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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Fregattenkapitän erklärte es. »Wir sind in ein schlimmes Tropengewitter geraten, Hoheit. Aber der Worldshaker hat noch nie wegen eines Gewitters angehalten.«
    Prinz Albert schnaubte abfällig. »Nein, mit einem Gewitter hat das nichts zu tun. Ist diese Tür abgeschlossen?«
    »Das wissen wir nicht, Hoheit.«
    »Dann probieren Sie’s aus, Mann. Probieren Sie’s aus.«
    Der Knauf drehte sich, und die Tür ging auf. Riff sprang vor und flitzte als Erste rein. Col stürzte hinterher.
    Das letzte Mal, als er die Brücke besucht hatte, herrschte fieberhaftes Treiben, doch nun standen die Kontrollgeräte still und verlassen. Das einzige Licht kam von einer blassen Leuchtröhre an der Decke und von den grünen und roten Lichtern der Messgeräte. Draußen am nächtlichen Himmel tobte das Gewitter mit peitschendem Regen und zuckenden Blitzen.
    Und nirgendwo ein Anzeichen von Sir Mormus.
    »Porpentine!«, schrie Prinz Albert. »Zeigen Sie sich! Genug damit.«
    Offiziere und Dreckige schwärmten über den Raum aus. Sir Mormus musste sich an einem der unteren Kontrollgeräte zu schaffen gemacht haben, denn plötzlich richtete er sich auf.
    »Ja, genug damit!«, donnerte er. »Genug mit allem! Es ist an der Zeit, allem ein Ende zu machen!«
    Voller Triumph hielt er etwas Glitzerndes in die Höhe, und in seine Stimme war der alte Befehlston zurückgekehrt.
    Dann drehte er sich um und ging zu der Metalltreppe, die zur Aussichtsplattform über der Brücke führte. Im Vorbeigehen legte er einen Schalter um, und die Deckenbeleuchtung ging aus.
    »Lasst ihn!«, rief Col. »Kümmert euch um die Kontrollgeräte!«
    Sir Mormus lachte laut. Seine Tritte polterten die Treppe hoch.
    »Reduziert den Dampfdruck!«, befahl Prinz Albert. »Werft die Turbinen wieder an! Öffnet die Sicherheitsventile!«
    »Sicherheitsventile?« Die Offiziere schluckten, als sie begriffen, was eigentlich los war.
    Dann handelten sie – schnell. Trotz der Dunkelheit wusste jeder genau, wo er die nötigen Rädchen und Hebel finden würde.
    »Kessel Nummer 4 kommt in den roten Bereich!«, ertönte eine Warnung.
    »Nummer 2 auch!«
    »Und Nummer 5 ebenfalls!«
    Col folgte ihnen nach und stieß sich im Dunkeln an allerlei Ecken und Kanten. »Öffnet zuerst die Sicherheitsventile!«, rief er.
    Darauf erschollen bestürzte Ausrufe.
    »Dieser Hebel bewegt sich nicht!«
    »Dieser auch nicht!«
    Sie versuchten es aufs Neue, unter Ächzen und Stöhnen.
    »Nichts geht hier!«
    »Sitzt alles fest!«
    »Er hat die Steuerungsgeräte verriegelt!«
    Col verstand nicht recht. »Wie? Was hat das zu bedeuten?«
    Ein Offizier ließ das Rad los, das er vergeblich zu drehen versucht hatte, und zeigte auf ein Schlüsselloch an der Steuerungseinheit.
    »Jede Einheit hat ein Schloss. Er hat mit seinen Amtsschlüsseln alles blockiert und in der jetzigen Position festgestellt.«
    Als Riff das hörte, fiel bei ihr der Groschen. »Schlüssel! Das war’s, was er hochgehalten hat!«
    Col dachte an das Glitzern in der Hand seines Großvaters. Natürlich, die Amtsschlüssel. Jetzt fiel ihm wieder ein, wie Sir Mormus seinerzeit mit der Goldkette an seinem Hals gespielt und gesagt hatte: Die sind nämlich nicht nur zur Zierde da.
    »Was ist los?«, fragte eine neue Stimme von der Tür.
    Es war Gillabeth mit Antrobus auf dem Arm. Die zweite Gruppe war eingetroffen.
    »Er hat die Steuerungsgeräte blockiert und die Schlüssel mitgenommen«, erklärte Col.
    »Ihm nach!«, schrie Riff. »Alle! Wir müssen die Schlüssel haben!«

73
    Sie rannten die Treppen hinauf zum Turm, dessen Tür im Wind hin- und herschwang. Draußen traf sie die volle Wucht des Sturms.
    Der Regen peitschte ihm so ins Gesicht, dass Col kaum etwas erkennen konnte. Wolken brausten um die Plattform wie die Brandung um einen Fels. Der Donner glich dem Knurren einer riesigen Bestie. Zuckende Blitze rissen Löcher in die Wolkenmassen.
    Sir Mormus stand vor der stählernen Brüstung am vorderen Teil der Plattform. Er drehte sich zu seinen Feinden um. Sein nasses Haar klebte ihm am Kopf wie seine Kleider am Körper. Bei Dunkelheit war er ein bloßer Schatten, im Licht eines Blitzes jedoch wirkte er größer und herrischer denn je. Überlebensgroß.
    Als die Dreckigen die Gewehre auf ihn anlegten, streckte er einen Arm über die Brüstung.
    Riff senkte ihr Gewehr. »Nicht schießen!«, brüllte sie.
    In der Hand über dem Abgrund hielt Sir Mormus die Amtsschlüssel. Wenn sie jetzt auf ihn schossen, würden die Schlüssel tausend

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