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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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gar nicht so übel aus. Zwischen den beiden bestand eine Verbindung, ohne Zweifel.
    Er stöhnte. Er wusste, dass er sein Versprechen einlösen musste. Professor Twillip hatte ihn immer gelehrt, dass man halten muss, was man versprochen hat, und es an zahllosen Beispielen aus der Antike verdeutlicht. Aber er war sich sicher, dass sich die alten Griechen und Römer nie mit einem solchen Problem wie dem seinen hatten herumplagen müssen.
    Wie sollte er es bloß bewerkstelligen, zur Versorgungsschütte zu kommen und ein Seil hinabzulassen?

35
    Am Montag trödelte Col, mit einem flauen Gefühl im Magen, zur Schule. Er ließ sich so viel Zeit mit dem Schulweg, dass die Glocke bereits läutete, als er sich dem Eingangsportal näherte. Aber es war kein normaler Schulbeginn. Anstatt über die Rampen in ihre Klassen zu strömen, hatten sich die Schüler nach Klassen getrennt im Hof versammelt. Die Lehrer gaben knappe Befehle und versuchten, ihre Klassen in ordentliche, kompakte Gruppen zu gliedern.
    Col ging hinüber zur 4a. Die Squellingham-Clique bemerkte ihn erst, als Fefferley plötzlich einen Krächzer ausstieß. Dann starrten sie ihn in stiller Verwunderung an.
    Sie haben niemals damit gerechnet, mich wieder in der Schule zu sehen, dachte Col grimmig.
    »Ruhe! Ruhe!«, rief Mr. Dandrum, der stellvertretende Direktor.
    »Dr. Blessamy wird jetzt eine Ansprache halten.«
    Dr. Blessamy musste wohl auf eine Trittleiter gestiegen sein, denn er überragte die Menge auf dem Hof um Kopf und Schultern.
    »Liebe, liebe Jungen und Mädchen«, begann er. »Diejenigen von euch, die tatsächlich lieb sind. Dies ist ein trauriger Tag für euren alten Direktor. Ich muss euch etwas über einen Zwischenfall berichten, der … ein Zwischenfall, welcher … also kurz: solch eine Art von Zwischenfall. Ein Fall. Ich denke, mehr brauche ich nicht zu sagen.«
    Er zog ein großes, weißes Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn. »Nach all den Jahren, die ich dieser Akademie gegeben habe. Jeder Einzelne von euch, ein heiliges Vermächtnis. Und nun dies … im Herbst meiner … Herbstjahre –«
    Er brach ab, schnäuzte in sein Taschentuch und tupfte sich dann die Augen damit.
    »Es ist nicht mein Amt, ein Urteil abzugeben. Aber jemand war dort, wo er nicht hätte sein sollen. Und hat Dinge gesehen, die er nicht hätte sehen sollen. Liebe Jungen und Mädchen, seid auf der Hut vor schädlichen Einflüssen. Meidet sie wie … äh … Dinge, die es zu meiden gilt.«
    Sein Blick schweifte kreuz und quer über die Versammlung, schaffte es jedoch jedes Mal, Col nicht anzusehen.
    »Wir müssen unseren Ruf wahren. Wir müssen ein reines Leben leben und reine Gedanken denken. Eure Lehrer werden dabei eure Vorbilder sein, und ich will ihr Vorbild sein. Und vergesst nie das Motto unserer Schule: Loyalität, Rechtschaffenheit und … das andere.«
    Col fragte sich, ob die Schüler die Geschichte schon gehört hatten. Wussten sie, vor welchem Schüler sie gewarnt wurden?
    Als eine halbe Stunde später der Unterricht begann, ließ Mr. Gibber eine Tirade gegen verderbliche Einflüsse vom Stapel.
    »Wir werden dem Beispiel unseres Direktors folgen, oder ich heiße nicht Bartrim Gibber. Für euch bitte Mr. Gibber, 4a.« Er stand vor der Klasse, die Hände auf dem Rücken verschränkt. »Sind wir alle bereit, reine Gedanken zu denken? Ich werde euer Vorbild sein. So etwa.« Er sah jetzt aus wie ein leicht benommenes Schaf. »Beginnt jetzt alle zu denken. Das gilt auch für dich, Nebblethwaite.«
    In der Klasse herrschte völlige Stille, während die Schüler es mit verschiedenen Gesichtsausdrücken versuchten.
    »Gut so. Gut so.« Mr. Gibber knackte mit den Fingern. »Nur reine Gedanken. Nicht die andere Sorte. Wenn ich das Gefühl habe, dass einer von euch –« Er ging zu seinem Rohrstock-Gestell, wählte drei Rohrstöcke aus und legte sie nebeneinander auf den Tisch. »Das sollte alle Eventualitäten abdecken. Meine Nummer Drei, Sieben und Dreizehn. Also. Ist hier irgendjemand in der Klasse, der diese anderen Gedanken denkt?«
    Allgemeines Kopfschütteln. Mr. Gibber schoss auf einen Jungen in der vorderen Reihe zu.
    »Was ist mit dir, Snellshott? Unsicherer Kantonist, wie?«
    »Nein, Sir.«
    »Melstruther?«
    »Nein, Sir.«
    »Was denkst du, Hegglenock?«
    »Dasselbe wie Sie, Sir.«
    »Dasselbe wie ich. Dasselbe wie ich.« Mr. Gibber schien entzückt. »Denkt hier irgendjemand nicht dasselbe wie ich?«
    Er schnappte sich einen der Rohrstöcke und schlug

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