Worte bewegen die Welt
dem abgekürzten Titel »Gargantua und Pantagruel«, wobei unklar ist, ob Rabelais sein Einverständnis zu der neuen Anordnung der beiden ursprünglich einzeln erschienenen Werke gegeben hat. 1544 wurden beide Ausgaben von der Sorbonne in die Liste der verbotenen Bücher aufgenommen.
Am 19. September 1545 erlaubte König Franz I. Rabelais für sechs Jahre die Publikation seines darauf folgenden Werkes sowie die Korrektur seiner beiden ersten, sogar gegen den Willen der katholischen Kirche. Nur so ist zu verstehen, dass Rabelais seinen richtigen Namen nun tatsächlich auf den Titel schreiben konnte. Sein ehemaliger Freund und Verleger Dolet dagegen wurde am 3. August 1545 wegen Ketzerei hingerichtet.
»Das dritte Buch der Heldentaten und Aussprüche des guten Pantagruel, verfasst vom H. Fran. Rabelais, Doktor in Medizin« wurde Anfang des Jahres 1546 herausgegeben. Nach der Verurteilung des Buches durch die kirchliche Zensur musste Rabelais trotz des Versprechens Franz I. im selben Jahr vor der kirchlichen Verfolgung nach Metz fliehen, und arbeitete dort in den nächsten zwei Jahren als Stadtarzt. Nach dem Tod Franz’ I. 1547 begab sich Rabelais nach Rom zu seinem einflussreichen Freund und Gönner, dem Kardinal du Bellay, und bemühte sich von dort aus erfolgreich um die Gunst Heinrichs II., des Nachfolgers von Franz I. 1551 verlieh Kardinal du Bellay Rabelais für seine Verdienste zwei Pfarreien in Paris als Pfründe; zwei Jahre später, am 9. April 1553, starb Rabelais.
SÉBASTIEN GRYPHE
(* 1493, † 1556)
Sébastien Gryphe oder wie sein lateinischer Name lautete, Sebastian Gryphius, war der Sohn des Reutlinger Buchdruckers Martin Greyff und ließ sich, nachdem er vermutlich bei seinem Vater das Buchdruckerhandwerk erlernt hatte, in Lyon nieder. Dort druckte er um die 300 Werke in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache, darunter eine lateinische Bibel von 1550, die in den größten bis dahin für Bibeldrucke gebrauchten Typen ausgeführt wurde. Gryphe brachte die Buchdruckerkunst in Lyon zu einer neuen Blüte und verlegte auch einige Schriften von Rabelais.
Gryphes Sohn Anton übernahm das Geschäft seines Vaters, Sébastiens Bruder Franz war Drucker in Paris.
»Das vierte Buch der Heldentaten und Aussprüche des guten Pantagruel«, bearbeitet mithilfe von Michel Fezandat, erschien 1552. Rabelais’ Autorschaft an dem erst nach seinem Tod herausgegebenen fünften Buch ist umstritten.
HANS SACHS
DICHTER UND HANDWERKER
Das literarische Werk des Dichters und Schusters Hans Sachs umfasst über 4000 Lieder, 85 Fastnachtsspiele, 130 Theaterstücke und Schwänke und zahlreiche Gedichte, in denen sich die deutsche mittelalterliche Tradition und die auf Erneuerung zielende Strömung des Humanismus vereinigen. Bis heute wird das populäre Bild des Dichters Hans Sachs von Richard Wagners Oper »Die Meistersinger von Nürnberg« geprägt
.
5. 11. 1494
Geburt in Nürnberg
1511–1516
Wanderjahre
1523
Veröffentlichung der »Wittenbergisch Nachtigall«
1527
Publikationsverbot
1530
Wiederaufnahme der literarischen Arbeit
19. 1. 1576
Tod in Nürnberg
Viel von dem, was wir über das Leben von Hans Sachs wissen, stammt aus seinem langen Gedicht »Summa all meiner gedicht«, das er 1566/67 verfasste. Einige Details zu seinem Leben finden sich auch in seinen anderen Werken. Offizielle Dokumente, die in den Stadtarchiven Nürnbergs aufbewahrt werden, berichten zudem von seiner Arbeit als Handwerker und seinen künstlerischen Aktivitäten, doch haben die literarischen Quellen die größte Aussagekraft.
Hans Sachs wurde am 5. November 1494 als einziges Kind eines angesehenen Meisters der Schneiderzunft in der Kotgasse (heute Brunnengasse) in Nürnberg geboren. Die Freie Reichsstadt Nürnberg war zu Sachs’ Lebzeiten auf ihrem wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Höhepunkt; Albrecht Dürer war damals ihr berühmtester Einwohner.
Ungewöhnlich lang für den Sohn eines Handwerkers, von 1501 bis 1509, besuchte Sachs eine der vier städtischen »Lateinschulen«, wo seine lebenslange Lesefreude geweckt wurde, von der folgendes Zitat zeugt: »Mein kurzweil aber ist gewesen/von jugent auf bücher zu lesen.« Von 1509 bis 1511 ging er bei einem Schuhmacher in die Lehre und ließ sich von dem Leineweber Lienhart Nunnenbeck in die Grundregeln des Meistersanges einführen. Die Meistersinger waren meist Handwerker, die sich in Vereinen zusammengeschlossen hatten und im Stil des gregorianischen
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