WoW 01 - Aufstieg der Horde
Besucher zu viel getrunken hatte und streitlustig war. Der Wind drehte, und er lachte, als er Orgrims Geruch wahrnahm.
»Willkommen, mein alter Freund«, rief er und umarmte den anderen Orc herzlich. Obwohl Durotan groß war, überragte ihn Orgrim wie schon in der Jugend. Als er den Stellvertreter des Schwarzfelshäuptlings sah, fragte sich Durotan, wie er Orgrim überhaupt in irgendetwas hatte schlagen können.
Orgrim grunzte und klatschte Durotan auf die Schulter. »Dein Lager ist klein, aber es riecht am besten«, sagte er, während er einen Blick zu dem Fleisch warf, das über dem Feuer briet, und dann schnüffelte.
»Dann reiß dir ein dickes Stück vom Talbuk heraus und lass deine Aufgaben für eine Weile ruhen«, sagte Draka.
»Würde ich gern, wenn ich könnte«, erwiderte Orgrim und seufzte. »Aber ich habe nicht viel Zeit. Wenn der Häuptling des Frostwolf-Clans so nett wäre, mich ein Stück zu begleiten, würde ich mich sehr geehrt fühlen.«
»Dann lass uns gehen«, antwortete Durotan.
Sie verließen das Lager und gingen eine Weile wortlos, bis die Lagerfeuer kleine blinkende Lichter in der Ferne waren und sie sicher sein konnten, dass niemand sie sehen oder hören konnte. Beide Orcs schnüffelten im Wind. Orgrim schwieg eine Weile, und Durotan wartete mit der Geduld des wahren Jägers.
Schließlich ergriff Orgrim das Wort. »Schwarzfaust wollte nicht, dass wir kommen«, sagte er. »Er fand es erniedrigend, dass Ner'zhul uns rief, als wären wir Haustiere.«
»Draka und ich haben zunächst genauso gedacht, aber ich bin froh, dass wir dann doch gekommen sind. Du hast Ner'zhuls Gesicht gesehen. Ein Blick genügte, und ich wusste, dass es richtig war herzukommen.«
Orgrim schnaubte. »Ich sehe das genauso, aber als ich das Lager verlassen habe, hat Schwarzfaust immer noch gegen den Schamanen gewettert. Er sieht nicht das, was du und ich sehen.«
Es stand Durotan nicht zu, schlecht über einen anderen Clanführer zu sprechen. Aber es war kein Geheimnis, was die meisten Orcs über Schwarzfaust dachten. Er war sicherlich ein machtvoller Orc in seinen besten Jahren, größer und stärker als jeder andere Orc, den Durotan kannte. Und er war auch nicht dumm. Aber etwas war an ihm, das dafür sorgte, dass sich Durotans Nackenhaare sträubten. Dennoch entschied er sich, den Mund zu halten.
»Ich sehe selbst im Dunkeln, dass du mit dir kämpfst, alter Freund«, sagte Orgrim leise. »Du musst nichts sagen, ich weiß es auch so. Er ist mein Häuptling. Ich habe ihm die Treue geschworen, und ich werde diesen Schwur nicht brechen. Aber auch ich habe meine Bedenken.«
Dieses Eingeständnis erschreckte Durotan. »Hast du?«
Orgrim nickte. »Ich bin hin- und hergerissen, Durotan. Auf der einen Seite meine Treue, auf der anderen das, was Herz und Verstand mir sagen. Mögest du niemals in so eine Lage geraten. Als Stellvertreter kann ich vermitteln, aber nur ein wenig. Er ist der Anführer des Clans, und er hat das Sagen. Ich kann nur hoffen, dass er den anderen morgen zuhört und nicht stur auf seinem verletzten Stolz, beharrt.«
Durotan teilte diese Hoffnung. Wenn die Dinge tatsächlich so schlimm waren, wie Ner'zhuls Gesichtsausdruck erahnen ließ, dann war ein Anführer eines der mächtigsten Clans, der sich wie ein trotziges Kind benahm, das Letzte, was sie brauchen konnten.
Sein Blick fiel auf einen dunklen Umriss auf Orgrims Rücken. Stolz und Trauer durchfluteten ihn, als er sagte: »Du trägst jetzt den Schicksalshammer. Ich wusste nicht, dass dein Vater gestorben ist.«
»Er starb tapfer und ehrenvoll«, sagte Orgrim. Er zögerte, dann ergänzte er: »Erinnerst du dich an den Tag vor langer Zeit, als wir vor dem Oger flohen und die Draenei uns gerettet haben?«
»Wie könnte ich das jemals vergessen?«, antwortete Durotan.
»Ihr Prophet sprach von einer Zeit, in der ich den Schicksalshammer erhalten würde«, sagte Orgrim. »Ich war so aufgeregt bei dem Gedanken, ihn auf der Jagd zu führen. Damals habe ich zum ersten Mal verstanden, richtig verstanden, dass der Tag, an dem ich die Waffe erhalten würde, derselbe Tag wäre, an dem ich meinen Vater verlieren würde.«
Er löste die Waffe von seinem Rücken und hob sie. Es war, als beobachte man einen Tänzer, denn seine Bewegung war voller Macht und Anmut. Der Mond beschien Orgrims starken Körper, als er den Hammer führte. Schwer atmend und schwitzend steckte er die Waffe schließlich zurück.
»Es ist ein herrliches Ding«, sagte Orgrim leise.
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