Wovon eine Prinzessin träumt (German Edition)
hatte.
Er ging zum Herd, um Tee aufzubrühen. „Wir können es uns auch genauso gut bei der Arbeit gemütlich machen.“
„Was für Arbeit?“
Ian lächelte. „Wir müssen doch einen Weg finden, deine Prinzessin zurückzugewinnen.“
Am liebsten hätte Louisa geweint, aber sie hatte keine Tränen. Sie spürte nichts. Weder Wut noch Hass. Garrett hatte sie für seine Zwecke benutzt. Und sie ekelte es an, aber vor allem, weil sie in ihrer Naivität zugelassen hatte, dass es so weit kommen konnte.
Nach ihrer Ankunft im Schloss war sie gleich auf ihr Zimmer gegangen und hatte sich dort umgesehen. Zum ersten Mal hatte sie die pinkfarbenen Vorhänge und das Bett mit dem gleichfarbigen Baldachin mal wieder richtig wahrgenommen. Die Puppensammlung auf dem Wandregal. Mit siebenundzwanzig Jahren lebte sie immer noch im Zimmer eines kleinen Mädchens.
Angewidert sammelte sie alles zusammen und stopfte es in eine Tasche. Als erste Tat des Tages beauftragte sie telefonisch einen Innenarchitekten damit, das Zimmer umzugestalten. Ihre Familie erhob keinen Einspruch.
„So kann das nicht weitergehen“, sagte Anne ein paar Tage später zu ihr. Louisa hatte sich nicht vor der ganzen Familie die Blöße geben wollen und deshalb nur ihre Schwester eingeweiht. Anne war die einzige, die wusste, was zwischen ihr und Garrett vorgefallen war.
„Was?“, fragte Louisa.
„Dass du so unglücklich bist! Dabei sollst du mich doch aufheitern! Wenn es so weitergeht, werde ich noch ganz depressiv.“
Louisa hatte eins gelernt. Sie wollte nicht länger versuchen, alle anderen davon zu überzeugen, dass das Leben aus eitel Sonnenschein bestand. Das war schließlich nicht wahr. Nie zuvor hatte sie eine so schmerzhafte Erfahrung gemacht. Vielleicht war die Teilnahmslosigkeit im Moment ihre Art, den Schmerz zu verarbeiten. Noch nicht einmal mehr der Lebkuchenmann interessierte sie wirklich.
Fünf Tage, nachdem sie sich von Garrett getrennt hatte, sprach Louisa gerade mit dem Innenarchitekten über die neue Einrichtung, da schaute Chris plötzlich ins Zimmer. Da er normalerweise immer bei Melissa im Krankenhaus war, freute Louisa sich, ihn zu sehen. „Ist es gerade ungünstig?“, fragte er.
„Nein, überhaupt nicht. Wir sind sowieso fertig.“
„Könntest du dann mal in mein Arbeitszimmer kommen? Ich möchte dich jemandem vorstellen.“
„Wem denn?“
„Einem Freund.“
Neugierig folgte Louisa ihm. Als sie jedoch den Mann sah, der in Jeans und Poloshirt gekleidet am Fenster im Arbeitszimmer stand, war sie wie erstarrt.
„Louisa, das ist ein guter Freund von mir, Garrett Sutherland. Garrett, darf ich dich mit Prinzessin Louisa bekannt machen?“
Langsam kam Garrett auf sie zu, eine Hand in der Hosentasche, in der anderen einen dicken braunen Briefumschlag. Zum ersten Mal seit fünf Tagen empfand Louisa etwas. Verwirrung.
Das war ihr offensichtlich anzusehen, denn Garrett sagte: „Ich wollte dir gern vorgestellt werden, weil ich nicht mehr der Mann bin, dem du auf dem Ball begegnet bist.“
Fragend sah sie zu Chris, der es kein bisschen ungewöhnlich zu finden schien, ihr den Mann vorzustellen, den sie seines Wissens nach eigentlich seit Wochen heiraten wollte.
„Er weiß Bescheid“, erklärte Garrett.
„Also, ich hab meinen Teil beigetragen“, sagte Chris zu Garrett. „Jetzt liegt es an dir.“
„Was liegt bei ihm?“, fragte Louisa. Ihr wurde ganz anders zumute, als ihr bewusst wurde, dass sie mit Garrett allein sein würde.
„Dich zurückzugewinnen“, ergänzte Garrett selbstbewusst.
Plötzlich war sie unsicher. „Du bekommst mich aber nicht zurück.“
„Wenn deine Entscheidung feststeht, kannst du dir ja auch anhören, was ich zu sagen habe, oder? Es sei denn, du hast Angst.“
Sie hatte keine Angst – sie fürchtete sich. Aber sie wollte ihm gegenüber keine Schwäche zeigen. „Na schön“, sagte sie und setzte sich in einen Sessel, die Arme vor der Brust verschränkt. „Sag, was du zu sagen hast. Allerdings verschwendest du nur deine Zeit.“
„Als Erstes“, meinte Garrett, nahm auf dem Sofa Platz und legte den Umschlag neben sich, „möchte ich dir danken.“
„Wofür denn?“
„Dafür, dass du die E-Mails gelesen hast. Du hattest ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Und wahrscheinlich wäre ich nie mutig genug gewesen, es dir selbst zu erzählen. Dann hätte ich bis zu meinem Lebensende mit der Furcht leben müssen, dass du es entdeckst.“
Weil sie nicht wusste, was sie darauf
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