Wovon träumt ein Millionär?
entlang, die Treppe hinab und zur Tür. Erst wenn sie sicher in ihrem Wagen saß, würde sie aufatmen können.
3. KAPITEL
„Hat Olivia schon wieder gebacken?“, fragte Mary, als sie einige Zeit später das Büro betrat. Obwohl sie niedergeschlagen war, hatte der Duft, den sie beim Eintreten wahrgenommen hatte, ihre Geschmacksknospen zum Leben erweckt.
Am Empfang, mit einem Teller kleiner goldbrauner Gebäckkugeln vor sich, saß Tess. „Ja, diesmal ist es Teegebäck“, seufzte sie und deutete auf den Teller. „Mit Preiselbeerfüllung. Greif zu.“
„Eigentlich habe ich gerade gegessen und bin ziemlich satt.“
„Ernsthaft? Zu satt, um eines von diesen Küchlein zu probieren?“
Mary verdrehte genüsslich die Augen und griff zu. „Du Teufel.“
„Ach, du kannst dir ruhig mal etwas gönnen“, entgegnete Tess und nahm sich noch eine der Gebäckkugeln.
„Wo steckt Olivia?“
„Sie probiert gerade ein weiteres Rezept für Teegebäck aus. Diesmal mit Schokolade.“
„Großartig.“
„Sie muss eine Einladung zum Abendessen organisieren. Für den verlassenen Bräutigam. Und wo warst du?“
Offenbar hatte Olivia ihr nichts über Ethans Auftauchen erzählt.
„Bei dem neuen Kunden, den Olivia erwähnt hat?“, fügte Tess hinzu.
Oder doch. Mary sah die Post auf ihrem Schreibtisch durch. „Ja. Ethan Curtis. Geschäftsführer der Harrington Corp. – und begierig darauf, in die erlauchten Kreise der oberen Zehntausend aufgenommen zu werden.“
„ Harrington Corp.? Ist das nicht die Versicherungsfirma deiner Familie?“
Mary nickte. „Das war sie zumindest. Bevor Ethan Curtis sie übernommen hat.“
„Interessant, dass er ausgerechnet dich engagiert hat“, stellte Tess beiläufig fest.
„Wahrscheinlich erhofft er sich über eine Verbindung zu mir Zutritt zu diesen Kreisen, in die er so gerne aufgenommen werden würde“, sagte Mary und hoffte, dass ihre Stimme möglichst unverbindlich klang.
„Olivia hat erzählt, er sähe ziemlich gut aus.“
„Hm, ja, ich glaub schon“, antwortete Mary ausweichend.
„‚Ein frisch rasierter Colin Farrell mit dem durchtrainierten Körper eines Bauarbeiters‘ – das waren ihre Worte, wenn ich mich recht entsinne.“
„Das beschreibt ihn ziemlich gut. Dabei hat sie ihn nur ungefähr fünf Sekunden lang gesehen.“
„Sei einfach vorsichtig“, sagte Tess ernst.
Eine solche Warnung von einer Frau, die sich praktisch nie um die persönlichen Probleme ihrer Partnerinnen kümmerte? Mary hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. „Er ist doch nur ein Kunde, Tess.“
„Ja. Sicher. Aber es ist nicht verkehrt, auf der Hut zu sein, Kleines. Pass einfach auf, dann wirst du auch nicht verletzt.“ Mit einer weiteren Gebäckkugel in der Hand deutete sie auf Mary. „Du kannst einen Menschen schließlich nie ganz genau kennen und weißt nicht, welche Ziele er wirklich verfolgt.“
Immer wenn Tess solch geheimnisvolle Äußerungen mach te, juckte es Mary in den Fingern zu fragen, was genau sie damit sagen wollte. Oder woher ihr Zynismus kam. Doch unter den Partnerinnen von No Ring Required herrschte ein stilles Einverständnis – ihre Vergangenheit behielten sie für sich.
Was Tess’ Kommentar betraf: Mary wusste ganz genau, wer Ethan Curtis war und was er wollte. Trotzdem hatte Tess recht. Wenn Mary an den heutigen Tag dachte, daran, wie sie sich gefühlt hatte, als sie ihm so nahe war, war ihr eines klar: Sie musste vorsichtig sein. Sie musste versuchen, die professionelle Distanz zu wahren. Für gewöhnlich fiel ihr das nicht schwer. Doch bei Ethan war alles anders …
„Ich werde vorsichtig sein.“ Sie warf ihrer Partnerin ein beruhigendes Lächeln zu. „Aber etwas anderes: Mr. Curtis hat mir genau fünf Tage gegeben, um ein ausgesprochen wichtiges und elegantes Event zu organisieren. Ich sollte mich also besser an die Arbeit machen.“ Mit einem Blick auf den Teller mit dem köstlichen Gebäck grummelte sie: „Olivia soll verdammt sein.“ Sie nahm ein Küchlein und ging in ihr Büro.
Bisher hatte Ethan eine ortsansässige Cateringfirma mit der Planung seiner Partys beauftragt. In vornehmer Umgebung hatten so regelmäßig elegante, wenn auch eher langweilige Events stattgefunden. Und bisher hatte Ethan sich damit zufriedengegeben.
Doch dann hatte er Mary Kelley gebeten, seine Party zu planen …
Zwar hatte er Zweifel gehegt, als sie mit ihrem Menüvorschlag und den Details ihrer Planung zu ihm gekommen war. Ob seine doch eher
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