Worm
drei klärten ihre Differenzen am Telefon, aber die Animositäten und das Misstrauen blieben. Am 24. März, nur eine Woche vor dem C-Day, stellte Rick eine verärgerte Nachricht an Paul auf die Liste, der sich beschwert hatte, dass das Engagement nachließ und womöglich einige Sinkhole-Betreiber ersetzt werden sollten:
Ich bin es langsam leid, immer wieder »Das funktioniert nicht« von dir zu hören. Es funktioniert, aber du bist einfach unzufrieden damit, wie es funktioniert. Sprich Klartext und stell ein paar Zahlen online, oder halt die Klappe. Du kannst keinen Sinkhole-Betreiber für A/B [Conficker A und B] ausschließen, aber ich kann dich ausschließen. Also mach mal langsam.
Paul antwortete …
Schließlich platzte T. J. Campana in seinem Büro in Redmond der Kragen. Er schrieb:
STOPP … Was unseren Anstrengungen am MEISTEN schadet, ist diese ganze Kacke, die hier hin- und hergeworfen wird. Entweder wir lernen, nett miteinander umzugehen, oder wir (soll heißen ich) werden dafür sorgen, dass ihr beide euer Zeug packen könnt. Wir müssen besser werden, aber das wird nicht über Nacht passieren. Für ein paar von uns ist es das erste Mal, dass sie eine Sinkholing-Operation durchführen, und wir tun uns zusehends schwer damit.
Auch Rodney, der einmal mehr den »Erwachsenen im Raum« gab, ließ mit seiner Antwort nicht lange auf sich warten:
HÖRT MIT DIESER VERDAMMTEN SELBSTZERFLEISCHUNG AUF !
Ist euch nicht klar, dass diese eng verbundene Gruppe, die so gut funktioniert hat und so weit gekommen ist, von außen den Anschein erweckt, als würde sie auseinanderbrechen (und das vielleicht tatsächlich auch tut)?
KEINER von euch kann dabei gewinnen. Die einzigen Gewinner werden die Leute sein, die zu besiegen wir kämpfen. Ich garantiere euch, wenn wir uns nicht zusammenraufen, wird die nächste Schlagzeile in der NYT [ New York Times ] oder WP [ Washington Post ] »Conficker-Kabale bricht zusammen« lauten. Und damit will ich nichts zu tun haben.
Macht euch also bitte eines klar: Jedes Mal, wenn einer von euch dem anderen ans Bein pinkelt, bekommen das auf die eine oder andere Weise mehrere Hundert Leute mit.
Als ich das Gruppenmeeting in Atlanta organisierte, war mein Ziel, damit zur Lösung für einen Teil des Problems beizutragen, verbunden mit der Hoffnung, dass es uns helfen würde, einen Weg zu finden, wie wir gegen die bösen Jungs bestehen können. Das ist immer noch mein vorrangiges Ziel. Im Gegensatz zu einigen von euch habe ich kein Geschäftsmodell, das von der Conficker-Schlacht betroffen ist. Ich verkaufe keine Software, die mit Conficker zu tun hat. Ich biete keine Dienstleistungen an, die mit Conficker zu tun haben. Ich verkaufe keine Hardware, die mit Conficker zu tun hat. Ich habe keine Beratungsfirma, die mit Conficker zu tun hat. Ich bin nichts weiter als ein Internetuser mit einer gewissen Vorgeschichte und ein paar Tausend Kunden. Und ich will, dass das Internet überlebt.
Falls es Leute auf dieser Liste gibt, die das anders sehen, dann sagt das und lasst diejenigen von uns, denen es primär um das Internet geht, woanders hingehen und dort den Kampf weiterführen.
Andernfalls setzt euch zusammen und trefft ein paar Entscheidungen, die für uns alle – und letztlich auch für das Internet – funktionieren.
Ich bin immer noch für eine Telefonkonferenz der Gruppe, um die Probleme beizulegen und wieder eine gemeinsame Front herzustellen. Ich habe keine Lust mehr, Anrufe von Leuten von einer der anderen Listen zu bekommen, die wissen wollen, was zum Teufel mit den »Anführern« los ist.
Und auch wenn ihr meine »öffentlichen« Bitten um eine Antwort weiterhin ignoriert, bestätigt doch zumindest, dass ihr diese E-Mail gelesen habt und daran interessiert seid, das Problem zu lösen.
Wie angekündigt, berief T. J. eine weitere Telefonkonferenz ein, bei der alle Seiten ihr Wohlverhalten zusagten.
Unterdessen lief der Countdown für den C-Tag weiter.
John und Rick lieferten sich einen kleinen Wettstreit, wer die meisten TLD s an Bord holte – um eine Flasche dreißig Jahre alten Glenfiddich Scotch. Die Sache war jedoch eindeutig: John konnte 100 TLD s zur Zusammenarbeit bewegen, die restlichen 16 sicherte Rick. Ende März hatten sie das Unmögliche möglich gemacht. In Polen gab es rechtliche Probleme; der polnischen Registry war es per Gesetz untersagt, die ermittelten Domainnamen zu sperren, ohne dafür bezahlt zu werden, und da es an der Zeit fehlte, das
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