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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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machen sie das?«
    »Direkt am Kessel.«
    » Ist das ein Heizkessel?«
    »Klar. Heiß genug, einem die Haut zu verbrennen.«
    »Achtung!«, ertönte ein Schrei, und ein Metalltopf kam heruntergepoltert. Er sprang von einer Etage des Gerüsts zur nächsten, an Col und Riff vorbei, und verschwand in der Tiefe.
    »Was soll das?«, brüllte Riff.
    Einige Etagen höher kam ein schuldbewusstes Gesicht zum Vorschein. »Tut mir leid. Er war aber leer.«
    »Dein Glück!«
    Col schüttelte den Kopf. »Was für ein Irrenhaus!«
    Jetzt bekam er Riffs Ärger zu spüren. »Ach, findest du?«
    »Naja, alle rücken einander so dicht auf die Pelle. Das reinste Chaos.«
    »Phh! Du kriegst nicht mal mit, was sich direkt vor deiner Nase abspielt. Guck nochmal genauer hin, Col-bert Porping-tine.«
    Col guckte und sah, wie Dreckige die Töpfe weiterreichten. Um die Stellung zu wechseln, mussten sie am Gerüst übereinander hinwegklettern. Äußerst heikel! Hundertmal sah es so aus, als würde sich jemand am Kessel verbrennen, den Halt verlieren oder wieder einen Topf fallen lassen – aber es passierte nichts. Im letzten Moment war immer ein anderer Dreckiger zur Stelle, um zu helfen, einen Arm zu greifen oder eine Schulter zu packen. Und das alles lief in einem unglaublichen Tempo ab.
    »Kapierst du’s jetzt?«, fragte Riff.
    Col schüttelte wieder den Kopf. Es musste einfach Glück sein, dass keine Unfälle passierten. Hinter alledem konnte doch unmöglich nur Methode stecken.
    »Wir müssen zusammenarbeiten, eben weil wir uns so dicht auf der Pelle hocken«, sagte Riff. »Wir müssen die Dinge besser geregelt kriegen als ihr, sonst könnten wir niemals überleben.«
    Col wollte es eigentlich nicht wahrhaben, aber das Chaos folgte tatsächlich einer Logik, die war jedoch so komplex, dass sie seinen Verstand fast überforderte. Was ein Dreckiger tat, war genau abgestimmt auf das, was alle anderen taten. Wie bei einem Tanz, bei dem alle Tänzer die unterschiedlichen Tanzschritte perfekt beherrschen. Nachdem Col das Prinzip einmal begriffen hatte, entdeckte er es überall wieder.
    Sie gingen nach oben und kamen durch Etagen, wo Wäsche gewaschen wurde. Dabei sah er, wie einige die Wäsche sortierten, andere sie schrubbten, wieder andere sie ausspülten, und noch andere sie zum Trocknen aufhängten. Wäschebündel flogen durch die Luft hin und her, so schnell, dass ihnen das Auge kaum zu folgen vermochte. Die Kleider waren bloße Lumpen, aber das System funktionierte unglaublich reibungslos.
    Allein vom Zuschauen wurde ihm schon ganz schwindlig. So Wäsche zu waschen wie die Dreckigen, schien ihm ebenso unvorstellbar wie so kämpfen zu können wie Riff. Die Dreckigen schienen über geradezu übermenschliche Fähigkeiten zu verfügen.
    Nach den Wäscherei-Etagen führte ihn Riff durch ein Zickzack-Labyrinth von Rohren. Dabei zeigte sie auf kleine Düsen, die hier und da herausguckten.
    »Pass auf, dass es dich da nicht erwischt«, warnte sie ihn.
    Sie stiegen über die Düsen hinweg, bückten sich darunter hindurch, und manchmal mussten sie sogar auf dem Bauch kriechen, um den Düsen zu entgehen.
    »Was hat es denn nun damit auf sich?«, fragte er, als sie die Düsen hinter sich gelassen hatten.
    »Dampf. Aus den Dingern schießen deine Leute mit Dampf auf uns.«
    Col dachte an Sir Mormus’ Erklärung für den Dampf. »Um euch auf Trab zu bringen.«
    »Sei doch nicht blöd, ey!«, herrschte ihn Riff an. »Sie bringen uns zum Arbeiten, indem sie die Nahrungsversorgung kontrollieren. Der Dampf macht uns höchstens langsamer. Das tun sie, weil es ihnen Spaß macht, uns zu quälen.«
    Darauf hatte Col keine Antwort. »Warum bleibt ihr dann nicht weg von den Düsen?«
    »Hast du’s immer noch nicht gerafft? Hier gibt es keinen Ort, der nicht gefährlich ist.« Riffs Augen blitzten. »Weißte, was dein Problem ist?«
    »Was?«
    »Du siehst immer nur eine Sache. Wenn du überleben willst, musst du den Kopf frei und die Augen offen halten. Versteif dich nicht auf eine Sache, sei immer bereit für alles, woher es auch kommen mag.«
    Auf dem Rest ihres Weges versuchte Col, den Kopf frei und die Augen offen zu halten.
    Sie gelangten zu einem kastenförmigen Gerippe aus Trägern und Verstrebungen. Klümpchen gelber Schmiere machten alle Oberflächen spiegelglatt. Weiter vorn sah Col eine Stelle, wo sie von einem solchen Gerippe zu einem anderen hinüber mussten – und die Brücke war ein einzelner Querträger.
    »Das kann ich nicht«, stöhnte

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