WoW 01 - Aufstieg der Horde
Geschichte hinter dem Namen ist lang und soll ein anderes Mal erzählt werden. Durch die Gnade der Geister und das Blut der Helden, das durch meine Venen strömt, wurde ich Kriegshäuptling meines Volkes, den Orcs, und der Anführer einer Gruppe von Völkern, bekannt als die Horde. Wie es dazu kam, das ist ebenfalls eine andere Geschichte. Die Geschichte, die ich erzählen möchte, bevor die, die sie miterlebt haben, zu den ehrenwerten Ahnen entschwinden, ist die Geschichte meines Vaters Und derer, die an ihn geglaubt haben, und derjenigen, die ihn und unser ganzes Volk verraten haben.
Was aus uns geworden wäre, hätten diese Ereignisse nicht stattgefunden, kann nicht einmal der weise Schamane Drek'Thar sagen. Die Wege des Schicksals sind oft merkwürdig, und kein gesundes Wesen sollte es je wagen, den vermeintlich angenehmeren Weg des »wenn nur« einzuschlagen. Was passiert ist, ist passiert; mein Volk muss sowohl die Schmach als auch den Ruhm seiner Taten schultern.
Diese Geschichte handelt nicht von der Horde, wie wir sie heutzutage kennen, ein lockerer Verbund von Orcs, Tauren, Verlassenen, Trollen und Blutelfen, sondern vom Aufstieg der allerersten Horde. Ihre Geburt wurde wie bei jedem Kind durch Blut und Schmerz geprägt, und ihr rauer Ruf nach Leben bedeutete den Tod für ihre Feinde...
Für solch eine finstere und blutrünstige Geschichte beginnt sie sehr friedlich, mitten in den geschwungenen Hügeln und Tälern eines grünen Landes mit dem Namen Draenor...
Der Herzschlagrhythmus der Trommeln wiegte die jüngeren Orcs in den Schlaf, aber Durotan vom Frostwolf-Clan war hellwach. Er lag mit den anderen auf dem harten Waldboden im Schlafzelt, doch die großzügige Polsterung aus Stroh und einem dicken Spalthufpelz schützten ihn vor der Kälte der gefrorenen Erde. Trotzdem spürte er die Schwingungen der Trommeln durch den Boden. Seine Ohren wurden von ihrem Klang umschmeichelt. Wie gern wäre er dabei!
Durotan musste noch einen Sommer warten, bevor er am
Om'riggor
teilnehmen durfte, dem Ritus der Volljährigkeit. Bis zu diesem herbeigesehnten Fest musste er damit leben, mit den Kindern in das große Zelt abgeschoben zu werden, während die Erwachsenen um das Feuer saßen und über die Dinge sprachen, die zweifelsfrei geheimnisvoll und wichtig waren.
Er seufzte und wälzte sich auf dem Pelz. Es war nicht fair.
Die Orcs bekämpften sich nicht untereinander. Andererseits waren sie aber auch nicht sonderlich sozial eingestellt. Jeder Clan blieb unter sich, mit seinen Traditionen, Bräuchen, Eigenarten der Kleidung, Geschichten und Schamanen. Es gab sogar verschiedene Dialekte, die sich derart unterschieden, dass sich einige Orcs nicht miteinander unterhalten konnten, wenn sie sich nicht der Gemeinsamen Sprache bedienten. Sie wirkten fast so unterschiedlich wie die andere vernunftbegabte Rasse, die mit ihnen die Früchte von Wald, Feld und Flüssen teilte: die geheimnisvollen blauhäutigen Draenei. Nur zweimal im Jahr, im Frühjahr und Herbst, kamen die Clans zusammen, so wie sie es gerade taten, um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche zu feiern.
Das Fest hatte am letzten Abend bei Mondaufgang begonnen. Allerdings hielten sich die Orcs bereits seit einigen Tagen an diesem Ort auf. Das Kosh'harg-Fest wurde seit Ewigkeiten auf dem heiligen Boden im Land, das die Orcs Nagrand nannten – »Land der Winde« gefeiert, das im schützenden Schatten des »Geisterbergs«, des Oshu'gun lag. Obwohl rituelle Kämpfe nicht unüblich waren während des Festes, hatte es sonst nie Ärger öder Gewalttätigkeiten gegeben. Wenn sich die Gemüter erhitzten, wie es manchmal geschah, hielten die Schamanen die beteiligten Parteien dazu an, ihre Konflikte friedlich zu lösen, oder sie hatten den heiligen Bereich zu verlassen.
Das Land der Gegend war saftig, fruchtbar und wirkte auf die Orcs beruhigend. Durotan fragte sich manchmal, ob das so war, weil die Orcs hier Frieden hielten, oder ob die Orcs friedlich waren, weil das Land sie dazu brachte. Er fragte sich oft solche Dinge und behielt sie stets für sich, weil nie jemand anderes solche Ideen äußerte.
Durotan seufzte still, seine Gedanken rasten, sein Herz schlug im antwortenden Rhythmus zu den Trommeln draußen. Die letzte Nacht war wundervoll gewesen, hatte Durotans Seele aufgewühlt. Als die Bleiche Dame in ihrer abnehmenden Phase hinter den Bäumen erschien, dabei immer noch hell genug, dass ihr mächtiges Licht auf dem weißen Schnee reflektiert wurde, erhob sich
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