Worte bewegen die Welt
Er ging auf Fragen von Astronomie und Engelslehre ein und pries die Philosophie, die ihre Kraft aus ihrer engen Verknüpfung mit dem Geistesadel bezieht.
»ÜBER DIE VOLKSSPRACHE«
Der lateinisch geschriebene Traktat mit dem Titel »Über die Volkssprache« ist ungefähr zur selben Zeit wie »Das Gastmahl« entstanden, vieles spricht für eine Datierung um 1304. Die ursprünglich auf vier Bücher angelegte Abhandlung blieb unvollendet, sie bricht mitten im Text des zweiten Buches ab. Da Dante am Ende des ersten allerdings die geplante Gliederung der Schrift mitteilt, sind wir über das Projekt genau informiert. Grundsätzlich wollte er die Fertigkeit lehren, in der Volkssprache zu dichten. Wie im »Gastmahl«, enzyklopädisch und von einem eindrucksvollen Systematisierungswillen erfüllt, den nur manchmal eine Klage über sein Exil unterbricht, beginnt er mit einem sprachgeschichtlichen Abriss.
Hierauf gibt Dante eine Rangordnung der Volkssprachen und behandelt alle italienischen Dialekte. Er findet aber in keinem das Modell einer gesamtitalienischen Literatursprache, sie müsse man vielmehr aus den unterschiedlichen Regionalsprachen als »erhabene Volkssprache« herausdestillieren. Im zweiten Buch wird dargelegt, wer diese erhabene Sprachform in welcher Weise und bei welchem Gegenstand verwenden darf. Unter den klügsten und begabtesten Dichtern, die er hier als Vorbilder nennt, räumt er sich, selbst- und sendungsbewusst, eine hohe Stellung ein. Die Schrift, die Boccaccio noch bekannt war – er datierte sie allerdings auf die Zeit kurz vor Dantes Tod –, wurde erst Anfang des 16. Jahrhunderts wieder entdeckt, dann jedoch sogleich in die humanistische Diskussion über die beste Literatursprache integriert.
›Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.‹
Dante Alighieri
DAS PHILOSPHISCHE HAUPTWERK: »ÜBER DIE MONARCHIE«
Wie fruchtbar Dantes Zeit an dem weithin gerühmten Hof von Verona war, zeigt sein philosophisch-staatstheoretisches Traktat »Über die Monarchie«, dessen umstrittenes Entstehungsdatum neuere Forschungen auf 1317 ansetzen. In den drei Büchern der lateinisch abgefassten Schrift erörtert Dante die Idee einer universalen Monarchie, die Herleitung der imperialen Macht aus dem Zeitalter des Augustus und die Notwendigkeit der Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt. Sie einzufordern dürfte ihm nicht nur durch das von Vetternwirtschaft und Korruption geprägte Pontifikat von Innozenz VIII. geboten erschienen sein, sondern auch durch die theokratischen Ansprüche von dessen Nachfolgern auf dem päpstlichen Stuhl.
Die katholische Kirche tat sich mit diesem hoch gestimmten, aber auch leicht politisch instrumentalisierbaren Werk schwer: Boccaccio berichtete, dass unter Papst Johannes XXII. eine Handschrift des Buches in Rom verbrannt wurde, 1559 setzte es Papst Paul IV. auf den ersten Index der verbotenen Bücher, wo es bis 1881 verblieb. Heute gilt »Über die Monarchie« als Dantes philosophisches Hauptwerk.
»DIE GÖTTLICHE KOMÖDIE«
Auf einem Werk beruht Dantes Epochen und Räume übergreifender Dichterruhm, auf seinem »heiligen Gedicht«, seiner »Commedia«, der schon Zeitgenossen den Beinamen »divina« (»göttlich«) gaben. Ein zahlensymbolisch vielfältig verschlüsseltes Welt- und Lehrgedicht, das in drei Teile (italienisch cantiche) – »Die Hölle« (Inferno), »Der Läuterungsberg« (Purgatorio) und »Das Paradies« (Paradiso) – von insgesamt 14 233 elfsilbigen Versen gegliedert ist. Es umfasst 100 Gesänge und ist in Terzinen geschrieben, jener komplexen Form, die in ihrer Mitte jeweils den neuen Klang für die folgende Strophe vorgibt. Angekündigt am Ende von »Das neue Leben« entstand das Werk wahrscheinlich zwischen 1304 und 1320. Die in ihm geschilderten Ereignisse erstrecken sich vom 7. bis zum 14. April des Jahres 1300, wie man aus textinternen Angaben schließen kann. Der Text beginnt mit einer Art Prolog: Der Dichter »befindet sich in einem dunklen Wald«, er »ist vom rechten Weg abgekommen«, das heißt, er ist in verschiedene weltliche Sünden verstrickt und findet aus eigener Kraft keinen Weg zur Erlösung. In dieser Situation der Aussetzung tritt ihm Vergil entgegen, der von ihm hoch verehrte römische Dichter, und schlägt ihm den Weg durch jene drei Stadien des Glaubensvollzuges vor, die die Teile der »Göttlichen Komödie« benennen.
Diese sind nach Dantes eigenen,
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