Worte bewegen die Welt
Alter von knapp 60 Jahren in der Stadt Tomi am Schwarzen Meer. Als Literat aber ist er unsterblich geblieben. Durch die in der Fremde entstandenen Schriften wurde er, der auch in der letzten Phase seiner dichterischen Existenz wie bei all seinem künstlerischen Tun ganz wesentlich auf seinen Nachruhm blickte, sogar noch zu einem Klassiker der Exilliteratur. »Ich werde leben« – die selbstsichere Prophezeiung im Epilog der »Metamorphosen« und die damit verbundene Hoffnung, mit seinen Werken Denkmäler für die Ewigkeit geschaffen zu haben, waren nicht unberechtigt.
HAUPTWERKE
20 v. Chr. Amores (Liebesgedichte)
15–1 v. Chr. Heroiden
1 v. Chr. Ars amatoria (Liebeskunst)
1 v. Chr.–10 n. Chr. Metamorphosen (Verwandlungen), Fasti (Festkalender)
8–12 n. Chr. Tristia (Trauergedichte)
12–17 n. Chr. Epistulae ex Ponto (Briefe vom Schwarzen Meer)
TIBERIUS
(* 42 V. CHR., † 37 N. CHR.)
Tiberius, eigentlich Tiberius Iulius Caesar Augustus, war von 14 bis 37 n. Chr. Kaiser des Römischen Reiches. Als Feldherr griff er 20 v. Chr. in Armenien ein, unterwarf das Alpengebiet, befriedete 10/9 v. Chr. Pannonien und Dalmatien und übernahm den Oberbefehl in Germanien. Nach seiner Heirat mit Augustus’ Enkelin Julia ging Tiberius von 6 v. Chr. bis 2 n. Chr. nach Rhodos in freiwillige Verbannung. 4 n. Chr. wurde er von Augustus adoptiert und erhielt 13 n. Chr. die Mitregentschaft. Nach Augustus’ Tod legte Tiberius Wert auf die Wahl zum Princeps durch den Senat. Ovids Hoffnung, von Tiberius begnadigt zu werden, erfüllte sich nicht.
Tiberius war auf eine gerechte Verwaltung und auf sparsame Finanzwirtschaft bedacht. Er knüpfte an die republikanische Tradition an und suchte in seiner Politik das Einvernehmen mit dem Senat. 26 n. Chr. zog er sich nach Capri zurück und überließ die Regierung dem Prätorianerpräfekten Sejan, den er aber 31 n. Chr. verhaften und hinrichten ließ.
WALTHER VON DER VOGELWEIDE
MITTELHOCHDEUTSCHER MINNESÄNGER
Walther von der Vogelweide gilt seit seiner Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert als größter Dichter des deutschen Mittelalters. Im 19. Jahrhundert wurde er zum fürstentreuen »Propheten des Reiches« und »Künder deutschen Wesens« popularisiert, später als Papstkritiker dem Kulturkampf einverleibt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte die historisch-kritische Betrachtung von ihm als Minnesänger und Sangspruchdichter ihr hohes Niveau
.
um 1170
Geburt
bis 1198
Aufenthalt am Wiener Hof
ab 1198
fahrender Berufssänger mit Dienstverhältnissen bei verschiedenen Landesfürsten
um 1220
Lehen durch Kaiser Friedrich II.
um 1230
Tod
Obwohl das Wort »ich« bei kaum einem anderen mittelalterlichen Dichter so häufig fällt wie bei Walther von der Vogelweide, ist es nicht eindeutig, ob sich dahinter autobiografische Aussagen verbergen. Die Sängerrollen, die Walther von der Vogelweide in seinen Minneliedern und Spruchdichtungen einnimmt, sind zunächst literarischer Art, und so bleibt die Frage, inwiefern das lyrische Ich seinem biografischen Ich zuzuordnen ist, ein Schlüsselproblem der Walther-von-der-Vogelweide-Forschung. Das einzige sichere Lebenszeugnis von Walther von der Vogelweide, das zugleich einzigartig ist, weil kein anderer Dichter zu dieser Zeit in einem historischen Dokument als solcher bezeichnet wird, bildet eine Notiz in den Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla. Aus ihr geht hervor, dass der Dichter Walther von der Vogelweide, »Walthero cantori de vogelweide«, am 12. November 1203 in Zeiselmauer, Österreich, fünf Schillinge für den Kauf eines Pelzrocks erhalten habe. Die Biografie Walthers von der Vogelweide beruht somit lediglich auf vielfach deutbaren Indizien aus seiner Dichtung, sodass nur das jeweils am wenigsten Unsichere angenommen werden kann:
Als Geburtsheimat von Walther von der Vogelweide gilt heute Österreich, mitunter die Gegend um Wien oder das Waldviertel. Es werden jedoch auch Feuchtwangen und die dortige Vogelweide erwogen, außerdem Franken (insbesondere auch Würzburg), Rheinfranken, Südtirol, Böhmen (Dux) und die Schweiz (Thurgau). Seine Erziehung und Ausbildung wird Walther von der Vogelweide in Österreich erhalten haben, »ze Oesterrîch lernde ich singen unde sagen«, und Österreich mochte für ihn auch die geistige Heimat gewesen sein, wenn man seine wiederholten Versuche, an den Wiener Hof von Herzog Leopold zurückzukehren, auf diese Weise deuten will. Auch sein Minnesang weist auf diese
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