Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
1781
Geburt in Berlin
1798/99
Studium in Halle
1800/01
Studium in Göttingen, wo er Clemens von Brentano kennen lernt
ab 1805
mit Brentano in Heidelberg
1808–1812
in Berlin; setzt sich für die Befreiung Preußens ein
1811
Heirat mit Brentanos Schwester Bettina
21. 1. 1831
Tod in Wiepersdorf
Achim von Arnim (eigentlich Ludwig Joachim von Arnim)kam am 26. Januar 1781 in Berlin zur Welt. Seine Mutter, Amalie Caroline geborene von Labes, starb knapp einen Monat später. Der Junge wuchs bei seiner energischen und lebenstüchtigen Großmutter auf. Diese kaufte ihrem Schwiegersohn, Joachim Erdmann von Arnim, der zunächst preußischer Gesandter in Kopenhagen, danach königlicher Schauspieldirektor in Berlin und schließlich mit der Verwaltung seiner Güter beschäftigt war, das Sorgerecht für seine beiden Söhne Ludwig Joachim, genannt Louis, und den um zwei Jahre älteren Karl Otto, genannt Pitt, für 1000 Taler ab. Da der Vater in Geldnot war, willigte er in den Handel ein. Die Großmutter lebte in Zernikow auf Schloss Wiepersdorf und besaß darüber hinaus noch eine Stadtwohnung in Berlin. Standesgemäß wurde Achim von Arnim von einem Hauslehrer erzogen, um dann 1793 in Berlin in das Joachimsthaler Gymnasium einzutreten. Der Junge war ein guter Schüler. Der leibliche Vater schien sich wenig um seine Söhne gekümmert zu haben, trotz aller fast flehentlichen Signale. Es gibt nicht viele Zeugnisse aus dieser Kindheit. Es ist zu vermuten, dass sie unter diesen Umständen auch nicht sehr glücklich war.
STUDIUM IN HALLE
Im Mai 1798 begab sich Arnim an die Universität Halle, um zunächst Rechtswissenschaften zu studieren. Mit Freunden gründete er einen Studentenklub, in dem selbst verfasste Vorträge zu wissenschaftlichen Themen gehalten wurden. Neben Jura und Philosophie hörte er Mathematik, Chemie und Physik und veröffentlichte unter anderem eine Abhandlung zur Theorie elektrischer Erscheinungen, die in Fachkreisen angesehen war.
EIN TRAURIGES ERLEBNIS
In die Studienzeit in Halle fiel auch ein trauriges Erlebnis, das Achim von Arnim noch lange beschäftigte. Einer seiner Schulkameraden, Karl Franz von Golz, hatte auf der Universität Anpassungsschwierigkeiten und litt unter Depressionen. Aus Angst, den an ihn gestellten Erwartungen nicht entsprechen zu können, nahm er sich das Leben. Selbstmorde unter jungen Leuten waren in dieser Generation häufig.
Seit dem Erscheinen und der weiten Verbreitung von Goethes »Werther« waren sie geradezu Mode geworden. Der sich anbahnende Verfall des Staatswesens in Preußen, der Niedergang der Feudalgesellschaft, unmenschliche Ehrbegriffe, eine in Konventionen erstarrte Moral, Unterdrückung des Gefühls, der Fantasie und all dessen, was Gewinnstreben und Karriere im Weg steht – das sind weitere Gründe, die viele sensible junge Leute damals in Lebensekel und Verzweiflung stürzten.
Aus der kritischen Beobachtung seiner Umgebung gewann von Arnim den Eindruck, dass der preußische Staat unweigerlich einer Katastrophe entgegen trieb, wenn nicht bald Reformen durchgeführt würden und die herrschende Adelsschicht nicht in stärkerem Maße soziales Verantwortungsbewusstsein entwickelte. Dabei kam Arnim selbst aus einer Familie, die sich durchaus mit dem Staat identifizierte. Auch von ihm durfte man ein starkes, idealistisch gestimmtes Gefühl von Verantwortung für dieses Preußen erwarten. Welch kleinliche bürokratisch-reglementierende Hürden sich diesen großen Gefühlen entgegenstellen konnten, zeigte sich, als die beiden Brüder von Arnim von Halle an die Universität nach Göttingen wechseln wollten. Ein solcher Wechsel des Studienortes war zu dieser Zeit nur innerhalb der Landesgrenzen möglich. Erst auf nachdrückliches Insistieren der Großmutter hin wurde die Genehmigung schließlich erteilt. Achim von Arnim wechselte in Göttingen zur Mathematik und veröffentlichte eifrig weitere naturwissenschaftliche Aufsätze.
DIE FREIE LIEBE UND DIE VERBOTENE FRUCHT DER KUNST
Plötzlich aber kam es zu einer Wende. Der Literatur und der Musik galt nun von Arnims vorrangiges Interesse, und diese Vorlieben wurden gefördert durch die Bekanntschaft mit dem Violinvirtuosen und Komponisten Johann Friedrich Reichardt, der auf dem Landgut Giebichenstein lebte und ihn häufig dorthin einlud. Bei Reichardt, der Volkslieder sammelte, nahm Arnim zum ersten Mal die Poesie dieses Liedguts bewusst in sich auf. Bestärkt wurde diese Abwendung von den Naturwissenschaften
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