Worte bewegen die Welt
dessen Konkurrenz ihn zu stets neuen Höchstleistungen anspornte. Die Rivalen ließen keine Gelegenheit aus, um sich in ihren Stücken versteckt oder offen gegenseitig zu attackieren.
Bis zu seinem Tod, der angesichts fehlender biografischer Quellen nur ungefähr auf die Zeit kurz nach 385 v. Chr. angesetzt werden kann, war Aristophanes eine der dominierenden Figuren der Theaterszene von Athen. An Ruhm stand er seinen dem ernsteren Metier der Tragödie verpflichteten Zeitgenossen Sophokles und Euripides in nichts nach. Bei der breiten Masse des Publikums dürfte der um 445 v. Chr. als Sohn eines Philippos in der zu Athen gehörigen Gemeinde Kydathenaion geborene Dichter wegen der leichteren Verträglichkeit und auch wegen des häufig derben Witzes seiner komödiantischen Stoffe sogar noch beliebter gewesen sein. Zudem war er ungemein fleißig: Etwa 40 Komödien soll er in seinem äußerst produktiven Künstlerleben geschrieben haben, von denen allerdings nur noch elf vollständig erhalten sind. Da zwischen dem Erstling von 427 v. Chr. und dem letzten bekannten Stück, das 388 v. Chr. aufgeführt wurde, 39 Jahre liegen, hat er rein statistisch in jedem Jahr anlässlich der Dionysien etwa eine Komödie verfasst.
DER DICHTER EUPOLIS
(* 445, † UM 412 V. CHR.)
Der heute weitgehend vergessene griechische Dichter Eupolis war neben Kratinos und Aristophanes einer der bedeutendsten Vertreter der griechischen Komödie. Horaz zufolge »nahmen [sie] sich die Freiheit, jeden, den böse Sitten oder Übeltaten der Ahndung würdig machten, auf die Bühne zu stellen«. (Dionysos-Theaters in Athen, Holzstich nach einer Zeichnung von Josef Buehlmann; 1879).
Eupolis trat schon mit 17 Jahren als Dichter auf und errang sieben Mal den Sieg bei den Lenäen, den griechischen Dichterwettkämpfen. Den wenigen überlieferten Fragmenten nach zu urteilen, versuchte er dem Verfall der politischen und gesellschaftlichen Sitten durch Satire entgegenzuwirken.
Die Zeitgenossen rühmten Eupolis’ Erfindungsgabe, seinen ungezwungenen Witz und die kunstvolle und reine Sprache seiner vermutlich 20 Stücke, die nur in Fragmenten erhalten sind.
Die Persönlichkeit des Aristophanes liegt weitgehend im Dunkeln. Verzichtet man auf jegliche Spekulation, so gibt es nur äußerst spärliche konkrete und zuverlässige Angaben über sein Leben. Man weiß, dass der Dichter verheiratet war und aus dieser Ehe zwei Söhne, Aratos und Philippos, stammten, die ebenfalls als, allerdings weitaus weniger erfolgreiche, Komödiendichter tätig waren. Einmal hat Aristophanes wohl auch ein politisches Amt bekleidet. In schon vorgerücktem Alter kam er einer bürgerlichen Pflicht im demokratischen Athen nach und wurde Prytane, Mitglied der einflussreichen Ratsversammlung. Da diese knappen Fakten kaum geeignet sind, ein Profil des Menschen Aristophanes zu entwerfen, bleibt als einzige Möglichkeit, um etwas über seinen Charakter und seine Einstellung zu erfahren, nur das Studium und die Interpretation seiner Werke.
›Ohne ihn gelesen zu haben, lässt sich kaum wissen, wie dem Menschen sauwohl seyn kann.‹
Hegel über Aristophanes
KOMÖDIEN VOR DEM HINTERGRUND DES PELOPONNESISCHEN KRIEGS
Viel besser ist es um das Wissen über die Zeit, in der Aristophanes gelebt und gewirkt hat, bestellt. Als er um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zur Welt kam, war seine Heimatstadt Athen der politische und kulturelle Mittelpunkt von Griechenland. Perikles, über viele Jahre hinweg die maßgebliche Figur in der Demokratie der Athener, verfolgte einen Kurs der außenpolitischen Stärke. Längst hatte Athen den alten Rivalen Sparta überflügelt. Gleichzeitig sorgte Perikles dafür, dass Athen auch zu einer Hochburg von Wissenschaften und Künsten wurde.
Dann aber zogen dunkle Wolken am Himmel auf. Aristophanes war etwa 20 Jahre alt, als 431 v. Chr. die als Peloponnesischer Krieg bezeichnete militärische Auseinandersetzung zwischen Athen und Sparta ausbrach, die sein dichterisches Wirken nachhaltig prägen sollte. Der Krieg endete erst 404 v. Chr., nach 27 Jahren, und er brachte den Zusammenbruch der athenischen Vormachtstellung in Griechenland. In eben diesen 27 Jahren schrieb Aristophanes die meisten seiner Komödien, bei denen es sich demnach um in Kriegszeiten entstandene künstlerische Werke handelt.
Aristophanes hat, anders als Autoren späterer Zeiten, die unter ähnlichen äußeren Bedingungen zu arbeiten gezwungen waren, den Krieg und die durch diesen hergestellten
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