hinrichtungen. Das ist alles, was wir ihnen anbieten.«
»Und dann?«
»Wenn es ihnen bei uns nicht gefällt, können sie gehen. Für immer.« Sie wandte sich an alle Anwesenden. »Okay?«
Überall zustimmendes Kopfnicken. Da sie einsahen, dass sie keine Chance hatten, nickten Shiv und Dunga auch.
Riff wirbelte zu Col herum. »Geh hin und sieh zu, dass deine Königin vernünftig ist. Bedingungslose Kapitulation, oder gar nichts.«
70
Auf dem Weg nach oben fasste Col einen Plan. Mit etwas Glück war die Königin vielleicht noch auf ihrem Thron im Großen Ver-sammlungssaal. Er nahm den Dampffahrstuhl zu Deck 44.
Während der Fahrt brachte er sein Haar in Ordnung und tat sein Bestes, sich den Kohlenstaub mit Spucke und Taschentuch vom Gesicht zu wischen. Um auf dem Oberdeck durchzukommen, durfte er nicht wie ein Dreckiger aussehen. Allerdings war er immer noch barfuß, und sein Oberkörper nackt und schmutzig.
Er stieg auf Deck 44 aus dem Fahrstuhl und passierte einen weiteren grünen Vorhang. Zuerst konnte er keinen der Gänge wiedererkennen. Aber dann sagte ihm sein Orientierungssinn, dass dieser letzte Fahrstuhl weiter achtern lag als der, den er mit Gillabeth benutzt hatte. Er ging nach vorn, und bald kamen ihm die Gänge wieder vertraut vor. Er befand sich in der Nähe der Norfolk-Bibliothek.
Vor ihm ging jemand, der ein riesiges, in ledergebun- denes Buch unter dem Arm hatte. Col erkannte ihn von hinten.
»Septimus!«
Septimus drehte sich um und ließ fast das Buch fallen, als er Col sah.
»Warum bist du …?«
Er starrte auf Cols nackten Oberkörper und die nackten Füße. In diesem Augenblick wusste Col, wie er das Problem mit seinem Aussehen lösen würde.
»Leih mir deine Jacke und deine Schuhe«, sagte er.
»Was ist denn mit deinen passiert?«
»Das kann ich jetzt nicht erklären. Tu’s einfach. Bitte. «
Septimus zog sich die Jacke aus und gab sie Col, dann kniete er sich hin und löste seine Schnürbänder.
»Strümpfe?«
»Nein. Keine Zeit.«
»Ist hier etwas Großes im Gange? Ich habe von der Bibliothek aus Lärm gehört.«
»Ja. Eine Revolution. Dreckige gegen die oberen Decks.«
Septimus reichte ihm die Schuhe. »Eine richtige Revolution? Wow!« Er hüpfte aufgeregt in die Höhe. »Wie in den Büchern! Hier wird jetzt Geschichte geschrieben! Und welche Rolle spielst du dabei?«
»Ich bin derjenige, der sie schreibt.« Er band sich die Schuhe zu. »Komm mit, wenn du willst.«
Er sprang auf und lief etwas unbeholfen in den fremden Schuhen den Gang hinunter. Er drehte sich nicht um, um zu sehen, ob ihm Septimus folgte.
Je weiter er sich dem Großen Versammlungssaal näherte, desto mehr Leute kamen ihm entgegengelaufen. Alle hatten es eilig und wirkten sehr aufgeregt. Einmal rannte ein ganzer Trupp Unteroffiziere an ihm vorüber, und er musste sich gegen die Wand drücken, um sie vorbeizulassen. Niemand bemerkte, dass er keine Strümpfe anhatte und kein Hemd unter der Jacke trug.
Draußen vor dem Saal sah er dann einige vertraute Gesichter: Sir Mormus und Mitglieder der
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