Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland

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er.
    »Doch, kannste. Nimm Anlauf. Guck mir zu.«
    Riff rannte auf den Querträger zu, streckte ihre Arme links und rechts von sich, ging in die Knie und schlitterte hinüber. Dabei bildete die Schmiere unter ihren Füßen eine ideale Gleitoberfläche. An der anderen Seite griff sie nach einer Strebe und kam so zum Stillstand.
    »Je schneller, desto besser«, ermutigte sie ihn. »Sieh nicht nach unten.«
    Er hatte keine Wahl. Er nahm Anlauf, breitete die Arme aus, ging in die Knie und rutschte hinüber. Nur der Schwung hielt ihn aufrecht. Er bekam einen leichten Rechtsdrall, steuerte nach links gegen, und dann wieder zu stark nach rechts! Unter ihm gähnte der Abgrund.
    Im allerletzten Augenblick bekam er die Strebe zu fassen.
    Nicht ein Wort der Anerkennung von Riff. Sie drehte sich auf dem Absatz um und machte sich sofort wieder auf den Weg.
    Über ihnen pendelten riesige Balken aus Profileisen in einem gewaltigen Rhythmus hin und her. Sie mussten an der Unterseite des Orlopdecks sein, vermutete Col, obwohl in der Finsternis nichts klar zu erkennen war.
    »Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem Versammlungsplatz. Die übrigen Ratsmitglieder müssten inzwischen da sein.«
    »Jetzt schon? Wie hätten sie es denn vor uns schaffen sollen?«
    »Ach, die werden Abkürzungen genommen haben.«
    »Und was haben wir gemacht?«
    »Wir haben die längere Route genommen. Abkürzungen sind noch zu schwierig für dich.«
    Das war die leichte Route gewesen? Bei dem Gedanken verging Col Hören und Sehen.

29
    Der Versammlungsort war eine überdimensionale Hängematte, die wie ein Spinnennetz zwischen zwei riesigen Schwungrädern hing, die mit hoher Geschwindigkeit rotierten und dabei jede Menge Wind produzierten. Der Raum dazwischen war jedoch so ruhig wie das Auge eines Hurrikans.
    Col hatte sich schon daran gewöhnt, dass man schreien musste, um sich bei dem ständigen Lärm Gehör zu verschaffen. Doch an diesem Versammlungsort war es möglich, mit normaler Lautstärke zu sprechen.
    Auf Riffs Wink sprang er in die Hängematte und ließ sich nach unten rollen. Die Mitglieder des Rates waren alle auf einer Seite versammelt. Mit den Füßen stemmten sie sich gegen die Taue und hatten sich bequem zurückgelehnt.
    »Bleib, wo du bist!«, fauchte ihn ein tätowiertes Mädchen mit kurzgeschnittenen Haaren an, als er aufstehen wollte.
    Mit Riff waren es sechs. Alle waren ähnlich gebaut – dünn, drahtig und muskulös. Die meisten schienen achtzehn, neunzehn oder Anfang zwanzig zu sein, bis auf eine Frau mit einem roten Stirnband, die vielleicht dreißig war.
    Ein Junge mit einem Beinverband forderte Col auf, zu erklären, was er Unten zu suchen hatte. Anscheinend wusste der Revolutionsrat schon von seinen früheren Begegnungen mit Riff. Er erzählt ihnen, wie er das Buch in die Versorgungsschütte geworfen hatte, von seinem Kampf mit Lumbridge, und wie er schließlich selbst hinuntergefallen war. Sie hörten ihm schweigend zu und ließen allenfalls bei einigen Details ein ungläubiges Schnauben vernehmen. Riff ließ das Buch herumgehen, damit die Ratsmitglieder es sich ansehen konnten.
    Dann begannen sie ihn mit Fragen zu bombardieren, die er beantwortete, so gut er konnte. Die Fragen kamen von ihnen allen, und er hatte nicht den Eindruck, dass einer von ihnen rangmäßig höher stand als der Rest.
    »Du meinst also, dass dir Riff einen Gefallen schuldet?«, fragte Rotes Stirnband schließlich. »Und was fürn Gefallen ist das?«
    »Ich möchte zurück zu den Oberdecks.«
    »Aha. Und wie sollen wir das machen?«, fragte ein Junge mit einer hohen, gewölbten Stirn und kalten, abschätzenden Augen.
    Riff meldete sich zu Wort. »Es gibt einen Weg, Shiv.«
    »Für ihn, aber nicht für uns?«
    »Für uns, wenn sie neue Gesindlinge brauchen.« Riff zuckte die Achseln. »Sie könnten doch den Haken benutzen, mit dem sie uns raufziehen. Wir müssen ihn nur dahin bringen, wo sie ihn sehen können.«
    »Okay.« Der Junge mit dem Beinverband nickte. »Irgendwo weit oben, in der Nähe eines ihrer Käfige.«
    »Ja, das könnten wir tun«, sagte ein junger Mann mit Stoppelbart. »Ich sehe aber immer noch nicht ein, warum wir das eigentlich tun sollten.«
    Riff sah ihn an. »Ich habe es versprochen, Padder.«
    Rotes Stirnband zog die Brauen hoch. »Da läuft doch nichts, oder?« Sie blickte von Riff zu Col und zurück. »Zwischen dir und ihm?«
    »'Türlich nicht«, zischte Riff sofort.
    Der junge Mann, der Padder hieß, runzelte die Stirn.