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WoW 01 - Aufstieg der Horde

WoW 01 - Aufstieg der Horde

Titel: WoW 01 - Aufstieg der Horde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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erinnern konnte. Die Legende besagte, dass er ein Geschenk war, das sie vor langer Zeit erhalten hatten. Der Kristall hatte es ihnen ermöglicht, ihre geistigen Fähigkeiten zu verstärken und gleichzeitig ihr Wissen um die Geheimnisse des Universums zu erweitern. In der Vergangenheit hatte man ihn benutzt, um Kranke zu heilen und um Visionen zu empfangen.
    Letzteres wollte Velen an diesem Abend tun. Respektvoll ging er nach vorn und berührte den dreieckigen Kristall. Die von ihm ausgehende Wärme, die sich wie ein kleines Tier in seine Handfläche schmiegte, beruhigte ihn. Er atmete tief ein, ließ die vertraute Kraft in sich hineinströmen, senkte dann die Hand und verließ den Kreis.
    Velen schloss die Augen. Er öffnete jeden Teil von sich, der empfangen konnte: Körper, Geist und magisches Gespür. Alles, was er anfangs sah, schien nur Sargeras' Versprechungen zu bestätigen. Er sah sich selbst, gemeinsam mit Kil'jaeden und Archimonde, als Herren über ihr eigenes ehrbares und stolzes Volk und über zahllose andere Welten. Macht umgab sie, eine Macht, so berauschend wie eine Droge. Strahlende Städte gehörten ihnen samt deren Bewohner. Mit Jubel und Anbetungsrufen wurden sie gehuldigt. Technologie, von der Velen noch nicht einmal geträumt hatte, harrte der Erforschung. Folianten in fremden Sprachen wurden für ihn übersetzt und enthüllten eine Magie, die er sich bis dahin nicht hatte vorstellen können.
    Es war herrlich, und sein Herz schwoll vor Freude.
    Er sah Kil'jaeden an. Sein alter Freund lächelte. Archimonde legte ihm die Hand kameradschaftlich auf die Schulter.
    Dann schaute Velen an sich herab.
    Und schrie vor Entsetzen auf.
    Sein Körper war plötzlich riesig, aber verzogen und deformiert. Seine vormals glatte blaue Haut war schwarz, braun und rau, wie ein einst stolzer Baum, der krank geworden war. Licht strahlte von ihm aus. Aber es war nicht das reine Licht machtvoller positiver Energie, sondern von kränklichem Grün. Verzweifelt drehte er sich zu seinen Freunden um. Sie hatten sich ebenfalls verwandelt. Auch von ihnen war nichts geblieben von dem, was sie einst gewesen waren. Stattdessen waren sie jetzt...
    Man'ari.
    In der Sprache der Eredar stand es für etwas fürchterlich
Falsches,
etwas Unnatürliches und Besudeltes, und es schien mit der Kraft eines schimmernden Schwertes in seinen Geist gerammt zu werden. Er schrie wieder, und seine Knie zitterten. Velen wandte seinen Blick von dem verunstalteten Körper ab und suchte nach dem Frieden, dem Wohlstand und dem Wissen, die Sargeras ihm versprochen hatte. Er sah nur Gräueltaten. Wo vorher eine jubelnde Menge gestanden hatte, gab es nur noch verstümmelte Leichen und solche, die wie er selbst, wie Kil'jaeden, wie Archimonde, in Monster verwandelt worden waren. Zwischen den Toten bewegten sich Wesen, wie Velen sie noch nie gesehen hatte. Merkwürdige Hunde, aus deren Rücken Tentakel wuchsen. Kleine pervertierte Gestalten, die tanzten, herumtollten und über das Gemetzel lachten. Vermeintlich schöne Kreaturen, die ihre Flügel ausbreiteten und sich mit Freude und Stolz das anschauten, was sie angerichtet hatten. Wo ihre Hufe den Boden berührten, starb die Erde. Nicht einfach nur das Gras, sondern der Boden selbst. Alles, was Leben spendete, wurde ausgelöscht.
    Das also plante Sargeras für die Eredar. Das war die »Verbesserung«, die er ihnen in so leuchtenden Farben ausgemalt hatte. Wenn sich Velens Volk mit Sargeras verbündete, verwandelten sie sich in diese Monstrositäten, diese Man'ari. Und irgendwie begriff Velen, dass er nicht nur einen Einzelfall gesehen hatte. Es würde nicht nur diese eine Welt fallen. Es wären Dutzende oder Hunderte oder gar Tausende.
    Wenn er Sargeras beistand, würde
alles
zerstört werden. Diese Legion der Man'ari würde sich weiterwälzen, unterstützt von Kil'jaeden und Archimonde und... möge alles, was gut und rein war, ihm beistehen... und unterstützt von Velen selbst. Sie würden nicht aufhören, bevor alles derart verändert und verderbt war wie dieses Land, das Velen in seiner verstörenden Vision gesehen hatte. War Sargeras wahnsinnig? Oder, schlimmer noch, durchschaute er all das und wollte er es so?
    Blut und flüssiges Feuer strömten, regneten auf ihn herab, verbrannten ihn, bespritzten ihn, bis er zu Boden fiel und weinte.
    Gnädigerweise verschwand die Vision. Velen blinzelte, stolperte. Mittlerweile war er allein im Tempel, und der Kristall glühte tröstend. Er war dankbar für diese

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