Worte bewegen die Welt
Gesangs – ohne instrumentale Begleitung – nach bestimmten Regeln komponierte Lieder sangen. In dieser Zeit war Hans Folz der Leiter der Nürnberger Meistersingervereinigung.
1511 begann Sachs gemäß der Bestimmung der Handwerksordnung, dass Gesellen, bevor sie als Meister zugelassen werden konnten, sich auf Wanderschaft begeben mussten, seine fünfjährige Wandergesellenzeit. Sie sollte ihn nach Regensburg, Passau, Salzburg, München, Frankfurt, Koblenz, Thüringen und Leipzig führen. In den Städten, in denen der Meistersang gepflegt wurde, engagierte sich Sachs im Singschulbetrieb. In Frankfurt durfte er selbstständig eine Aufführung einer Singschule leiten. Sein erstes Meisterlied mit dem Thema »Lob des Gottvaters« schrieb er während der Wanderschaft im Alter von 20 Jahren in München. Gleichzeitig entstanden seine ersten Schwänke in kurzen Reimpaaren, deren Stoff er Giovanni Boccaccios »Dekameron« entnahm, und epische Spruchgedichte, in denen er die Tugend preist. Boccaccios Buch beeinflusste Sachs stark, eröffnete ihm eine Welt neuer Ideen, die weder der religiösen Moral entsprachen noch der deutschen Tradition angehörten, und führte dazu, dass Sachs sich weiteren Renaissancedichtern zuwandte.
Im Jahr 1516 kehrte Sachs nach Nürnberg zurück, mit guten Kenntnissen als Schuster wie auch als Dichter. Danach sollte er die Stadt nur noch gelegentlich zu kurzen Reisen verlassen, um Material einzukaufen oder um der Einladung einer Meistersingerschule zu folgen.
Als angehender Meister musste er sich nach den Bedingungen der Zunftordnung verheiraten, doch mit der Wahl der Braut ließ sich Sachs drei Jahre Zeit. Erst wenige Monate vor der Meisterrechtsverleihung, am 9. September 1519, heiratete er Kunigunde Creutzer, eine 17-jährige Waise. Als Heiratsgut erhielt er das elterliche Haus in der Kotgasse, womit ein neuer Lebensabschnitt ohne finanzielle Sorgen beginnen konnte. Schwierigkeiten in dieser Hinsicht hatte er anscheinend nie, 1522 kaufte er sogar ein zweites Haus. Zeitgenössische Dokumente bestätigen, dass Sachs ein geschickter Schuhmacher war und zu jenen vermögenden Zunftmeistern gehörte, die eine Anzahl Gesellen beschäftigten. Später wurde er auch Grundstücksmakler und Geldverleiher. Sein Wohlstand ermöglichte ihm seine umfassende literarische Produktion und den Aufbau einer umfangreichen Bibliothek, wie sie damals sonst nur bei Adeligen zu finden war. Sachs und seine erste Frau hatten sieben Kinder, die das Ehepaar alle überlebte. Als Kunigunde 1560 starb, heiratete Sachs Barbara Endres, die fast vierzig Jahre jünger war.
HANS FOLZ
(* 1440, † 1513)
Der bekannteste Meistersinger des 15. Jahrhunderts war Hans Folz, der Leiter der Nürnberger Meistersingervereinigung war, als Hans Sachs dort die Grundregeln des Meistersangs lernte. Folz schrieb etwa 100 Meisterlieder vorwiegend religiösen Inhalts.
In seinen »Reformliedern« wehrte er den Versuch ab, in Nürnberg nur die Töne der alten Meister zuzulassen. In seinen Reimpaarsprüchen gestaltete er geistliche, moralisch-belehrende, historisch-politische und volkstümliche Themen; die 18 Schwankmären sind von derb-drastischer Komik und bringen meist eine moralische Nutzanwendung in gleichnishafter Form.
Die ihm zuzuschreibenden zwölf Fastnachtsspiele setzten die Tradition des Begründers der Handwerkerdichtung, Hans Rosenplüts, fort und sind im szenischen Aufbau und in der Dialogführung sehr bühnenwirksam: witzig realistisch und mit Sinn für Wort- und Situationskomik.
HANS SACHS UND DIE REFORMATION
Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen. Bis dahin war Sachs ein guter Katholik gewesen, aber die aufkommenden reformatorischen Ideen begannen auch auf ihn zu wirken. Sowohl das Weltbild des Dichters als auch sein literarisches Werk wandelten sich. Doch bevor Sachs seine Sympathie für die Reformation öffentlich zeigte, hüllte er sich drei Jahre lang in Schweigen. Es wird vermutet, dass der vernünftige Sachs in dieser Zeit einen langen Klärungsprozess durchlief.
Mit einem Schlage bekannt wurde Sachs dann mit der Veröffentlichung seines protestantischen Gedichtes »Wittenbergisch Nachtigall«, erschienen 1523 in Nürnberg, Zwickau und Eilenburg in sieben Auflagen. Das Gedicht ist eine volkstümliche Darstellung der Lehre Luthers und würdigt das nach Sachs’ Auffassung historische Verdienst des Reformators: die Reinigung des christlichen Glaubens. Das mittelalterliche Symbol
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