Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Volkslieder] hat sich ein guter Teil des deutschen Feuers entzündet, welches später die Franzosen [Napoleon] verzehrte.«
Bettina Brentano und Achim von Arnim sahen sich in dieser Zeit häufiger und pflegten, wenn sie getrennt waren, einen regen Briefwechsel. Es ist möglich, dass der tragische Selbstmord von Bettinas engster Freundin Karoline von Günderode der Grund dafür war, weshalb die Liebenden vor einer endgültigen Bindung aber noch zurückschreckten Im Spätsommer 1806 kam es zwischen dem napoleonischen Frankreich und Preußen zum Krieg. Brentano und von Arnim sahen sich innerhalb Deutschlands auf die Territorien von Kriegsgegnern versetzt. Von Arnim verteilte in Göttingen »Kriegslieder«, um den Widerstand gegen Napoleon anzufachen. Auf Brentanos Sorge, sie könnten vielleicht gezwungen sein, als Soldaten, in verschiedenen Lagern stehend, einander totschießen zu müssen, hatte von Arnim in einem Brief eindrucksvoll Stellung genommen: »Kommt es zum Krieg, so ist unser Vaterland nicht Berlin, nicht die Mark, nicht hier und da, sondern in den Menschen; das Übrige mag in Flammen aufgehen, diese werden sich daran wärmen.« Nach der Niederlage Preußens in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt folgte von Arnim dem flüchtenden preußischen Hof bis nach Königsberg. Er war nun entschlossen, den Kampf gegen Napoleon mit literarischen Mitteln fortzusetzen.
DIE KAVALIERSTOUR
Im Frühjahr 1802 brach Achim von Arnim mit seinem Bruder Pitt zu der für einen jungen Adligen üblichen Kavaliers- oder Bildungstour durch Europa auf. Dabei wollte er auch die viel gepriesene Bettina Brentano in Augenschein nehmen, sowie Brentanos andere Geschwister, die im »Haus zum Goldenen Kopf« in Frankfurt am Main lebten, näher kennen lernen. Gerade weil sie sich, so wünschte es Clemens Brentano, ineinander verlieben sollten, begegneten sich Achim und die 15-jäh-rige Bettina Brentano während seines Aufenthalts in Frankfurt zunächst mit Zögern.
Die Reise des damals 21-jährigen Achim von Arnim führte ihn mit seinem Bruder durch Deutschland über die Schweiz an die französische Mittelmeerküste und dann nach Paris, wo er Napoleon vorgestellt wurde. Er reiste weiter nach England, besuchte London, Schottland und Wales. Der Tod des Vaters 1804 und die Notwendigkeit, sich um die Bewirtschaftung der geerbten Güter zu kümmern, zwang die Brüder zur Rückkehr in die Heimat.
4. 4. 1785
Geburt in Frankfurt a. M.
1807
Bekanntschaft mit Goethe
1811
Zerwürfnis mit Goethe; Heirat mit Achim von Arnim
1831
Beginn ihrer Publikationen
1837
Fürsprecherin der entlassenen Professoren der »Göttinger Sieben«
ab 1843
Engagement gegen soziale Ungerechtigkeit
20. 1. 1859
Tod in Berlin
PFLICHTEN UND ENTTÄUSCHUNGEN
Nach dem Frieden von Tilsit zwischen Frankreich und Preußen im Juli 1807 und nach dem Tod der Großmutter sah sich von Arnim zur Verwaltung des Familienbesitzes in die Pflicht genommen. Bettina Brentano lebte unterdessen im Haushalt des Rechtswissenschaftlers Friedrich Karl von Savigny, der ihre Schwester geheiratet hatte und ab 1810 an der neu gegründeten Universität Berlin Vorlesungen hielt. Im Jahr 1807 kam es zu einer melodramatischen, später gewiss von ihr romantisch verklärten Begegnung zwischen Goethe und Bettina Brentano in Teplitz, aber dann doch zur Verlobung Bettinas mit Achim von Arnim. Anschließend teilten die Freunde Brentano und von Arnim eine Wohnung in Berlin, während Bettina weiter im Haushalt der Savignys lebte. Endlich, am 11. März 1811, wurden Achim von Arnim und Bettina Brentano heimlich in Berlin getraut. Erst eine Woche später teilten sie ihre Eheschließung ihren Verwandten und Freunden mit. In diesem Jahr kam es durch von Arnims Initiative zur Gründung der »Christlich-Teutschen Tischgesellschaft«, an der unter anderem der Komponist Reichardt, Clemens Brentano – dessen zweite Ehe im gleichen Jahr geschieden wurde –, Heinrich von Kleist sowie bürgerliche Liberale wie der Theologe Friedrich Schleiermacher, aber auch reaktionäre Männer wie der Publizist Adam Müller teilnahmen. Zwar wandte sich die Runde gegen die restaurative Regierungspolitik und gegen »lederne Philister«, es waren aber Frauen und Juden von ihr ausgeschlossen, ausdrücklich auch solche, die durch Taufe zum Christentum übergetreten waren.
Als das Ehepaar von Arnim im August zum Verwandtenbesuch nach Frankfurt am Main reiste und in Weimar Station machte, kam es in einer Ausstellung zu einem
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