WoW 01 - Aufstieg der Horde
Aktivitäten, die heimlich stattfanden, mitbekamen.
Mit verblüffender Geschwindigkeit und doch qualvoller Langsamkeit wurde das Netz vollendet. Als der Tag schließlich kam und sich die Eredar, die Velen ausgesucht hatte, auf der Spitze des höchsten Berges ihrer alten Welt versammelten, erkannte Velen, dass deren Zahl erschreckend gering war. Es waren gerade mal ein paar Hundert. Es waren diejenigen, denen Velen wahrlich traute. Er hatte nicht gewagt, mehr zu kontaktieren.
Erst vor Kurzem hatte Velen den Ata'mal-Kristall von seinem Platz entfernt. Er hatte die letzten Tage damit verbracht, eine Fälschung herzustellen, damit sein Fehlen nicht bemerkt wurde und kein Alarm ausgelöst wurde. Er hatte ihn mit äußerster Sorgfalt aus einem einfachen Stein geschnitzt und einen Schimmer darauf beschworen, damit er leuchtete. Aber er blieb tot, wenn man ihn berührte. Sobald jemand die Finger auf den Stein legte, würde der Diebstahl auffallen.
Den echten Ata'mal-Kristall hielt er nun nah an seinem Herzen, als er seine Leute beobachtete, wie sie den Berg hinaufstiegen, mit ihren starken Beinen und den festen Hufen. Viele waren schon da und schauten erwartungsvoll zu ihm auf. Die Frage lag in ihren Augen, wenn nicht auf ihren Lippen: Wie, so fragten sie sich, würden sie fliehen?
Das fragte sich auch Velen. Für einen Moment verzweifelte er, aber dann erinnerte er sich an das strahlende Wesen, das seine Gedanken mit den seinen verschmolzen hatte. Sie würden kommen. Er wusste es.
Aber jeder Moment, der ungenutzt verstrich, erhöhte die Gefahr der Entdeckung. Und viele waren noch nicht da, nicht einmal Talgath.
Restalaan, ein anderer alter und vertrauenswürdiger Freund, lächelte Velen an. »Sie werden bald hier sein«, sagte er beruhigend.
Velen nickte. Wahrscheinlich hatte Restalaan recht. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass Kil'jaeden und Archimonde von seinem unglaublich gewagten Plan Wind bekommen hatten. Sie waren viel zu beschäftigt gewesen mit dem Gedanken an ihre zukünftige Macht.
Und trotzdem, trotzdem...
Derselbe Instinkt, der ihn davor gewarnt hatte, Sargeras zu trauen, meldete sich wieder. Irgendetwas stimmte nicht. Er bemerkte, wie er auf und ab lief.
Und plötzlich waren sie da.
Talgath und einige andere bewältigten den kleinen Anstieg, lachten und winkten. Velen entspannte sich. Er wollte ihnen gerade entgegengehen, als der Kristall, den er trug, einen machtvollen Stoß durch seinen Körper schickte. Seine blauen Finger umklammerten den Edelstein, und sein Geist öffnete sich der Warnung. Velens Knie zitterten, als die mentale Aura ihn schier überwältigte.
Sargeras hatte schon mit der Umsetzung seines Plans begonnen. Er hatte bereits angefangen, seine abscheuliche Legion zu erschaffen. Er hatte Eredars genommen, die dumm oder vertrauensselig genug gewesen waren, um Kil'jaeden und Archimonde zu glauben, und hatte sie in Man'ari verwandelt, wie Velen sie in seiner Vision gesehen hatte. Es waren bereits Tausende, von unterschiedlichster Art und mit unterschiedlichsten Fähigkeiten, die sich gerade außerhalb seiner Sichtweite befanden. Sie waren irgendwie getarnt. Wenn er nicht den Ata'mal-Kristall gehalten hätte, er hätte nichts bemerkt, bevor es zu spät gewesen wäre.
Und es konnte bereits zu spät sein.
Er schaute Talgath an und erkannte, dass die Verderbtheit von seinem alten Freund ebenso ausging wie von der Legion aus Monstern, die sich noch außerhalb seiner Sichtweite befand. Ein Gebet, das aus den Tiefen seiner verzweifelten Seele kam, durchfuhr seinen Geist:
K'ure! Hilf uns!
Da erschienen die Man'ari, kletterten den Berg hinauf. Sie spürten, dass sie entdeckt worden waren, und bewegten sich wie hungrige Jäger. Velen wusste, dass der Tod dem vorzuziehen war, was diese entstellten Eredar ihm antun würden. Velen ergriff den Ata'mal-Kristall und stieß ihn empor.
Als hätte sich der Himmel selbst geöffnet, erschien ein reiner Strahl hellen weißen Lichts. Seine Herrlichkeit schien direkt auf das kristallene Prisma, und vor Velens Augen spaltete sich das weiße Licht in sieben einzelne Strahlen von verschiedener Farbe. Schmerz durchzuckte Velen, als der Kristall zersplitterte. Die scharfen Kanten schnitten in seine Finger. Er schnappte nach Luft und ließ instinktiv den zersprungenen Kristall los. Dann jedoch beobachtete er verzückt, wie die Teile in der Luft schwebten. Jedes verwandelte sich in eine perfekte Kugel und nahm die sieben Farbschattierungen aus dem Licht an,
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