Worte bewegen die Welt
Giovanni Colonna
1341
Dichterkrönung und Verleihung des Magistertitels auf dem Kapitol in Rom
1353–1361
im diplomatischen Dienste der Visconti
18. 7. 1374
Tod in Arquà
»Mein Körper«, schreibt Petrarca, »war in der Jugend nicht besonders kräftig … Mein Aussehen nicht blendend schön, aber doch so, dass es in jungen Jahren Gefallen finden konnte: Meine Hautfarbe war frisch …, meine Augen lebhaft und lange von großer Sehkraft, die mich aber nach meinem sechzigsten Jahr verließ, sodass ich … zur Brille greifen musste.« Etliche Bildnisse des 14. und 15. Jahrhunderts halten dieses Aussehen fest. Am aussagekräftigsten sind ein Fresko in der Universitätsaula zu Padua und die bald danach, um 1400, entstandene Zeichnung in dem Petrarca-Buch »De viris illustribus« – sie zeigen den Porträtierten beim Schreiben, vermutlich in seiner Bibliothek. Petrarca schrieb ständig, und er schrieb unermüdlich über sich selbst. Fast alle biografischen Daten stammen aus seiner eigenen Feder. Eine unumstößliche Zeitfolge ergibt sich daraus aber kaum, denn Petrarcas Arbeiten sind nur schwer zu datieren. Sie existieren häufig in mehreren Fassungen und weisen zahlreiche nachträgliche Änderungen und Zusätze auf.
Francesco Petrarca wurde am 20. Juli 1304 in Arezzo geboren. Die Stadt Florenz hatte seinen Vater am 20. Oktober 1302 infolge politischer Parteienkämpfe dorthin verbannt. Die Vorfahren der Familie stammten aus Incisa im Val d’Arno, das zum Florentiner Herrschaftsgebiet gehörte. Mindestens seit drei Generationen übten die Männer der Familie den Beruf des Notars aus. Sie alle führten keinen offiziellen Familiennamen, sondern unterschrieben mit dem Vornamen. Der Vater unterzeichnete als Ser Petracco, Petraccolo oder Patracholo – abzuleiten von »Pietro«. Erst Francesco entschied sich für die Version »Petrarca«, die er in der Folgezeit wie einen Familiennamen benutzte.
In Arezzo heiratete der finanziell nicht allzu gut gestellte Petracco eine gewisse Eletta de’ Canigiani, die er vermutlich in Florenz kennen gelernt hatte. Das Haus, in dem sie lebten und in dem Petrarca zur Welt kam, durfte später laut Anordnung der Stadtväter zum steten Andenken an den berühmten Sohn der Stadt nicht verändert werden. Das Gebäude steht heute noch. Allerdings hat Petrarca dort nur die ersten sieben Lebensmonate zugebracht. Denn während der Vater weiterhin im Exil blieb, zog der Junge mit seiner Mutter nach Incisa zurück. Die Eltern müssen aber zuweilen zusammengekommen sein, denn Francesco bekam zwei Brüder. Der ältere starb schon als Kind, der vermutlich 1307 geborene Gherardo jedoch sollte zu einem der wichtigsten Menschen in Petrarcas Leben werden. Keinerlei Verbindung scheint zu einem Stiefbruder namens Giovanni bestanden zu haben, einem in Arezzo gezeugten unehelichen Sohn Petraccos.
1310 war die Familie wieder vereint. Sie zog nach Pisa und bald darauf nach Genua. Dort lernte der siebenjährige Petrarca den mit seinem Großvater und seinem Vater befreundeten Dante kennen und bewundern. Die Familie kam nicht zur Ruhe. Im Spätherbst 1311 hielten sie sich in Marseille auf; ihr eigentliches Ziel war jedoch Avignon. Dorthin war im März des Jahres 1309 der Papsthof aus Rom verlegt worden, und dort sah Ser Petracco die Chance einer beruflichen Karriere. In der nunmehr von hohen Geistlichen und ihrer Dienerschaft überquellenden Kleinstadt Avignon fand die Familie jedoch keine akzeptable Wohnung und ließ sich deshalb etwa 20 Kilometer nordöstlich in Carpentras nieder. Die vier Jahre, die Petrarca dort zubrachte, bezeichnete er als die glücklichsten seines Lebens. Der Vater engagierte den Italiener Convenevole da Prato als Lehrer, der den Söhnen Lesen und Schreiben sowie Grundlagen in Grammatik, Rhetorik und Dialektik beibrachte und in Petrarca die Liebe zum altrömischen Schriftsteller Cicero weckte. Aber das sollte Nebensache bleiben, denn die Ausbildung zielte darauf ab, Petrarca auf den Beruf eines Notars vorzubereiten.
EIN MISSMUTIGER STUDENT UND ZWEI TODESFÄLLE
Nur ungern begann Petrarca 1316 sein Jurastudium an der Universität Montpellier. Dass ein ganz anderes Talent in ihm schlummerte, verriet paradoxerweise der Tod der Mutter, 1318 oder 1319, der ihn zu seiner vermutlich ersten Dichtung in lateinischer Sprache veranlasste. Mehr als eine unausgereifte Stilübung wurde aber noch nicht daraus. 1320 setzte Petrarca sein Studium in Bologna fort. Doch er ließ sich in dieser zu jener
Weitere Kostenlose Bücher