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Worm

Worm

Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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Gesetz zu ändern, zückte Rick einmal mehr seine Kreditkarte.
    Die »Kabale« war sprachlos vor Staunen. Sie hatten es geschafft! Der Botmaster hatte sie herausgefordert, das Unmögliche zu tun, und sie hatten es getan.
    John war von allen vielleicht am meisten erstaunt. Das, worum sie gebeten hatten, war unerhört  … und doch  … alle hatten ja gesagt. Jede einzelne TLD . Bei ein paar hatte es etwas länger gedauert als bei den anderen, aber am Ende hatten alle mitgemacht. Dass sie das getan hatten, ließ Johns Wertschätzung der menschlichen Natur ganz erheblich steigen  – von der Qualität seiner Hausbar ganz zu schweigen. Rodney bediente sich bei Churchill und sprach von »unserer besten Stunde«.
    Dennoch war keiner so vermessen zu glauben, sie hätten den Wurm nun vollständig eingedämmt und am 1. April würde nichts passieren. Immerhin gab es da noch diese Sache mit dem Peer-to-Peer-Protokoll. Selbst wenn sie jede einzelne mögliche Domain in Chris Lees Sinkhole umleiteten, konnten die Bots theoretisch die Webanfragen schlicht umgehen und sich selbst direkt updaten. Die Gefahr war also keineswegs gebannt.
    Und nun, da der C-Day immer näher rückte, nahm plötzlich auch der Rest der Welt Notiz von dem Wurm. Und wie! Inzwischen arbeiteten an dem Projekt weltweit mehrere Hundert eifrige Computerfreaks in den verschiedenen Untergruppen der »Kabale« mit. Das Wissen um den Kampf gegen den Wurm hatte jedoch noch weitere Kreise gezogen, nicht zuletzt wegen der vielen Mitarbeiter bei den unterschiedlichsten Behörden, die Rodney und die anderen wochenlang bearbeitet hatten. Angesichts so vieler Leute, die inzwischen in der Sache engagiert und an ihr interessiert waren, tauchte die Story immer häufiger auch weit jenseits der eng umrissenen Grenzen der einschlägigen Cybersicherheitsblogs auf. Das Problem dabei war nur, dass die Botschaft auf dem Weg hinaus in die Welt verzerrt wurde.
    Sie wurde größer. Und größer. Mitte März, als der Countdown sich allmählich dem einstelligen Bereich näherte, ertönten draußen in der Welt immer häufiger die Alarmsirenen. Das gigantische Botnetz war darauf programmiert, sich am 1. April zu Hause zu melden und Anweisungen zu erhalten, und niemand wusste, was dann passieren würde. Ein engagiertes Team von Experten arbeitete seit Monaten rund um die Uhr daran, das Botnetz lahmzulegen, aber es gab keine Garantie, dass ihnen das auch gelingen würde. Ein Plot, der eines Hollywood-Thrillers würdig war. Würde das Internet implodieren? Der E-Commerce schlagartig zum Erliegen kommen? Die lebenswichtigen Computernetzwerke, die die Stromnetze, den Luftverkehr, die Transport- und Telekommunikationssysteme rund um die Welt steuerten  … würden sie zusammenkrachen? Würde es zu einem gewaltigen digitalen Raubzug kommen? Zu gezielten Abschaltungen? Kaskadenartigen Ausfällen?
    Wieder war es John Markoff von der New York Times , der zwei Jahrzehnte zuvor schon als Erster über den Morris-Wurm geschrieben hatte, der den Anfang machte und als erster Journalist einer der großen Zeitungen darüber berichtete. Markoff traf sich mit Rick in San Francisco zum Essen, und ein paar Tage später, am 19. März, erschien unter der völlig nüchternen Schlagzeile »Computerexperten machen gemeinsam Jagd auf Wurm« sein Update zur Conficker-Bedrohung.
    »Hinter den Kulissen spielt sich ein außergewöhnlicher Kampf zwischen Computersicherheitsexperten auf der ganzen Welt und dem Autor eines bösartigen Softwareprogramms namens Conficker ab«, begann er seinen Artikel.
    Markoff skizzierte das globale Ausmaß der Bedrohung und erklärte, dass der Wurm ein in der Geschichte beispiellos großes Botnetz geknüpft hatte. Er beschrieb die Auseinandersetzung als ein »Katz-und-Maus-Spiel«, bei dem die »Kabale« zu verlieren drohte, und kritisierte das offenkundig mangelnde Wissen oder Interesse aufseiten der Regierung. Bezeichnenderweise stammte das schmissigste Zitat von Rick: »Letzten Mittwoch trat ich an einen Dreisterne-General heran und fragte ihn, ob er mir dabei helfen könnte, ein Botnetz mit mehreren Millionen Knoten aus dem Verkehr zu ziehen. Ich bekam keine Antwort.«
    »W ie eine genauere Analyse des [Conficker-]Programms ergeben hat, sind die Zombie-Rechner darauf programmiert, am 1. April Kontakt zu einem Leitsystem aufzunehmen und Instruktionen zu erhalten«, schrieb Markoff. »V on einem Weckruf bis hin zu einem verheerenden Angriff kursieren zahlreiche Spekulationen

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