Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
gegenübergestellt, in der die beiden charakterlich völlig kontroversen Hälften eines siamesischen Zwillingspaares die moralische Verantwortung für den Gesamtkörper im Wochenturnus wechseln lassen.
MARK TWAINS BERÜHMTESTE WERKE
Die Arglosen auf Reisen (1869)
Im Gold- und Silberlande. Lehr- und Wanderjahre (1872)
Die Abenteuer des Tom Sawyer (1876)
Bummel durch Europa (1879)
Prinz und Bettelknabe (1881)
Leben auf dem Mississippi (1883)
Die Abenteuer des Huckleberry Finn (1884)
Ein Yankee am Hofe des Königs Artus (1889)
Der Querkopf Wilson (1894)
Der geheimnisvolle Fremde (posthum, 1916)
Gegen Ende seines Lebens hatte Twain eine Reihe schwerer Schicksalsschläge auszuhalten. Nachdem sein Sohn ja schon sehr früh gestorben war, hatte der Schriftsteller nun auch seine Tochter und seine Frau zu betrauern: Susan Olivia starb 1896 im Mark-Twain-Haus in Hartford, seine Frau verschied 1904 nach 22-monatiger Krankheit in Italien, in Florenz. Beruflich hingegen ging es für Twain weiterhin bergauf. Er erfreute sich eines enormen Renommees in nationalen und internationalen literarischen Kreisen und erhielt Auszeichnungen von mehreren Universitäten, darunter die Ehrendoktorwürde der Universität Yale. Im Spätwerk stellte Twain die Unterscheidbarkeit von Realität und Fantasie kategorisch zur Diskussion, etwa 1897 in »Which Was the Dream« (Welches war der Traum). Zudem engagierte er sich verstärkt politisch, beispielsweise mit antiimperialistischen Schriften wie 1905 mit »King Leopold’s Soliloquy« (König Leopolds Monolog).
Am 21. April 1910 starb Mark Twain in seinem Bett in Redding in Connecticut. Seine literarischen Nachlassverwalter vereinigten 1916 etliche bislang unveröffentlichte Fragmente zu dem Roman »The mysterious stranger« (Der geheimnisvolle Fremde), in dem die Nichtigkeit menschlichen Daseins noch einmal in erschütternder Zuspitzung thematisiert wird. Der große Schriftsteller Mark Twain war – erneut wurde das klar – weitaus mehr als der bloße Erzähler von Lausbubengeschichten, auf den man ihn später des Öfteren reduziert hat.
ÉMILE ZOLA
DER HEROS DES LITERARISCHEN NATURALISMUS
Émile Zola gilt als wichtigster Repräsentant des Naturalismus, einer ebenso bahnbrechenden wie umstrittenen Bewegung der Literaturszene im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, die in Norwegen mit Henrik Ibsen und in Deutschland mit Gerhart Hauptmann ihre herausragenden Vertreter hatte. Der Romancier, der international nicht zuletzt durch seine Stellungnahme in der Dreyfus-Affäre berühmt wurde, erfasste mit kühler Präzision die Wirklichkeit.
2. 4. 1840
Geburt in Paris
Oktober 1864
»Erzählungen an Ninon«, Zolas erstes Buch
1871–1893
»Die Rougon-Macquarts«
13. 1. 1898
»J’accuse« (Brief anlässlich der Dreyfus-Affäre)
1898–1899
Exil in England
29. 9. 1902
Tod in Paris
Am 2. April 1840 erblickte Émile Zola in Paris, in der Rue Saint-Joseph 10, das Licht der Welt. Am 30. April wurde er getauft. Sein Vater, François Zola, ein in Dalmatien geborener Italiener, konnte seinen Stammbaum auf Offiziere der Republik Venedig zurückführen. Er arbeitete als Bauingenieur sowie Landvermesser und baute im südfranzösischen Aix-en-Provence einen – später nach ihm benannten – Kanal für die Trinkwasserversorgung. Seine Mutter, die Großmutter Émiles, stammte aus dem griechischen Korfu.
Erst im Jahr 1833 war François Zola nach Frankreich eingewandert, wo er bei Ingenieursarbeiten in Paris Émilie-Aurélie Aubert, die Tochter eines in Burgund beheimateten, begüterten Bauunternehmers, kennen gelernt und bald darauf geheiratet hatte. In seinem Roman »Das Werk« setzte Émile Zola seiner Mutter 1886 ein literarisches Denkmal.
KINDHEIT UND JUGEND
1843 übersiedelten die Eltern nach Aix-en-Provence, wo Émile seine Kindheit verlebte. Sie verlief alles andere als harmonisch, da der Tod des Vaters 1847, der am Ende seines Lebens in mehrere Prozesse verwickelt gewesen war, die Familie in Armut und Not zurückließ. Émile besuchte ab 1847 das Alumneum »Notre-Dame« und ab 1852 für sechs Jahre das Collège Bourbon in Aix. Dort schloss er Freundschaft mit Paul Cézanne, der später als Maler berühmt werden sollte. Nach dem Erscheinen von »Das Werk« kam es jedoch zum Bruch zwischen den beiden, da sich Cézanne in der Hauptfigur des Romans, dem tragisch scheiternden Künstler Lantier, wieder erkannte. Noch im Alumneum las Zola französische Schriftsteller wie Alphonse de
Weitere Kostenlose Bücher