Worldshaker
sollte. Mr. Gibber begann, eine Schau abzuziehen, herumzutanzen und mit den Armen zu fuchteln.
»Du musst mich entschuldigen. Ich bin nur ein einfacher Schulmeister. Wer bin ich denn, dass ich die Gedanken eines Porpentines anzweifle? Ich gehöre nicht zum selben Stand.« Mit der flachen Hand schlug er sich gegen die Stirn. »Ich habe vergessen, wer ich bin. Ein elender, kümmerlicher Niemand. Ein jämmerlicher, unbedeutender Wurm!«
Jetzt, nachdem er entdeckt hatte, was er im Leben darstellte, begann er darin zu schwelgen. »Ja, ein jämmerlicher, unbedeutender Wurm!« Er wandte sich an die Klasse. »Was bin ich, Jungs?«
»Ein Wurm, Sir!«
»Lauter, lauter!«
» Ein Wurm, Sir! «
Mr. Gibber schlug sich so heftig auf die Stirn, dass ein Stück Kreide, das er sich als Reserve hinters Ohr geklemmt hatte, auf den Boden fiel. Für einen Moment schien er Mühe zu haben, deutlich zu sehen. Dann ging er zurück zu seinem Platz, mit einem selbstzufriedenen Grinsen. Er hob den Papierkorb auf seinen Schoß und den Rest des Nachmittags kraulte er Murgatrudd hinter den Ohren.
Die Krise war vorüber, doch Col hatte das Gefühl, dass er am Ende der Verlierer war, obgleich er gesiegt hatte.
41
Col dachte, sein Wochenende würde vollständig mit gesellschaftlichen Verpflichtungen belegt sein, aber in der letzten Zeit klafften in Ebnolias Veranstaltungskalender immer häufiger größere Lücken. Das galt auch für die anderen Zweige der Familie Porpentine. Nach dem Essen fand im Northumberland-Salon eine lebhafte Diskussion statt.
»Die Ollithorpes haben ihren Morgenkaffee abgesagt.«
»Wir sind nicht zum geselligen Nachmittag bei den Sprouds eingeladen worden.«
»Die Tremencys haben das Essen am Sonntag verschoben.«
»Die Chorprobe bei Lady Hallidom fällt aus.«
»Das Kinderfest bei den Trumpingtons findet nicht statt.«
»Man behandelt uns wie Aussätzige. So geht das nicht weiter.«
Ebnolia lächelte und wippte auf ihrem Stuhl. »Das geht vorüber.«
»Nicht wenn es nach den Squellinghams geht«, donnerte Sir Mormus. Alle Köpfe wandten sich ihm zu. »Die stecken hinter alledem. Sir Wisley benimmt sich absolut unmöglich.«
Nach Sir Mormus’ Donnern klang Ebnolias Stimme eher wie Vogelzwitschern. »Sprichst du von der Exekutivkammer, mein Lieber?«
Sir Mormus nickte. Ganz offensichtlich hatte er Mühe, sich zu beherrschen. »Er hat mich ausgetrickst. Wenn wir in Birma gelandet sind, können wir entweder über Siam nach Hongkong oder über die Malaysische Halbinsel nach Singapur. Wir müssen unsere Kohlevorräte wieder aufstocken. Ich hatte an Singapur gedacht.«
»Man hat dich doch nicht überstimmt?«, rief Leath Porpentine entsetzt aus.
Sir Mormus’ Gesicht hatte einen bedrohlichen roten Farbton angenommen.
»Wir haben ein Signal vom preußischen Juggernaut aufgefangen, demzufolge sie von Zentralchina aus nach Hongkong unterwegs sind. Wenn sie vor uns da sind, werden wir eine Woche warten müssen, bis sie ihre Vorräte aufgestockt haben. Das heißt, eine Woche keinen Handel treiben. Aber Sir Wisley hat gesagt, dass wir eigentlich schnell genug sein müssten , um vor ihnen dort anzukommen, und niemand hat gewagt, ihm zu widersprechen.«
»Du bist tatsächlich überstimmt worden«, stöhnte Leath Porpentine.
»Nein, ich bin nicht überstimmt worden.« Sir Mormus sah jetzt aus wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. »Ich musste einen Rückzieher machen, um nicht überstimmt zu werden. Ich habe gemerkt, dass Haugh und Fefferley gegen mich stimmen wollten.«
»Was ist mit Turbot?«, fragte Rumpley Porpentine. »Der Erste Steuermann wird doch sicherlich auf der Seite des Oberbefehlshabers stehen?«
»Bei ihm stand es auf der Kippe. Der Bastard hat immer nur seinen eigenen Vorteil im Auge! Er weiß , dass der Weg über Singapur der bessere ist. Aber seine Frau will höher hinaus mit ihrer Familie und sitzt ihm im Nacken. Er wird zu Sir Wisley überlaufen, wenn er sich davon etwas verspricht. Ich konnte kein Risiko eingehen. Daher musste ich eine Kehrtwendung machen und selbst die Route über Hongkong befürworten.«
Unter den Porpentines machte sich eine betroffene Stille breit, sie schauten grimmig drein.
»Turbot ist also der Schlüssel, nicht wahr?«, fragte Ebnolia.
Sir Mormus grunzte zustimmend.
»Wir müssen ihn also mit etwas ködern.« Sie überlegte, murmelte etwas vor sich hin, schnalzte leise mit der Zunge und tippte sich mit ihrem zierlichen Finger ans Kinn. »Ein Angebot, dem die
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