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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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sein –«
    Col und Riff sahen ihm wie gebannt zu. Er stellte sich aufrecht auf den Rand der Brüstung. Im grellen Licht der Blitze hob sich die geschundene Hülle seines Körpers gegen den Himmel ab. Dann warf er die Arme in die Höhe und ließ sich fallen.
    »So endet wahre Größe!«, schrie er.
    Er war verschwunden.
    »So endet wahrer Wahnsinn«, murmelte Riff.
    Sie sahen sich an – und dachten gleichzeitig an dasselbe: Möchte mich ja nicht einmischen. Dinge von ziemlicher Tragweite tun sich ….
    »Wer hat das gesagt?«
    Sie drehten sich, um die Plattform abzusuchen. Neben dem Turm stand eine winzige Gestalt, die angezogen war wie ein Erwachsener in Kleinformat, mit Frack und Knopflochblume.
    Antrobus?
    Die kleine Gestalt kam auf sie zugewackelt.
    Col konnte es nicht glauben. »Aber er kann gar nicht sprechen! Er hat es nie gelernt!«
    »Bedauerlicherweise muss ich dich informieren, großer Bruder, dass das eine irrige Annahme ist.«
    Col glotzte, als er sah, wie sich der Kindermund bewegte. Die Stimme war zwar hoch und piepsend, aber jede Silbe wurde einwandfrei ausgesprochen.
    Antrobus blieb vor ihnen stehen. Er betrachte Col mit derselben Aufmerksamkeit wie alles andere, was er beobachtete.
    »Aber warum hast du bis jetzt nie etwas gesagt?«, fragte Col.
    »Bin bislang auf kein Thema gestoßen, das ich erörternswert fand.«
    Ob es nun die Ernsthaftigkeit dieses Ausspruches war oder das Gefühl der Erleichterung, das Col plötzlich verspürte, auf jeden Fall fing er an, hemmungslos zu lachen. Schließlich steckte er Riff damit an, und sie brachen in hysterisches Gelächter aus, bis ihnen die Tränen kamen.
    »Wenn eure Erheiterung abgeklungen ist«, sagte Antrobus höflich, »dann könntet ihr vielleicht die Freundlichkeit haben, mich hochzuheben, damit ich das Ende des Dramas betrachten kann.«
    Mühsam unterdrückten Col und Riff ihr Gekicher und rappelten sich hoch. Col fasste seinen kleinen Bruder um die Hüfte und stellte ihn auf den Rand der Brüstung. Auch Riff hielt ihn mit einer Hand fest.
    Da unten wirbelten immer noch dicke Wolken um den Worldshaker . Sie konnten nur ab und zu etwas sehen, wenn die Wolkendecke aufriss.
    »Was ist denn das da?«, fragte Riff und zeigte in die Tiefe.
    »Ich sehe nichts.« Col schüttelte den Kopf. »Und da?«
    »Das Schicksal unseres Großvaters ist in Dunkel gehüllt«, verkündete Antrobus.
    Sie suchten immer noch nach Spuren ihres Großvaters, als ein gewaltiges Brüllen erscholl. Aus beiden Seiten des Juggernaut schossen Dampfwolken hervor, die sogar das Wüten des Sturms übertönten.
    »Die Sicherheitsventile!«, jauchzte Riff.
    Nach ein paar Minuten hatte eine riesige weiße Decke aus Dampf die Risse zwischen den Wolken verhüllt, und es gab nichts mehr zu sehen.

EPILOG
    Der Tropenhimmel war an diesem Tage tiefblau. In Schüben von jeweils zwanzig Personen hoben die großen Kräne diejenigen nach draußen, die es vorzogen, den Juggernaut zu verlassen. Baggerschaufeln, die vormals geraubte Güter zu den Oberdecks gehievt hatten, setzten jetzt Menschen vom Oberdeck auf dem Boden ab.
    Von einer der Sortierwannen aus überwachte Riff die Ausschiffung, zusammen mit Dunga vom Revolutionsrat. Beide trugen Gewehre. Diejenigen, die gingen, waren zwar übel gelaunt und verbittert, aber letztlich zu eingeschüchtert, um Widerstand zu wagen. Col saß am Rand der Sortierwanne und sah ihnen zu.
    Nach mehreren Stunden war das Ende der Schlange in Sicht. Drei Viertel der Bewohner der oberen Decks hatte das Exil gewählt, darunter viele Offiziere und der Großteil der Elite. Königin Victoria jedoch und Prinz Albert waren geblieben und versuchten auch andere dazu zu bewegen. Auch Orris, Quinnea, Gillabeth und Antrobus sowie Septimus und Professor Twillip blieben. Für die beiden Letztgenannten stand die Entscheidung überhaupt nicht zur Debatte – sie hätten niemals ihre Bibliothek im Stich lassen können. Was Orris betraf, so war er seit dem Sturz von Sir Mormus ein völlig neuer Mensch. Über Nacht waren Niedergeschlagenheit und Schuldgefühle von ihm abgefallen. Die vier anderen Zweige der Porpentines gingen geschlossen von Bord.
    Schließlich senkte sich die Transportschaufel ein letztes Mal auf der Sortierwanne nieder, um die letzte Ladung an Bord zu nehmen: elf Personen – allesamt Squellinghams.
    Col sah zu, wie Sir Wisley, seine Frau, Hythe, Pugh und drei jüngere Geschwister sowie weitere Verwandte unter dem Gewicht ihres Gepäcks voranstolperten. Jedem, der den

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